Insbesondere für seinen langjährigen, unermüdlichen Einsatz für die Kreisgruppe Lörrach und seinen Beitrag für die Gemeinschaft in seiner neuen Heimat, genauer: in seinem südbadischen Heimatdorf Hägelberg. Die Auszeichnung ist auch eine Anerkennung für gelungene Integration – ein Anliegen, das Dieter Hann sehr am Herzen liegt.

„Eine verdiente Ehrung ist, wenn die Gerechtigkeit ihren guten Tag hat“, zitierte Karin Servatius-Speck, stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, in ihrer Laudatio den ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Der baden-württembergische Landesverband der Siebenbürger Sachsen hatte Dieter Hann für die Ehrennadel des Landes vorgeschlagen. 1973 aus Siebenbürgen ausgewandert, ließ sich der gelernte Feinmechaniker und Blechner (vor der Ausreise war er Maßgerätetechniker in der Brenndorfer Zuckerfabrik bei Kronstadt) mit seiner Frau Maria und ihren vier Kindern in dem kleinen Dorf Hägelberg bei Lörrach nieder. Im Jahr darauf fing er an, sich aktiv in der Kreisgruppe Lörrach zu engagieren. 1977 wurde er deren Vorsitzender – und ist es bis heute.

In der Kreisgruppe wollte er aber nie nur die Tradition und Kultur seiner alten Heimat Siebenbürgen im engen Kreis pflegen, sondern sie in der Öffentlichkeit seiner neuen Heimat bekannt machen. Darum wurde die Trachtengruppe der Kreisgruppe Lörrach Mitglied im badischen Bund „Heimat und Volksleben“ – bis heute die einzige siebenbürgische Gruppe, die darin Mitglied ist. „Dadurch ergaben sich viele Auftrittsmöglichkeiten in der ganzen Region“, sagt Dieter Hann, „wir lernten unsere neue Heimat kennen und ernteten bei den Einheimischen viel Anerkennung und Verständnis für unser Schicksal.“ Hann betont: „Inzwischen sind wir auch Einheimische geworden.“

„Heimat ist nicht nur ein Ort seliger, behüteter Geborgenheit“, sagte Karin Servations-Speck in ihrer Laudatio, „sondern auch ein Zuhause, in das jedes Mitglied der Gemeinschaft seine eigene gelebte Mitverantwortung und Tatkraft mit einbringen muss – wie in einer großen Familie.“ In diesem Sinne sei es der Ehrung wert, wie Dieter Hann seinen persönlichen Beitrag für die Gemeinschaft sehr erfolgreich eingebracht habe – konsequent mit dem Ziel: „ein Netzwerk schaffen, dem Nächsten zu Gute“. Da ist zum einen das Netzwerk des Verbandes mit seinen Kreisgruppen und den Einzelmitgliedern. In einem Interview bezeichnete sich Hann einmal selbst als „Diener“ dieser Gemeinschaft. „Es ist keine ­falsche Bescheidenheit“, sagte Karin Servatius-Speck: Die Siebenbürgische Tanzgruppe Lörrach-Müllheim bereichert seit Jahren die oberrheinische Trachtenlandschaft, das seit zehn Jahren gefeierte Kronenfest in Hägelberg ist längst Teil der lokalen Festtradition geworden, beim Lörracher Straßenfest gehört der siebenbürgische Baumstriezel dazu, selbst alemannisch-sächsische Kulturabende wurden initiiert. Beispiele gelungener Integration.

Integration ist für Dieter Hann kein Fremdwort, es ist etwas Selbstverständliches. Jeder Bürger müsse sich in der Gemeinschaft seiner Heimat, egal ob neue oder angestammte Heimat, aktiv einbringen, so sein Anliegen. So ist er seit 1976 auch Mitglied des Hägelberger Gesangvereins, von 1993 bis zur Auflösung des Vereins 2006 auch dessen Vorsitzender.

Ein vorläufiger Höhepunkt seines bürgerschaftlichen Engagements war der 7. Mai nicht nur wegen der Verleihung der Ehrennadel. An dem Tag fand auch der Spatenstich für eine Hackschnitzelheizanlage in Hägelberg statt. 2007 initiierte Dieter Hann eine Bürgerinitiative in Hägelberg, die sich zum Ziel setzte, den Ort mit einer Nahwärmeversorgung auszustatten. „Energie aus Bürgerhand Hägelberg“ heißt die daraus entstandene Genossenschaft, für die er ehrenamtlich im Aufsichtsrat sitzt. „Eine schöne Nebensache, dass die Verleihung der Ehrennadel mit dem Spatenstich zusammenfällt“, meinte Rainer König, Bürgermeister der Gemeinde Steinen, zu der Hägelberg zählt, bevor er Hann die Ehrennadel ansteckte. Er dankte Hann dafür, dass dieser sich „konstruktiv und mit großem Engagement in der Dorfgemeinschaft einsetzt“. All die ehrenden Worte konnte Hann nicht unkommentiert lassen. Er könne die Ehre nur annehmen, betonte er, wenn er sie weitergebe an seine Familie, seine Kollegen bei der Landsmannschaft, seine Freunde im Gesangverein, an das Team, das die Idee der Nahwärmeversorgung aufgenommen habe.

Michael Gross