7. April 2014

In memoriam Grete Lienerth-Zultner

Die Fürther Nachbarschaft gedachte am 13. März der unvergesslichen Mundartdichterin der sächsischen Welt, Grete Lienerth-Zultner (1906-1989), deren Todestag sich 2014 zum 25. Mal jährt. Im gut besuchten Gemeindesaal der St. Pauls-Kirche genoss das recht betagte Auditorium in der mittelfränkischen Stadt eine beeindruckende Vorstellung an Poesie und Lied, dargeboten vom Siebenbürger Chor und der sächsischen Singgruppe, beide geleitet von Rosel Potoradi, vor einer geschmackvoll angefertigten Kulisse im Stile einer heimatlichen Wohnung.
Im Geiste der Klänge „Ein Liedchen hilft, was immer du tust, macht Fröhliche froh, gibt Traurigen Trost“ genossen die Vortragenden wie auch die Gäste zwei außergewöhnliche Stunden. Das Repertoire der beiden musischen Formationen bestand aus einer passenden Auswahl an Gesang und Versen in sächsischer Mundart, die das Spezifikum des einstigen siebenbürgischen Dorflebens allzu treffend „nacherleben“ ließ. Schließlich ist es die Generation, die dieses Leben noch aktiv mitgestaltet hat, was vor allem bei der Berücksichtigung des Sinn- und Ausdrucksgehaltes beim Vortrag zu Gehör gebracht wurde. Einfühlsam rezitierten Sofia Rosenkranz („Zur Begrüßung“), Maria Schuller („Was an meinem Weg geblüht“), Angelika Meltzer („Sonnenblume“), Brunhilde Werner („Drum achte, wer ein Sämann ist“), Rosel Potoradi mit Katharina Stotz („Alt und Jung“) sowie Trudi Roth mit Susi Sift und Anna Müller („Faschingstreiben“). Sie führten durch die Jahreszeiten und festliche Traditionen der Gemeinschaft. An die freudigen und amüsanten Ereignisse im alltäglichen Familienleben erinnerten mit Lienerths Versen Erna Kloos („Die ersten Zähnchen“) und Rosel („Die ersten Schritte“, „Was willst du werden?“).
Feierliche Veranstaltung in Fürth im Gedenken an ...
Feierliche Veranstaltung in Fürth im Gedenken an die Mundartdichterin Grete Lienerth-Zultner: Frauen beim Spinnen in der Rockenstube.
Sowohl die Umrahmung der Darbietung mit dem Auftritt des Chors („Das Frühjahr kommt in die Weiden“, „Weingartenlied“, „Dort daheim blühn die Veilchen“, „Über die Stoppeln weht der Wind“) als auch die lieblich erklingenden Stimmen der in Tracht auftretenden Singgruppe aus der „Rockenstube“ („Schneeglöckchen blühn“, „Durch den Wald“) und nicht zuletzt die sächsischen Verse verliehen der Veranstaltung eine besinnliche Feierlichkeit, sodass mitunter auch die Tränendrüsen einer zärtlichen Versuchung nicht widerstehen konnten, schließlich lösten die Texte eine Rückwendung zu einer in der Vorstellung verklärten Vergangenheit aus.
Rosel Potoradi dirigierte sowohl den Siebenbürger ...
Rosel Potoradi dirigierte sowohl den Siebenbürger Chor als auch die sächsische Singgruppe. Fotos: Angelika Meltzer
Beeindruckend an diesem unvergesslichen Nachmittag des heiteren Gedenkens an die gefeierte Autorin erwies sich die Ergriffenheit, die Veranstalter und Zuhörerschaft vereinte, ganz so, wie es sich die gefeierte Autorin mit Sicherheit gewünscht hätte. In diesem Sinne erfolgte im Saal auch das gemeinsame Anstimmen altbekannter Lienerth-Melodien wie z. B. die Weise „Sälwerfäddem“, die im Besondern die betagten Siebenbürgerinnen anspricht und namensgebend für eine kulturelle Bewegung der Seniorinnen und Senioren in der alten Heimat geworden ist. Vorbildlich erweist sich die ergiebige Kooperation der Fürther Aktiven beim Entwerfen und Vorbereiten der musischen Darbietung. Dafür sei Rosel Potoradi, Angelika Meltzer und allen Mitwirkenden herzlich gedankt!

Wolfgang Gerhard Binder

Schlagwörter: Mundartautorin, Gedenken, Todestag, Fürth

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