20. Februar 2011

Das Föderationsjugendlager

Das diesjährige Föderationsjugendlager findet vom 10. bis 23. Juli 2011 in Kanada statt (siehe Einladung auf dieser Seite). Die Ursprünge des Föderationsjugendlagers gehen zurück auf die ab 1971 in zweijährigem Rhythmus organisierten „Internationalen Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendlager“, an denen Jugendliche aus Deutschland, Österreich, Kanada und den USA teilnahmen. Nach den ersten beiden Internationalen Jugendlagern 1971, vor vierzig Jahren, und 1973 in Deutschland rotierte die Veranstaltung wechselweise in den teilnehmenden Ländern. 1983 schlossen sich die Landsmannschaften in Deutschland, Kanada und Österreich sowie der Zentralverband der Siebenbürger Sachsen in den USA zu einer Föderation zusammen. So wandelte sich der Veranstaltungstitel (1988) zum „Föderationsjugendlager“ (kurz FÖJULA). Nach der Wende, 1991, wurde das FÖJULA zum ersten Mal auch in Siebenbürgen ausgerichtet. Hier kümmerte sich das 1990 ins Leben gerufene „Jugendforum Hermannstadt“ um die Organisation und die Ausrichtung des Föderationsjugendlagers.
Zum einen soll das FÖJULA der grenzüberschreitenden Gemeinschaftspflege sowie der Kontaktpflege zu gleichgesinnten Jugendlichen aus den Föderationsländern dienen. Zum anderen sollen die Jugendlichen das Gastgeberland kennen lernen und Einblicke in die siebenbürgisch-sächsische Kultur im jeweiligen Land erhalten. Aus den Mitgliedsländern der Föderation können in jedem Ausrichtungsjahr jeweils fünf Jugendliche teilnehmen. Die Jugendlichen werden von einer Bezugsperson aus dem jeweiligen Gastgeberland betreut. Sollte eines der Föderationsländer nicht teilnehmen oder nicht alle fünf Plätze besetzen, besteht die Möglichkeit, dass aus einem anderen Land diese Plätze genutzt werden.

FÖJULA 2005 in den USA

Beim 18. Föderationsjugendlager, das Anfang Juli 2005 in den USA stattfand, konnten Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren ihre gemeinsamen Wurzeln entdecken und den kulturellen Schatz unserer Gemeinschaft pflegen. In den zwei Wochen wurden mehrere „Saxon Clubs“ besucht, wie zum Beispiel der Club in Salem, in Erie und in Youngstown, sowie der Eintracht-Männerchor in New Castle, Pennsylvania. Die Jugendlichen lernten die Vorsitzenden der Clubs und einige Clubmitglieder kennen, von denen sie herzlich empfangen und bewirtet wurden.
Jugendlager 2005 in den USA: Gruppenfoto bei den ...
Jugendlager 2005 in den USA: Gruppenfoto bei den Niagara-Wasserfällen.
Am beeindruckendsten war für die Jugendlichen der Abend in New Castle. Der Männerchor brachte zur Begrüßung ein Ständchen in siebenbürgisch-sächsischer Mundart dar und nach dem leckeren Essen wurde viel gesungen und gefeiert. Zum ersten Mal ergab sich die Gelegenheit, „Amerikaner“ sächsisch sprechen zu hören. Die Jugendlichen tauschten sich über die Situation unserer Landsleute hüben und drüben aus. Ein weiterer Programmpunkt des siebenbürgisch-sächsischen Kulturguts im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war die Besichtigung der Kirche in Ellwood City, die seit 1902 als die erste siebenbürgisch-sächsische Kirche in den USA gilt. Erwähnenswert ist hier der hölzerne, schlicht gehaltene Altar, der mit seinen sieben Spitzen, an die sieben Burgen erinnern soll. Durch einige Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse im Staat Ohio erhielten die Jugendlichen einen kleinen Einblick in den „American Way of Life“. Hierzu zählten unter anderem der Besuch des Tierparks in Cleveland, der Zeitungs­druckerei „The Plain Dealer“ und der „Rock’n’ Roll Hall of Fame“. In den zwei Wochen wurde gemeinsam viel erlebt. Die Jugendlichen hatten eine Menge Spaß. So ein Zusammenhalt, wie die Jugendlichen ihn hier kennen lernen, ist selten. Nach den Jugendlagern möchte es keiner missen, dabei gewesen zu sein. Die Kontakte, die hier unter den Jugendlichen geknüpft werden, gehen oft über die Grenzen hinaus. Es entstehen wertvolle Freundschaften, die ein Leben lang halten. In den beiden folgenden Interviews von Christine Göltsch mit Ines Potsch und Astrid Sutoris mit Edeltraut Funk geben zwei ehemalige Teilnehmerinnen des Föderationsjugendlagers 2005 Auskunft, wie sie es fanden und was sie damit heute noch verbinden.

