15. September 2018

Vereinigte Siebenbürgische Tanzgruppe des Landesverbandes Bayern bei Europeade in Portugal

Die erste Europeade fand 1964 in Antwerpen (Belgien) statt. Sie ist eine Veranstaltung der besonderen Art, ein jährlich stattfindendes, unabhängig organisiertes Fest mit über 5 000 Teilnehmern, die Volkstänze und Musik aus ganz Europa mitbringen, um ihre Kultur und ihre Trachten zu präsentieren und sich gegenseitig kennenzulernen. Es entsteht dabei ein lebendiges, vielfältiges Bild Europas. Durch ihre Vielfalt und Verschiedenheit fördert die Europeade Freundschaft und Einheit in Europa.
In diesem Jahr fand die Europeade vom 25. bis 29. Juli zum 55. Mal mit 5 400 Teilnehmern aus 203 Gruppen mit 24 Nationalitäten in Viseu (Portugal) statt, und mittendrin wir, die 50-köpfige „Vereinigte Siebenbürgische Tanzgruppe des Landesverbandes Bayern“. Die Vorbereitungen zu unserer Reise wurden von unserer Organisatorin Gerlinde Zurl-Theil schon Anfang Oktober 2017 eingeleitet. Im Februar 2018 stand fest: 50 Teilnehmer aus der Jugend- und Erwachsenentanzgruppe Geretsried, den Jugendtanzgruppen Herzogenaurach, Ingolstadt, München, Nürnberg, Sachsenheim und der Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürnberg starten zu dieser gemeinsamen große Reise.

Am 24. Juli weit vor Morgengrauen ging es von Nürnberg über Ingolstadt, München und Geretsried mit der von Marianne und Hans-Peter besorgten Wegzehrung und einer Zwischenübernachtung in Bordeaux nach Viseu. Die lange Busreise verkürzten wir durch viel Musik und Gesang mit Michi Henning aus der Jugendtanzgruppe Herzogenaurach an der Gitarre. Für die Texte sorgte das Liederheft von Brigitte und Hans-Werner Krempels aus Herzogenaurach.
Vereinigte Tanzgruppe des Landesverbandes Bayern ...
Vereinigte Tanzgruppe des Landesverbandes Bayern bei der Europeade in Viseu (Portugal). Foto: Gerlinde Zurl-Theil
Die Unterbringung der Teilnehmer erfolgte in Klassenzimmern portugiesischer Schulen. Das Zusammenleben in unserer Unterkunft mit anderen Europeade-Teilnehmern wie den Spaniern gestaltete sich interessant und herausfordernd: Wir hatten eine gemeinsame Mission, aber Sprache und Tracht unterschieden uns. Am Abend wurden diese Barrieren überwunden: Als Günther Zakel und Hans-Werner Krempels im Schulhof Volkslieder spielten, unsere Landsleute tanzten und sangen, wurden die Spanier regelrecht angezogen, stimmten mit spanischem Gesang und Tamburinklängen ein und zeigten uns ihr spanisches Temperament.

Am Donnerstag, dem ersten offiziellen Tag der Europeade, präsentierten wir auf verschiedenen Bühnen in der Stadt unsere Tradition: Volkstänze, Volksmusik sowie die Vielfalt unserer Trachten. Wir ernteten viel Applaus und neugierige Blicke, viele Zuschauer hatten uns noch nie gesehen. Natürlich schauten wir auch den anderen Gruppen zu, denn auch für uns war es interessant andere Tänze, Figuren und Trachten zu bestaunen. Jedoch stellten wir schnell fest, dass wir – neben vielen Unterschieden – auch Teile unserer eigenen Kultur in der anderer Nationen wiedererkannten, seien es Tanzschritte, Figuren oder musikalische Elemente. Das wurde uns auch bei unserem Auftritt bei der Eröffnungsveranstaltung bewusst. Auch der Tagesausflug am Freitag nach Aveiro an die sonnige Atlantikküste mit hohem Wellengang und einem wunderschönen weißen Sandstrand war ein tolles Erlebnis und rundete unseren Aufenthalt ab. Hier wurde gebadet, musiziert, Pizza gegessen und gelacht.

Der Festumzug durch die Stadt am Samstag war ein weiteres Highlight und wir erlebten das Europeade-Feeling hautnah. Zwischen den vielen Blumen, bunten Trachten, festlichen Fahnenträgern und stattlichen Musikern fanden wir Siebenbürger Sachsen unseren Platz in der Aufstellung und marschierten stolz winkend durch die portugiesischen Gassen. Unser berühmter „Propeller“ blieb nicht aus, wir ernteten dafür viele begeisterte Zurufe und Applaus. Es war ein aufregendes Gefühl, ebenso wie beim Europeade-Ball am Abend.

Während dieser vier Tage lebte die gesamte Stadt, es wurde getanzt, musiziert und gefeiert, man hatte das Gefühl, dass sich die Nationalitäten vermischten und ohne Worte verstanden, nach dem Motto: In der Welt zu Hause – in Siebenbürgen daheim. Wir genossen die einzigartige Veranstaltung und das besondere Flair der Europeade in vollen Zügen. Gemeinsames Tanzen und Musizieren ließen die Zeit, die uns noch lange wunderbar in Erinnerung bleiben wird, viel zu schnell verfliegen. Wir lernten Individualität zu leben und stolz auf unsere Herkunft zu sein. Das gab uns ein Zugehörigkeitsgefühl. Allerdings lernten wir uns ein Stück weit auch selbst besser kennen und merkten, dass es auch innerhalb einer Gruppe Unterschiede gibt. Nichtsdestotrotz hat uns das Erlebte wieder einmal enger zusammengebracht, neue Freundschaften sind entstanden und alte noch stärker geworden. Mit dem Versprechen, nächstes Jahr wieder dabei zu sein, traten wir den Heimweg an.

Ein herzliches Dankeschön geht an die Hauptorganisatorin Gerlinde Zurl-Theil, die routiniert und bedarfsgerecht den Ablauf gesteuert hat. Herzlichen Dank an Brigitte Krempels und Marianne Marzell, die die tänzerische Leitung hatten. Allen Tänzerinnen und Tänzern gilt ebenfalls ein großer Dank und ein großes Lob. Unseren Musikern Hans-Werner Krempels, Michael und Tobias Henning und Günther Zakel sei gedankt, ohne euch hätten wir niemals tanzen können, denn Livemusik ist bei der Europeade Pflicht. Walter Kloos, unserem ehrenamtlichen zweiten Fahrer aus unseren Reihen, gebührt großer Dank und allen anderen, die zum guten Gelingen beigetragen haben – ohne euch alle wäre diese Reise erst gar nicht zustande gekommen. Zum Schluss danken wir ganz herzlich unserem Bundes- und Landesverband für die großzügige Unterstützung unserer Reise.

Brigitte Krempels, Julia Zakel, Gerlinde Zurl-Theil

Schlagwörter: Jugend, Europeade, Tanzgruppe, Bayern, Portugal

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