29. November 2011

Eindrucksvolle Buchvorstellung im Nürnberger Haus der Heimat

Im Rahmen des im Mai 2010 von Rosel Potoradi gegründeten Lehrertreffs kommen Lehrer aus Siebenbürgen, die im Großraum Nürnberg wohnen, jeweils am zweiten Mittwoch im Monat im Haus der Heimat zusammen. Das Programm beinhaltet Lesungen, Buchvorstellungen, Filmvorführungen, die Würdigung von siebenbürgischen Lehrern und Schriftstellern und immer auch gemeinsames Singen zu Klavierbegleitung, für die wir unseren Kolleginnen Edith Werner und Gertrud Sturm danken.
In diesem Rahmen hat am 9. November Friedel Meedt aus ihrem jüngst erstellten Buch „Mein Hans, die Bienen und ich“ gelesen. Friedel Meedt hat den Band für ihre Familie geschrieben und einigen guten Freunden geschenkt.

Zur Autorin nur so viel: Sie ist eine Lehrerin, die nie aufgehört hat zu lernen und die es gewöhnt ist, eine Arbeit zum guten Ende zu führen. Nicht zufällig überschreibt sie ihre Erinnerungen im Klassenbuch mit der Aufforderung „Lernt, lernt, lernt!“ Auf die Frage, welches ihr nächstes Lernziel sei, meinte Frau Meedt, dass sie sich noch einiges vorgenommen habe. Ihre Begabung zum Malen und Töpfern hat sie in Malkursen weiter ausgebildet und schließlich ein beeindruckendes Buch mit ihren Arbeiten zusam- mengestellt. Dann hat sie einen Schreibkurs besucht, weil sie schon immer gerne Erlebtes für ihre Familie und ihre Freunde schriftlich festgehalten hat, in Reimen und auch in Prosa. Und es entstand das zweite Buch, das sie uns bei diesem Treffen vorstellte.

Der Titel „Mein Hans, die Bienen und ich“ gefällt mir, er ist persönlich, ja familiär. Das Buch sollte ein Geschenk zum 80. Geburtstag ihres Mannes sein. Ich habe das Buch mit Interesse gelesen, weil gelebtes Leben lebendig geschildert wird. Beeindruckt hat mich die Haltung der Autorin. Die Haltung zum Ehemann, zur Ehe, zum Leben in der Ehe. „Zusammenhalten in guten wie in schlechten Tagen.“ Für Friedel ist das keine Frage, das ist so. Sie grübelt nicht, sie zweifelt nicht, sie stellt nicht in Frage, sie zieht mit, und das Ergebnis ist gut. Ihre Haltung zur Arbeit haben wir schon angesprochen, speziell die Imkerei ist etwas anders. Sie war anfangs eher ängstlich und nicht „bienenbegeistert“, aber sie machte mit und konnte sich auch mit dieser Arbeit identifizieren, so dass sie am Ende des Buches sagen kann: „Und wer auch gerne aktiv und gesund alt werden will, der mache es so wie mein Hans, die Bienen und ich.“
Lehrertreff im Haus der Heimat: Am 9. November ...
Lehrertreff im Haus der Heimat: Am 9. November las Friedel Meedt aus ihrem eindrucksvollen Buch „Mein Hans, die Bienen und ich“. Foto: Doris Hutter
Meedt hatte eine Fülle an Stoff, hat klug ausgewählt und knapp und flüssig erzählt. Auch finde ich es gut, dass sie das Buch in (meist kurze) Kapitel mit Überschriften gegliedert und dadurch übersichtlich gestaltet hat.

Ich weiß nicht, was man in dieser Schreibwerkstatt lernt, eines ist gewiss: Die Autorin hat sich nicht in allgemeinen Erörterungen oder Beschreibungen verloren, sondern den genauen Ausdruck gesucht. Statt des Allgemeinen das Besondere, wo es passt, auch genaue Daten und Angaben. Sie sind z. B. Pilze suchen gegangen, gefunden haben sie: Schirmlinge, Steinpilze, Pfeffermilchlinge usw. Genau so macht sie es mit den Blumen und Blüten, sie benennt sie, auch öfters mit dem wissenschaftlichen Namen. Zu den treffenden Substantiven setzt sie die passenden Attribute. Es stört überhaupt nicht, wenn das Siebenbürgische manchmal durchschlägt, das soll es auch, denn das gibt Lokalkolorit. So rufen die Kinder beim Pilzesuchen (S. 37): „Schau Mama, ist der gut?“ „Schau Tata, soll ich den nehmen?“ – „Dieser ist bestimmt gut, nicht wahr Friedeltante?“

