7. Juli 2018

30 Jahre Kreisgruppe Wiehl-Bielstein

Eine Gemeinschaft, die seit 30 Jahren besteht, ist etwas ganz Besonderes. Grund genug für die Siebenbürger Sachsen der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein, eine Feier mit einem besonderen Programm in der festlich geschmückten Wiehltalhalle auszurichten. Das Jubiläumsfest vom 16. Juni wurde unter den Leitsatz „Wir lieben und leben siebenbürgische Tradition“ gestellt. Rund 400 Gäste, viele in siebenbürgischer Tracht, erschienen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Horst Kessmann hielt Pfarrer Dietmar Auner eine kurze Andacht. Begleitet wurden die gesungenen Choräle von den „Bielsteiner Adjuvanten“, die das Fest bis zum Abend musikalisch untermalten.
Es folgten Grußworte des Gründungsmitgliedes Peter Obermayer (Pfarrer i.R.), der 1988 mit weiteren engagierten Landsleuten die Initiative zur Gründung der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein ergriffen hatte. Enni Janesch, Vorsitzende der Nachbarkreisgruppe Drabenderhöhe, gratulierte zum Jubiläum und betonte die Besonderheit von Wiehl: In keiner anderen Stadt in der Bundesrepublik ist der Verband der Siebenbürger Sachsen durch zwei Kreisgruppen vertreten. Dabei hob Frau Janesch das gute Verhältnis untereinander hervor. Die gegenseitige Akzeptanz und Unterstützung soll auch in Zukunft ein wesentlicher Grundgedanke bleiben. Diesen Worten schloss sich Rainer Lehni, Landesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Nordrhein-Westfalen, in seiner Rede an und würdigte die vielen Aktivitäten, die das Verbandsleben in den letzten Jahren geprägt haben. Zudem gratulierte er dem Vorstand für die erfolgreiche Arbeit in den Referaten und den Zuwachs an Mitgliedern in den vergangenen Jahren.
Alle Trachtenträger des Jubiläumsfestes in Wiehl. ...
Alle Trachtenträger des Jubiläumsfestes in Wiehl. Foto: Robert Krauss
Das kulturelle Programm wurde mit dem Einmarsch aller Tanzgruppen eröffnet. Noch vor dem Mittagessen ernteten die Kinder der Siebenbürgischen Kindertanzgruppen Wiehl-Bielstein mit den Volkstänzen „Knopfloch“, „Salamander“, „Schwäbische Tanzfolge“ und „Uf dem Rossboda“ großen Applaus. Nach dem Mittagessen folgte einer der Höhepunkte des Programms: der Auftritt des neu gegründeten Chores unter der Leitung von Judith Dürr-Steinhart. In monatelanger Vorbereitung hat Frau Dürr-Steinhart aus unerfahrenen Sängerinnen und Sängern einen gemischten Chor geformt, der sich sehen und vor allem hören lassen konnte. Das Begrüßungslied „Freunde, die ihr seid gekommen“ bildete den Auftakt. Sächsisches Liedgut wie „Af deser Iërd dõ äs e Lånd“ und „Äm Hontertstroch“ klangen ebenfalls durch die Wiehltalhalle. Der bekannte Schlager „Über sieben Brücken“ von Karat und Peter Maffay sowie „Siebenbürgen, Land des Segens“ rundeten das Programm ab. Julian Kessmann begleitete den Chor am Klavier.
Chorprojekt unter der Leitung von Judith Dürr ...
Chorprojekt unter der Leitung von Judith Dürr-Steinhart. Foto: Robert Krauss
Der Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker und der Landrat des Oberbergischen Kreises, Jochen Hagt, überbrachten Glückwünsche und bekundeten in ihren Grußworten großen Respekt und Anerkennung gegenüber den Siebenbürger Sachsen: „Ihre Eingliederung im Oberbergischen ist vorbildlich und ein Zeichen gelungener Integration. Ihr Brauchtum zu pflegen ist ein Beweis dafür, dass Sie sich Ihrer Wurzeln bewusst sind“, so Hagt.

