18. April 2013

60 Jahre Kreisgruppe Wolfsburg mit Gottesdienst begangen

"Die Siebenbürger sind hier zu Hause". Diese aussagekräftigen Worte wählte Propst Matthias Blümel in einer herzlichen Antwort auf die Frage zu seinen Gedanken zum Gottesdienst. Ostern ist das wichtigste, größte kirchliche Fest. Zum ersten Mal in dieser nun 60-jährigen Geschichte der Kreisgruppe Wolfsburg wurde ein Gottesdienst nach siebenbürgisch-sächsischer Liturgie in der St. Petrus-Kirche Vorsfelde zu Wolfsburg gefeiert.
Einen überwältigenden Auftakt der diesjährigen Veranstaltungsreihe erlebten die knapp 400 Gottesdienstbesucher, die sich am Ostermontag zu einem besonderen Festgottesdienst eingefunden hatten. Groß war die Freude, dass rund hundert Trachtenträger, unserer Bitte Folge leistend, in ihren wunderschönen Trachten erschienen waren.
Gruppenbild der Trachtenträger vor dem Altar in ...
Gruppenbild der Trachtenträger vor dem Altar in der St. Petrus-Kirche Vorsfelde zu Wolfsburg. Foto: Herta Speri
Kulturreferentin Katharina Müller, die gebockelt in der Dobringer Festtracht die Lesung der Epistel (1. Korintherbrief 15, 21-20) im Gottesdienst hielt, drückte ihre große Freude über das Stattfinden dieses Gottesdienstes aus. Erinnerungen an die alte Heimat kämen auf, wo man an großen Feiertagen in Festtracht zum Gottesdienst ging.
Gebockelt in Dobringer Festtracht: Katharina ...
Gebockelt in Dobringer Festtracht: Katharina Müller, Kulturreferentin der Kreisgruppe Wolfsburg. Foto: Herta Speri
Pfarrer Robert Schumann bewegten Freude und Spannung, wie er betonte: „auch nicht nach 37 Jahren ist das Feiern der Gottesdienste Routine, besonders an hohen Feiertagen nicht, aber die Aufregung lässt nach“.

Pfarrer Helmut Kramer betonte die Dankbarkeit, dass wir diesen Gottesdienst gemeinsam mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Vorsfelde feiern und zu Gast sein konnten in der St. Petrus-Kirche. Herzlichen Dank an Propst Matthias Blümel. Den Kreisgruppenvorsitzenden Gerhard Schunn, der die Lesung des Evangeliums (Lukas 24,13-35) hielt, bewegten Bilder der gemeinsamen, freundschaftlichen Vorbereitung auf diesen besonderen Festgottesdienst. Er betonte gleichermaßen seine Dankbarkeit gegenüber Propst Matthias Blümel sowie den Pastoren Kramer und Schumann.

Das Läuten der Glocken der St. Petrus-Kirche setze ein und war an diesem wunderschönen Ostermontagmorgen weithin zu hören. Sie leiteten den Gottesdienst ein. „ Die Himmel rühmen“ erklangen als Eingangsmusik, gespielt von der Siebenbürger Blaskapelle unter der Leitung von Günther Bodendorfer. In seiner Begrüßungsansprache betonte Propst Matthias Blümel: „seitens der evangelischen lutherischen Kirchengemeinde St. Petrus, Heilig Geist Vorsfelde in Wolfsburg und auch seitens der evangelischen lutherischen Propstei Vorsfelde die große Freude und Dankbarkeit, dass die Siebenbürger Sachsen in dieser Kirche diesen Festgottesdienst in ihrem 60-jährigen Jubiläumsjahr feiern und man ihn gemeinsam feiern kann. Brauchtum und Tradition spielen innerhalb der Kirche eine wichtige Rolle. Dies können wir an diesem Ostermontag mit den Siebenbürgern erleben, die in ihren schönen Trachten zum Gottesdienst gekommen sind. Dies ist was ganz besonders.“ Des Weiteren sagte Propst Matthias Blümel: „Liebe Gemeinde, die kirchlichen Mitarbeiter, -innen, soweit sie Siebenbürger Sachsen sind, wir können und wollen nicht auf sie verzichten, dafür sind wir äußerst dankbar, denn mit ihrem Fleiß, mit ihrer großen Gewissenhaftigkeit und mit ihrem festen Glauben sind sie Vorbilder für andere.“

In seinem Grußwort dankte er den Mitwirkenden im Gottesdienst, den Pfarrherren Helmut Kramer, Robert Schumann, Hedi Schumann an der Orgel wie auch Leiterin des Chors der Siebenbürger Sachsen Wolfsburg, die für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes zuständig war, der Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen unter der Leitung von Günther Bodendorfer, dem Kreisgruppenvorsitzenden Gerhard Schunn, der Kulturreferentin Katharina Müller sowie dem gesamten Vorstand der Kreisgruppe Wolfsburg für deren enormen Einsatz, ohne den wir diesen Gottesdienst nie hätten feiern können.