Unsere Autorin beschreibt Lustiges und Ernstes in gefälliger Abwechslung. Ich schätze auch die Wahrhaftigkeit, die hinter dem Text steht. Nicht nur, dass man ruhig glauben kann, was sie erzählt. Es ist alles stimmig, es hat zweifelsohne eine innere Wahrheit.

Wenn man den Text mit Abstand betrachtet, beschreibt die Autorin einen Bogen: Wie sie nur zaghaft und auch holpernd mit der Imkerei beginnen, wie es zweimal zu einem Höhepunkt kommt – einmal die Wanderimkerei in Rumänien und dann der Honigüberfluss im Nürnberger Bienengarten. In den Kapiteln „Es wird ruhiger um uns, aber nicht langweilig“ und „Bienenvölker zu verkaufen“ strebt der Bogen dann merklich abwärts. Nein, es ist nicht zu Ende, sie betreiben ihre Imkerei weiter, aber reduziert, der Bogen neigt sich, es liegt freilich in der Natur der Dinge.

Eine Parallele zu diesem großen Bogen fand ich in der Beschreibung des „Duftgartens“. Das muss erzählt werden: Als Friedel und ihr Mann Hans-Werner das Gebiet erkunden, wo ihr Bienengarten liegt, entdecken sie in der näheren Umgebung einen kleinen Kräutergarten (S. 50). Es ist kein Privatbesitz, sondern ein öffentlicher Platz in einer Anlage und aufs Beste gepflegt. Friedel Meedt beschreibt ihn wie ein kleines Paradies, nennt alle Kräuter und Blüten und zieht den Schluss, dass ihr Honig von da seine würzige Note erhält.

Doch der Bogen neigt sich, nicht nur, dass der Duftgarten mit den Jahren verwildert. Vandalismus ist am Werk, „die Beete sind zertrampelt, die Wege mit Scherben übersät“. Schließlich wird er abgemäht, aus ist es mit dem Duftgarten. Hier tut der Tiefpunkt des Bogens richtig weh, weil er uns charakteristisch für den Niedergang der Kultur in unserer Zeit scheint, den wir allenthalben zu entdecken meinen. Beispiele fallen sicher jedem Leser ein.

Nun aber wieder zurück zum Buch. Gerade die letzten Kapitel über Vermarktung und Begrenzung, da die Kräfte nachlassen, zeigen noch einen weiteren Aspekt: den gesellschaftlichen Gewinn. Zu wie vielen interessanten Menschen sie in Kontakt gekommen sind, wie viel Austausch und menschliche Bereicherung sie erfahren haben! Nicht dass dieser soziale Aspekt im ersten Teil gefehlt hätte: der Zusammenhalt mit den Eltern, den Geschwistern, den Nachbarn war lebenswichtig, gerade in Rumänien. Mir fiel nur auf, dass auch hier und im Alter neue Verbindungen geknüpft werden, die gegenseitige Wertschätzung zeigen.

Hervorheben will ich an dieser Stelle noch die selbst gemalten Aquarelle, ihre Tuschzeichnungen und die Fotos, die das Buch auch optisch zur Freude machen. Dass die Autorin obendrein auch einem wissenschaftlichen Anspruch genügen will, zeigen die letzten Seiten: eine zeitliche Übersicht, ein Verzeichnis der vorkommenden Personen sowie die Erklärungen des klugen Bienchens.

Friedel Meedt hat die Aufgabe, die sie sich selbst gestellt hat, sehr gut bewältigt. Die beim Lehrertreff am 9. November anwesenden 22 Zuhörer im Saal haben interessiert zugehört und fanden es wichtig, dass die Erlebnisse in diesem besonderen Lebensbereich für die Nachkommen schriftlich festgehalten werden.

Katharina Unberath

Schlagwörter: Buchpräsentation, Nürnberg, Lehrer

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