8. Juli 2013

Kreisgruppe Ebersberg: Ein Versprechen wird eingelöst

Fünf Jahre ist es her, dass in Ebersberg die bis heute größte Präsentation siebenbürgischen Volksgutes im Landkreis Ebersberg stattfand. Damals hatte Antje Krauss-Berberich, ihres Zeichens Archivleiterin und Galeristin der Stadt Ebersberg, eine Ausstellung, die mit Hilfe der Kreisgruppe eingerichtet wurde, kuratiert. Die Präsentation fand im mittelalterlichen Rathaus der Stadt Ebersberg statt und erstreckte sich über zwei Stockwerke: im Erdgeschoss mit einer im sächsischen Stil eingerichteten, rund um die Uhr durch große Schaufenster einsichtbaren Stube als Hingucker und im Obergeschoss eine umfangreiche Dokumentation der siebenbürgischen Kultur und Geschichte.
Noch vor der Eröffnung der Ausstellung begann die Kuratorin, die über Kronstädter Wurzeln verfügt, mit Führungen und stellte großes Interesse sowohl bei den Schülern als auch Erwachsenen fest; ein deutlicher Hinweis darauf, wie wichtig Aufklärungsarbeit zum Thema „Siebenbürgen“ noch immer ist. Diese konnte sie in der Ausstellung nur im schriftlichen und wörtlichen Sinne leisten. Doch brachten sie die häufigen Nachfragen zu dem Entschluss, für Interessenten eine Siebenbürgenreise zu organisieren.

Beginnend mit einer zweiwöchigen Fahrradtour mit zwölf Personen aus dem engsten Freundeskreis, die gemeinsam erst das Burzenland durchquerten, um dann die Sehenswürdigkeiten der Moldau und Maramuresch radelnderweise zu erschließen, fasste sie die Erkundung weiterer Gebiete mit dieser Gruppe ins Auge – die Umsetzung steht noch an. Jedoch, dass bald ihr oberster Chef und der Landrat den Wunsch an sie herantragen würde, nach Siebenbürgen zu reisen, ahnte sie vor der Eröffnung der oben genannten Ausstellung noch nicht.

Denn selbstverständlich ließ es sich unser Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius nicht nehmen, gemeinsam mit Ebersbergs 1. Bürgermeister Walter Brilmayer und Krauss-Berberich die sehr gelungene Ausstellung „Die Siebenbürger – ethnische Minderheit im Landkreis Ebersberg“ zu eröffnen. Angesprochen von Fabritius, bedauerte der Bürgermeister, Transsilvanien noch nicht zu kennen. Er versprach jedoch, das möglichst bald zu ändern, da er schon lange an der Herkunft, Geschichte und Kultur der Menschen aus dem siebenbürgischen Raum interessiert ist, Menschen, mit denen er sowohl dienstlich als auch privat fast täglich Kontakt hat. Dabei wandte er sich an die neben ihm stehende Kuratorin mit den Worten „Antje, bitte hilf mir, dieses Versprechen einzulösen.“

Antje Krauss-Berberich nahm den Auftrag ernst, doch leider verzögerte sich aus terminlichen Gründen die Realisierung der Reise um knapp fünf Jahre. Heuer war es so weit. Mit kundiger Hilfe und unter Leitung von Udo Acker (ehemals stellv. Direktor des Hauses des Deutschen Ostens in München), der schon einige Reisen mit Erfolg durchgeführt hatte, wurden Schwerpunkte vereinbart und die Reise zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten und Kulturstätten Siebenbürgens und selbstverständlich auch zu den Klöstern der Moldau und zu den Holzkirchen der Maramuresch akribisch vorbereitet.
Die Reisegruppe vor dem Alten Rathaus in ...
Die Reisegruppe vor dem Alten Rathaus in Kronstadt: der Ebersberger Bürgermeister Walter Brilmayer (erste Reihe, 1. von links), Antje Krauss-Berberich (erste Reihe, 4. von links), daneben Elfriede Brilmayer, Udo Acker (oberste Reihe, 6. von links). Foto: Rotraut Acker
Anfang Juni 2013 bestiegen 28 gut gelaunte und ebenso informierte Reiseteilnehmer wie der „Verursacher“ Bürgermeister Walter Brilmayer mit Gattin, Pfarrer Axel Kaynath, Privat- und Geschäftspersonen das Flugzeug in München und flogen Richtung Temeschburg, wo die Reise mit einer Führung durch das Seniorenheim Adam-Müller-Guttenbrunn und eine Stadtbesichtigung begann. Von dort aus wurden elf Tage lang die im Programm stehenden Reiseziele mit dem nicht ganz taufrischen Bus eines rumänischen Veranstalters erkundet.

