26. September 2022
Schülerwettbewerbe über Grenzen hinweg
Eine gute Gelegenheit für Kinder und Jugendliche mit siebenbürgischer Herkunft, die Heimat ihrer Eltern und Großeltern kennenzulernen, ist die Teilnahme an Schülerwettbewerben, welche u.a. von den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern in regelmäßigen Abständen zum Schuljahresanfang ausgeschrieben werden. Hier werden aktuelle und interessante osteuropäische Themen aufgegriffen und daraus verständliche und altersgerechte Wettbewerbsthemen erstellt.

Teilnahmeberechtigt sind alle Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Bundesländer ab der Grundschule. Insbesondere eingeladen sind jedoch auch Teilnehmer aus osteuropäischen Schulen mit deutschsprachigem Unterricht, was eine sehr schöne Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens darstellt. Die Teilnahme ist als Einzelperson, als Gruppe oder teilweise sogar als Schulklasse möglich. Die Wettbewerbsthemen sind altersgerecht in unterschiedliche Kategorien angelegt und können in den Unterricht integriert werden. Jedoch ist eine Teilnahme auch für Schülerinnen und Schüler möglich, deren Schule wenig Unterstützung anbietet. Die Kategorien reichen von Quiz für Grundschüler („Suchen und Finden“) über künstlerisch-kreative Arbeiten bis hin zu Referaten über Landesgeschichte oder Natur („Schreiben und Gestalten“). Die Preise können sich ebenfalls sehen lassen in Form von Geld-, Sach- und Gutscheinpreisen, welche im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung übergeben werden. Zusätzlich ist es möglich, die schriftlichen und künstlerischen Ausarbeitungen als schulische Leistung anrechnen zu lassen.

Die Oberstufenschüler beschäftigten sich mit der Wahl des Schwarzwälders Dominic Fritz zum Bürgermeister von Temeswar in Form eines Filmbeitrages oder einer zu erstellenden Wandzeitung zur aktuellen Situation der Rumäniendeutschen in Rumänien. Die Kursstufenschüler hatten die Wahl zwischen einem Vergleich der Revolutionen von 1989 in der DDR und in Rumänien, der Erstellung eines Kurzfilms über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, der Analyse einer Karikatur des Cartoonisten Nel (Ioan Cozacu) oder dem Verfassen einer fiktiven Rede zu einer Gedenkstunde deutscher und rumänischer SchülerInnen zum „Tag des Holocaust“. Für die Preisträger des Wettbewerbs war eine Rumänienreise vorgesehen, welche leider aufgrund der Corona-Einschränkungen abgesagt wurde. Stattdessen fand am 22. Juli eine feierliche Abschlussveranstaltung mit Preisverleihung für die SchülerInnen aus Baden-Württemberg im Innenministerium im Stuttgart statt, wo auch die prämierten Beiträge präsentiert wurden. Die Schüler aus Rumänien, z.B. des Johannes-Honterus-Lyzeums in Kronstadt, wurden vor Ort geehrt.
Die Abschlussveranstaltung des von Bayern organisierten Schülerwettbewerbs fand vom 26. bis 28. Juli 2022 in Regensburg statt. Hier durften Vertreter der prämierten, teilnehmenden Gruppen der Schulen aus Rumänien (Arad, Kronstadt, Bukarest, Hermannstadt und Sathmar) anreisen und ihre Beiträge gemeinsam mit den bayerischen Schülern vorstellen, was einen besonderen Höhepunkt des Wettbewerbs darstellte (siehe Bericht in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien vom 30. Juli 2022).

Lassen Sie mich zum Abschluss ein paar Anregungen für die Zukunft nennen. Meiner Meinung nach ist es schade, wenn zwei oder mehr Bundesländer zeitgleich dasselbe Schwerpunktland aussuchen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Als schwerwiegendes Argument führe ich die dadurch entstehende Konkurrenzsituation für die Schülerinnen und Schüler des Schwerpunktlandes an, die sich außer nach den Themen auch nach den mit den Preisen verbundenen Angeboten richten. Vielleicht wäre im Fall Rumänien eine Koordination über das Departement für interethnische Beziehungen (DRI) von rumänischer Seite mit den entsprechenden Kultusministerien im Vorfeld sinnvoll. Eine diesbezügliche Abstimmung wäre in der Deutsch-Rumänischen Regierungskommission für Angelegenheiten der deutschen Minderheit in Rumänien möglich, für welche das Thema Jugendförderung zentral ist.
Die rechtzeitige Ankündigung und Bewerbung der Wettbewerbe in siebenbürgischen Medien wäre sehr wünschenswert. Für Nordrhein-Westfalen sei auf den laufenden Wettbewerb hingewiesen, mit Einreichungsfrist zum 31. Januar 2023. Unter dem Motto „70 Jahre Begegnung mit Osteuropa – ein Friedensprojekt!“ steht er NRW-Schülerinnen und -Schülern sowie osteuropäischen Schulen mit deutschem Unterricht offen.
Es bleibt zu hoffen, dass durch die Schülerwettbewerbe „Unsere Nachbarn im Osten/Begegnungen mit Osteuropa“ neue Brücken gebaut und Kontakte geknüpft werden und vielleicht einige Kinder und Jugendliche unseres Verbands auf diese Weise etwas mehr über ihre Wurzeln erfahren.
Dr. Anne Zeck
Schlagwörter: Schülerwettbewerb, Osteuropa, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern
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