Volker Dürr, Gründungsmitglied der Kreisgruppe und ehemaliger Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., skizzierte in seiner Festrede die rund 800-jährige Geschichte der Siebenbürger Sachsen – von der ursprünglichen Heimat an Rhein und Mosel über die Ansiedlung in Siebenbürgen bis zur Integration in Deutschland. Er sprach von großem Trennungsschmerz, den heute noch viele Siebenbürger Sachsen mit Blick auf die verlassene Heimat verspüren, jedoch auch von der großen Chance, im Vollzug siebenbürgischer Tradition eine neue Heimat zu finden. Dabei wies er darauf hin, dass wir hier „trag- und zukunftsfähige Strukturen vorgefunden und mit aufgebaut haben, in denen wir, unsere Kinder und Enkel unsere deutsche, siebenbürgisch-sächsische Identität erhalten und ein selbstbestimmtes Leben in Frieden und Freiheit führen können“, und motivierte die Zuhörer, mit den Landsleuten „in unserer neuen wie auch in der alten Heimat (…) ein gemeinsames und einiges Europa zu bauen“.
Bürgermeister der Stadt Wiehl, Ulrich Stücker. ...
Bürgermeister der Stadt Wiehl, Ulrich Stücker. Foto: Robert Krauss
Mit dem Einmarsch der Gasttanzgruppen aus München (Jugendtanzgruppe), Köln, Dortmund und Wuppertal vollzog sich ein Stimmungswechsel. Die Tanzgruppen führten jeweils zwei Tänze auf und wurden mit viel Applaus gefeiert. Die eigene Jugendtanzgruppe zeigte die Tänze „Bunter Rheinländer“ und unter großem Beifall den „Bändertanz“, der jährlich beim Kronenfest dargeboten wird. Anschließend trug Dustin Ungar ein Festgedicht an der Krone vor.

Während der Kaffeepause stärkten sich die Gäste am vielfältigen Kuchenbüfett. Die erst im vergangenen Jahr gegründete Kinder- und Jugendtheatergruppe freute sich derweil darauf, ebenfalls ihr Können zu zeigen. Bereits beim Katharinenball 2017 eroberte sie die Herzen der Gäste mit ihrem selbst inszenierten Sketch „Begegnungen in Siebenbürgen“. Die sechs jungen Akteure erweiterten ihn für das Jubiläum mit einem zweiten kurzen Akt und so wurde daraus der Sketch „Begegnungen“, in dem Begegnungen von in Deutschland und in Siebenbürgen lebenden siebenbürgisch-sächsischen Kindern und Jugendlichen aufgegriffen und die zum Teil immer noch unterschiedlichen Lebenswelten thematisiert werden. Die Szenen konnten sowohl von den Erwachsenen als auch von der jungen Generation gut nachempfunden werden und ernteten großen Applaus – ein weiterer Höhepunkt der Jubiläumsfeier. Im Anschluss hatte die kreisgruppeneigene Erwachsenentanzgruppe ihren großen Auftritt. Sie erfreute die Gäste mit dem „Bunten Walzer“ und dem „Schwingkehr“. Die Aufführung der Schlussszene des Theaterstückes „Et wór ímól en reklich Méd“ durch die Theatergruppe, die seit 29 Jahren besteht, versetzte viele Gäste in „alte Zeiten“. Unter der Regie von Erika Hamlischer und der Mitwirkung der Tanzgruppen wurde das Stück in den letzten Monaten bereits vier Mal vor großem Publikum aufgeführt. Anschließend zeigten alle Tanzgruppen gemeinsam die Tänze „Marienfrieder“ und „Sternpolka“. Mit bekannten Volksliedern und dem Siebenbürgen-Lied endete das ganz im Zeichen siebenbürgischer Tradition stehende Festprogramm. Die Ausstellung „Frauengestalten, Frauen gestalten“, die uns das Landesfrauenreferat der Landesgruppe NRW zur Verfügung stellte, wurde von vielen Gästen mit großem Interesse besichtigt. Beim anschließenden Jubiläumsball wurde mit der „Rocky 5 Band“ bis in die Morgenstunden weiter gefeiert.

Den zahlreichen Helferinnen und Helfern und allen Mitwirkenden, die zum Erfolg dieses Tages beigetragen haben, sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Ein besonderer Dank gilt den Moderatoren Jana Kessmann und Jannis Schoger, die durch den Nachmittag führten und dabei immer wieder selbst Akteure waren. Für die technische Unterstützung bedanken wir uns bei Ingmar Gusbeth und Johann Wolff, die an diesem Tag eine große Aufgabe zu meistern hatten. Ebenso sei den Damen gedankt, die sich um die Tischdekoration und das Schmücken der Krone bemüht haben. Die Festschrift zu diesem Jubiläum enthält Informationen zu den Mitwirkenden und den Kulturgruppen der Kreisgruppe und kann bei Horst Kessmann, E-Mail: horst.kessmann[ät]gmail.com, angefordert werden. Darin sind auch Termine zu geplanten Aktivitäten der Kreisgruppe aufgeführt, getreu des Zitates von Thomas Morus: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“.

Astrid Krauss

Schlagwörter: Wiehl – Bielstein, Kreisgruppe, Jubiläum, Feier

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