Die Reise war ein durchschlagender Erfolg. Höhepunkte waren so zahlreich, dass die Spannung nicht nachließ. Nicht nur Kronstadt und Hermannstadt oder Klausenburg begeisterten, die Fahrt mit der „Mocănița“, der Besuch der einstmals lebendigen, heute verlassenen Dörfer, die sichtlich einerseits bedrückte Stimmung, andererseits Respekt zollende Hochachtung hervorriefen, die Begegnung und das Speisen bei sächsischen Bauern – wie zum Beispiel bei Sarah Dootz, der Herausgeberin der Erinnerungen „Mit der Sonne steh ich auf“, in Deutsch-Weißkirch (UNESCO Weltkulturerbe, das unter dem persönlichem Schutz von Prinz Charles steht), bleiben unvergesslich.

Kurios, dass die Gruppe den englischen Thronfolger, der noch am Vortag bei der Bäuerin speiste, knapp verpasst hat. Immerhin konnten sich die Reisenden damit trösten, dass sie die Gelegenheit bekamen, am gleichen Holztisch zu sitzen wie tags zuvor der Prinz mit seinem kleinen Gefolge und aus dem gleichen Geschirr die gleiche „Fisolensuppe“ zu fassen, die er schmecken durfte. Der geplante Besuch bei Peter Maffays Kinderhort „Tabaluga“ konnte nicht stattfinden, weil zu dem Zeitpunkt schwerst behinderte Jugendliche dort weilten und nicht gestört werden durften.

Dennoch wurde die Reise ein durchschlagender Erfolg. Auch verschloss sich die Gruppe der politischen Ereignisse nicht. Die Nachdenklichkeit, die manchen Teilnehmer erfasste in der geistigen Auseinandersetzung mit dem historischen Schicksal der Deutschen aus Rumänien seit 1945, ihre Entrechtung, Enteignung (worüber Krauss-Berberich, ein Spross der Fabrikantenfamilie Seewaldt und Verwandte der Scherg-Tuchfabrikbesitzer, aus eigener Erfahrung erzählte), Verarmung, verglichen auch mit dem negativen Eindruck, den die Geringschätzung, ja Verachtung und Vernachlässigung ihrer Kultur, der Verfall ihrer Bauten – der profanen wie der sakralen – in der Gruppe hervorrief, und dies alles, aktuell, in einem Land, das seit einigen Jahren der EU angehört …

Die Begeisterung der gut vorbereiteten Gruppe, die unermüdliche Nachfrage, die Geduld bei weniger angenehmen Zwischenereignissen (anfangs der Dauerregen, dann die stundenlange Reparatur des geplatzten Kühlschlauches von Seiten des Fahrers), nichts konnte die eingeschworene Gruppe aus der Ruhe bringen. Die Aufnahmefähigkeit und Wissbegierde bei den meist älteren Teilnehmern nahm bis zum herzlichen Abschied in Ebersberg kein Ende.

Die mitgebrachte Erfahrung wird bald Früchte tragen: Schon jetzt werden bei einigen Teilnehmern Vorbereitungen getroffen, eine ähnliche Reise in den kommenden Sommerferien mit Kindern und Freunden zu unternehmen. Das Ziel der Unterzeichneten ist somit erreicht.

Antje Krauss-Berberich

Schlagwörter: Ebersberg, Siebenbürgen, Reise, Bürgermeister

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