Mit dem Einsetzen der Orgel zum Osterlied „Wir wollen alle fröhlich sein“ begann dieser unvergessliche Gottesdienst. Der Ablauf verlief in der Tradition der Siebenbürger Sachsen. Fast alle Gottesdienstteilnehmer sangen noch sehr textsicher die liturgischen Gesänge mit. Der Siebenbürger Chor setzte mit seinen Darbietungen in der Kirche Akzente.

In der Predigt, die Pfarrer Helmut Kramer hielt, wies er auf die Bedeutung der Migration und Transmigration hin. Diese wurde schon im 18. Jahrhundert von den Siebenbürger Sachsen gelebt. Er hob die besondere „Schicksals- und Glaubensgemeinschaft“ der in Siebenbürgen zusammenlebenden Landler und Siebenbürger hervor. Herr Kramer blickte zurück auf die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, betonte deren erfolgreiches Vollziehen der Reformation. Die Siebenbürger seien in ihrer wechselvollen Geschichte immer wieder mit der Bedeutung und Tragfähigkeit der Begriffe: Heimat und Geborgenheit konfrontiert worden. Die beiden Weltkriege, Deportationen, Vertreibung, Enteignung seien einhergegangen mit schmerzhaften Verlusten. In den Nachkriegsjahren und in den Zeiten des Kommunismus habe man auch viele Verlusterfahrungen gemacht. Gerade diese Erfahrungen hätten die Menschen geeint und gelehrt, was erhaltenswert bleiben solle und müsse, sowie den Willen zum Neuaufbruch unter neuen Voraussetzungen gefördert.

Hervorzuheben ist der Vergleich, den Pfarrer Kramer in seiner Predigt zog: „Heimat als Beziehung zwischen Mensch und Raum“ sei für viele immer schwerer definierbar und für manche auch problematisch geworden. Wir hier - Heimat dort! Oder Heimat doch hier? Wie lässt sich das zusammenbringen? Was gibt mir ein Zuhause? Was gibt mir Sicherheit und Geborgenheit? Was macht mir mein Leben sinnvoll und lebenswert? Dazu der Hinweis auf die Losung dieses Jahres: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (Hebräer 13, 14).
Von links: Katharina Müller, Pfarrer Robert ...
Von links: Katharina Müller, Pfarrer Robert Schumann, Propst Matthias Blümel, Pfarrer Helmut Kramer, Kreisgruppenvorsitzender Gerhard Schunn. Foto: Herta Speri
In der anschließenden Abkündigung betonte Propst Matthias Blümel, dass die Einnahmen im Klingelbeutel für die Bedürftigen und Armen der Gemeinde, die unverschuldet in eine Notsituation geraten sind, bestimmt seien, und dass die Kollekte am Ausgang gemäß einem Kirchenvorstandsbeschluss für Kirchen und Kirchenburgen in Siebenbürgen verwendet werden solle. Zum Ausgang spielte die Blaskapelle Choräle von Johann Sebastian Bach. Ein rot oder blau gefärbtes Osterei erhielten die Gottesdienstteilnehmer als Ostergruß vom Vorstand. Dank gebührt Wilhelm Hansmann, der sich dieser mühevollen Arbeit angenommen hatte und uns eine große Erleichterung und Freude bescherte, indem er so viele Eier färbte. Große Wertschätzung wurde uns durch die Anwesenheit hiesiger Trachtenvereine entgegengebracht, die in Braunschweiger Tracht zu diesem Festgottesdienst kamen, genauso regionale Vertreter vom Bund der Vertriebenen, mit denen eine wunderbare Zusammenarbeit besteht.

Beim gemeinsamen Austausch im „Goldenen Stern“ gab es für alle überraschend eine Ciorbă de Perișoare mit frisch gebackenem Brot nach siebenbürgischer Art. Die Suppe hatten die Frauen aus dem Vorstand mit Unterstützung von einigen freiwilligen Helferinnen am Ostersamstagnachmittag zubereitet. Unser herzlichster Dank auf diesem Wege an Euch, die Ihr uns bei der Zubereitung der Suppe unterstützt habt, ebenso an die Frauen, die das herzhaft schmeckende Brot gebacken haben. Es wurde für alle Anwesenden ein unbeschreiblich schöner Tag, der noch lange in Erinnerung bleiben wird. Der Vorstand der Kreisgruppe Wolfsburg bedankt sich bei allen Gottesdienstteilnehmern und -teilnehmerinnen mit dem Zitat von Martin Luther: „Die Welt ist voll alltäglicher Wunder“.

Herta Speri

Schlagwörter: Wolfsburg, Jubiläum, Gottesdienst

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