Ines Potsch: Es war einfach so cool!

Ines, du hast am Föderationsjugendlager in den USA teilgenommen.
Ja, das war 2005 in Ohio, in Alliance, im Mount Union College.

Wie bist du damals auf das Föderationsjugendlager aufmerksam geworden?
Einmal durch die SJD selbst – durch eine Info von der SJD. Und dann gab es ja in der Siebenbürgischen Zeitung eine Ausschreibung, die hab ich mir durchgelesen.

Und das hast du interessant gefunden?
Ja, doch! Fand ich echt gut! Hab gedacht: coole Sache!

Was verbindest du denn heute noch mit dem Föderationsjugendlager?
In erster Hinsicht Partys! Partys waren eigentlich an der Tagesordnung. Und Reisen. Jeden Tag haben wir was anderes erlebt. Das war einfach cool! Jeden Tag haben wir neue Leute kennen gelernt. Leute, mit denen man sonst nie zusammen gekommen wäre.

Und was würdest du als dein schönstes Erlebnis bezeichnen?
Da gab es viele! Also, die Hauptattraktion für mich war der bekannte Freizeitpark in Sandusky, Ohio „Cedar Point“, mit der zweithöchsten und zweitschnellsten Achterbahn der Welt. Das fand ich ziemlich cool. Ja, und dann unsere gemeinsamen Abende. Wir hatten unseren eigenen Bereich – einen Partykeller. Dort waren wir jeden Abend und haben einfach nur super viel Spaß gehabt.

Ines Potsch ...
Ines Potsch
Wenn du die Möglichkeit hättest, würdest du noch einmal teilnehmen?
Ja! Es war einfach so cool! Die Gruppe, die ganzen Leute – ich hab so viele Leute kennen gelernt, mit denen ich niemals zusammen gekommen wäre; mit denen ich auf dem Ball wahrscheinlich niemals geredet hätte. Die Gruppe ist einfach zusammengewachsen! Wir haben jeden Tag etwas Neues erlebt!

Hast du noch Kontakt zu dem einen oder anderen Teilnehmer?
Ja, eigentlich zu fast allen! Sogar zu den Teilnehmern aus Kanada und Rumänien, dank des Internets.

Habt ihr euch noch einmal wiedergetroffen?
Ja, wir hatten ein Nachtreffen in Augsburg. Da haben wir uns die ganzen Videos angesehen! Das war sehr witzig!

Wie könnte man das Jugendlager interessant gestalten, so dass die Jugendlichen im eigenen Land auch teilnehmen?
Ich denke, interessant ist es dadurch, dass viele Jugendliche aus Kanada, aus Amerika, aus Rumänien und Österreich herkommen. Das ist eigentlich schon interessant genug, finde ich. Es sind unsere Landsleute, aber trotzdem in einer anderen Kultur.

Alle sind eigentlich gleich, aber doch anders?
Ja, jeder war irgendwie anders. Aber jeder wusste, was Fettbrot mit Zwiebel ist und wie es schmeckt, wie die Tokana schmeckt. Jeder wusste es! Es war so: Alle haben zusammengehört, aber irgendwie waren doch alle anders.

