19. Januar 2013

Siebenbürgisch-sächsischer "Lichtert"-Brauch in Heilbronn präsentiert

Der Weihnachtsgottesdienst der Kreisgruppe Heilbronn am 16. Dezember 2012 in der evangelischen Kirche in Heilbronn-Böckingen war dem siebenbürgisch-sächsischen „Lichtert“-Brauch gewidmet und wurde nach der Liturgie unserer Heimatkirche abgehalten. Die meisten Gottesdienstbesucher hatten noch nie einen Lichtertgottesdienst erlebt.
Die Vorsitzende der Kreisgruppe Heilbronn, Christa Andree, sprach bei ihrer Begrüßung über den Lichtertbrauch in Siebenbürgen. Pfarrer Hermann Kraus aus Karlsruhe ergänzte ihre Ausführungen aus seiner praktischen Erfahrung. Er war Pfarrer in Großscheuern und feierte dort 17 Jahre lang mit seiner Gemeinde den Lichtertgottesdienst. Er schloss mit den Worten: „Sobald der Lichtert brannte, war Weihnachten.“

Der siebenbürgisch-sächsische Brauch „Lichtert“ und das „Lichtersingen“ gehen auf die Zeit vor der Reformation zurück. Dafür sprechen auch die lateinischen Texte der Leuchter-Lieder. Die Kirche stellte keine Regeln auf für Leuchter und Brauch. So ist auch die vielfältige Gestaltung der Leuchter zu erklären. Die Vorbereitung verlief in der Adventszeit und immer in fröhlicher vorweihnachtlicher Stimmung. Der Leuchter wurde von den Männern angefertigt. Das Wintergrün für den Leuchter holten die Schüler und Jugendlichen aus dem Wald. Dabei wurde nicht nur gearbeitet, sondern auch gesungen, gegessen und gespielt. Die Lichtert der verschiedenen Orte unterscheiden sich in Aufbau und Schmuck. Außer dem Wintergrün wurde der Lichtert noch mit gemalten und bestickten Bändern, Binsenmark, Holunderstängelmark, „Patzkukuruz“ (Popcorn) geschmückt. Auch kann der Lichtert als Vorläufer des Christbaumes gesehen werden.
Lichtertfest in Heilbronn, von links nach rechts ...
Lichtertfest in Heilbronn, von links nach rechts sind Lichtert aus Zendresch, Alzen und Bistritz zu sehen. Foto: dRaimund
Bei unserem Gottesdienst schmückten vier Lichtert die Kirche: die von Alzen, Bistritz, Großpold und Zendersch. Im Kirchenraum waren die Leuchtersänger verteilt. Hinter dem Altar standen die Kindergruppe und der Quartenzirkel. Auf der Empore waren der Chor, die Jugendtanzgruppe und das Orchester. Wie in der alten Heimat sangen die Gruppen im Wechsel „Vom Himmel hoch“, „Lobt Gott, ihr Christen, freuet euch“, „Quem pastores“. Zwischendurch trugen die Kinder Weihnachtsgedichte vor und der Quartenzirkel spielte „Joy to the World“ und „Tochter Zion“.
Lichtert aus Großpold. Foto: dRaimund ...
Lichtert aus Großpold. Foto: dRaimund
In seiner Ansprache ging Pfarrer Hermann Kraus auf die Bedeutung des Lichtes ein. Die Christbescherung zum Lied „Ihr Kinderlein kommet“ ließ die Kinderherzen höher schlagen und die Augen leuchten. Vier Frauen aus der Theatergruppe in Tracht verteilten die Päckchen. Susanna Look hatte aus Honigkuchen wieder wahre Kunstwerke geschaffen. Christa Andree wünschte unserer Gemeinschaft, dass dieser Gottesdienst vermitteln möge, dass wir zusammengehören und gemeinsam unserem Auftrag nachkommen, die Tradition zu pflegen und zu erhalten.

Gerlinde Schuller

Schlagwörter: Lichtert, Adventsfeier, Heilbronn

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Neueste Kommentare

  • 19.01.2013, 11:15 Uhr von Melzer, Dietmar: Wirklich einfach sehr, sehr schön. Es ist ein wunderschöner Brauch, der sich in Siebenbürgen in der ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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