2011 findet das Jugendlager in Kanada statt! Was sind deine Worte an die Jugendlichen da draußen, die noch nie bei einem Jugendlager dabei waren?
Kanada ist so ein schönes Land. Die Leute, die sind sehr sehr gastfreundlich. Man geht dort hin, lernt so viele neue Menschen auf einmal kennen und jeder ist so interessiert an einem. Jeder will einen kennen lernen. Das wird bestimmt super, super toll! Am liebsten würde ich mitgehen!

Vielen Dank, Ines, für das Interview!

Edeltraut Funk: wundervolle Menschen

Edeltraut, du warst wie Ines Potsch 2005 in den USA dabei. Wie bist du damals auf das Föderationsjugendlager aufmerksam geworden?
Ich bekam einen Anruf von meiner Schwester die mich fragte, ob ich nicht Lust habe, am Jugendlager teilzunehmen. Ich war anfangs ein bisschen skeptisch, weil ich mir zuerst darunter nichts vorstellen konnte. Meine Schwester hat mir dann ein bisschen darüber erzählt, dass sich da junge Siebenbürger aus verschiedenen Ländern treffen und die einmalige Gelegenheit haben, die Kultur von anderen Ländern kennen zu lernen. Da hab ich zugesagt.

Was verbindest du jetzt noch mit dem Föderationsjugendlager?
Die ganzen Erlebnisse, die wir zusammen hatten. Einfach zu merken, dass es auf der anderen Seite der Welt genauso Jugendliche gibt, die aus dem gleichen Land kommen wie ich, die die gleiche Tradition haben, die gern das gleiche Essen essen wie ich und die auch den gleichen Dialekt verstehen und sprechen.

Wenn du die Möglichkeit hättest, würdest du noch einmal teilnehmen? Wenn ja, warum?
Auf jeden Fall! Weil du eine so große Verbundenheit erlebst. Du merkst total, dass du nicht alleine bist, und es macht so viel Spaß! Und du hast immer ein Gesprächsthema – das ist total klasse!

Edeltraut Funk ...
Edeltraut Funk
2011 findet das Jugendlager in Kanada statt! Was sind deine Worte an die Jugendlichen da draußen, die noch nie bei einem Jugendlager dabei waren?
Ich würde als Jugendlicher – wenn ich jetzt die Chance hätte, noch einmal teilzunehmen – auf jeden Fall mitgehen! Macht es mit, es ist einfach eine ganz große Erfahrung wert! Danach werdet ihr das immer im Kopf behalten. Und das Gefühl, dass ihr aus Siebenbürgen kommt – das ist viel stärker danach – wenn man all diese Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt hat, die das Gleiche denken und das Gleiche leben, wenn es um Siebenbürgen geht!

Das Jugendlager findet abwechselnd in den Föderationsländern statt – 2013 in Deutschland. Wie könnte man das Lager so gestalten, dass auch Jugendliche im eigenen Land daran teilnehmen?
Ich meine, die aus Deutschland denken sich dann auch: Ich wohne ja hier, warum muss ich dann extra dahin fahren oder so! Wenn man etwas Bestimmtes unternimmt, vielleicht, dass so ein Anreiz da ist, und man denkt, ja, da wollte ich eh immer schon einmal hin.

Was wäre für dich so etwas in Deutschland, was du immer schon einmal machen wolltest?
Nach Erding – in die Therme. Das wäre für mich jetzt ein Anreiz. Da will ich unbedingt einmal hin! Nach München ins Hofbräuhaus! Oder ins Deutsche Museum nach München – so etwas eben! Sächsisch Essen gehen in ein Restaurant, da gibt es einige. Etwas, wo alle ihren Spaß haben und eine Kultur dahinter steckt.

Danke, Edeltraut Funk!

Astrid Sutoris

Schlagwörter: Föderationsjugendlager, Geschichte, Interview

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