3. Oktober 2019

Tag der Heimat in Bonn

Der Tag der Heimat findet jährlich statt, seit vielen Jahrzehnten. Aber es war in vielen Jahrzehnten so, dass das nicht unbedingt populär war, dass der Tag der Heimat in den politischen Wettstreit zwischen links und rechts eingeordnet wurde. Es ist gut, dass das in der heutigen Zeit kein Thema mehr ist. Dass jeder anerkennt, wie wichtig Heimat und die Erinnerung an Flucht und Vertreibung von Menschen ist. Viele Flüchtlinge und Vertriebene sahen sich von der westdeutschen Gesellschaft der 70er und 80er Jahre allein gelassen. Man hatte kaum Verständnis für sie, ihr Heimatverlust wurde weitgehend als Kollektivbestrafung für die begangenen Kriegsverbrechen akzeptiert. Und die meist jungen Menschen, die so sprachen, kamen sich sehr gut vor. Heute erkennt man: Die Empathie mit den Opfern der Deutschen darf die Empathie mit den deutschen Opfern keineswegs ausschließen. Man hat also gelernt – und heute „darf“ man sich erinnern.
Das diesjährige Leitwort zum Tag der Heimat lautet „Menschenrechte und Verständigung – Für Frieden in Europa“. Der Bund der Vertriebenen (BdV) macht damit einmal mehr deutlich: Sowohl das Erinnern an die eigenen kulturellen Wurzeln als auch der Gedanke der Völkerverständigung sind wichtig. Dieses besagte auch die Charta der deutschen Heimatvertriebenen: Wir verzichten auf Rache und Vergeltung. Wir wollen ein geeintes Europa. Wir wollen hart und unermüdlich arbeiten für den Wiederaufbau des Landes, in dem wir jetzt sind, für diese Bundesrepublik Deutschland.

Tage der Heimat haben also Zukunft und wir werden sie auch in den nächsten Jahren begehen.

Am 31. August fand in Berlin die zentrale Auftaktveranstaltung des BdV zum Tag der Heimat statt, bei der Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, als Festredner sprach. In den folgenden Wochen organisierten zahlreiche BdV-Regionalverbände weitere Veranstaltungen, in mehreren Bundesländern wurden zum Tag der Heimat die öffentlichen Gebäude beflaggt.
Heiko Hendriks (Mitte), Landesbeauftragter für ...
Heiko Hendriks (Mitte), Landesbeauftragter für die deutschen Heimatvertriebenen, mit Ehefrau und Rainer Lehni, Vorsitzender der Landesgruppe der Siebenbürger Sachsen Nordrhein-Westfalen, vor dem Stand der Kreisgruppe Bonn.
Der Kreisverband Bonn des BdV hatte alle ortsansässigen Landsmannschaften aufgerufen, wieder den hier üblichen „Ostdeutschen Markttag“ zu gestalten. Bei dieser bundesweit einzigartigen Veranstaltung präsentieren die verschiedenen Kreisgruppen sich und die alte Heimat. Die Auftaktveranstaltung fand am 12. September im „Haus an der Redoute“ (Bad Godesberg) statt, gefolgt von einem ökumenischen Gottesdienst am 14. September in der Krypta der Evangelischen Kreuzkirche. Am Sonntag, dem 15. September, hatten die Mitglieder der verschiedenen Kreisgruppen ihre Marktstände auf dem Bonner Marktplatz aufgebaut. Um 11.00 Uhr erfolgte der feierliche Einzug der Fahnenträger, einzeln aufgerufen durch den Vorsitzenden des BdV Bonn, Stephan Rauhut. Anschließend begrüßte er die Anwesenden und erinnerte in einer kurzen Ansprache an die Vertreibung, an die Großartigkeit der Kulturlandschaften der Herkunftsgebiete und unterstrich, dass es heute viele Beispiele im Geiste länderübergreifender Zusammenarbeit und „abendländischer Wiedervereinigung“ gebe. Die Präsentation landsmannschaftlicher Kulturen beim Ostdeutschen Markttag diene also nicht der Abgrenzung und Demonstration des Andersseins, sondern sei als Öffnung und Angebot an alle zu verstehen. Auch Heiko Hendriks, Beauftragter der Landesregierung für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern, betonte in seiner Ansprache, dass es wichtig sei, das Wissen über Flucht und Vertreibung weiterzugeben. Man solle an Geschichte erinnern und über Herkunft erzählen, damit unsere Gegenwart nicht zu flach und uniform werde.
Stand der Kreisgruppe Bonn. ...
Stand der Kreisgruppe Bonn.
Mit den Angeboten ihrer Marktstände versuchten die Landsmannschaften alle Interessierten mit der Geschichte, aber auch mit der Gegenwart und den Zukunftsmöglichkeiten ihrer Herkunftsgebiete bekanntzumachen. Da gab es Stellwände mit Bildern und Karten und es wurden Bücher, Broschüren und Bildbände angeboten. Aber der Markt bot mehr als nur ein Andenken an das Vergangene. Bunt und vital präsentierten sich die Bonner Kreisgruppen. Es gab Trachten, Kunsthandwerk und Keramik zu bestaunen und einen ansehnlichen Raum nahmen auch die kulinarischen Grüße aus der Heimat ein. Die „Brückenberger Trachtengruppe“ zeigte schlesische Volkstänze und auch wir hatten Verstärkung von den Landsleuten aus Wuppertal bekommen, deren Tanzgruppe in den schönen Trachten schon vor ihrem bejubelten Auftritt sehr bewundert wurde. Anschließend unterhielt das Oberschlesische Blasorchester aus Ratingen die Gäste mit flotten Melodien.
Auftritt der Tanzgruppe Wuppertal. Fotos: p.z. ...
Auftritt der Tanzgruppe Wuppertal. Fotos: p.z.
Von 11.00 bis 17.00 Uhr flanierten neugierige Bonner und Touristen über den Markt. Unser Siebenbürgen-Stand war ständig dicht umlagert. An Stellwänden und Roll-ups zeigten großformatige Abbildungen Landkarten, Kirchenburgen und Trachten und auf den Tischen lagen Bücher über Siebenbürgen, Keramik und Stickereien. Auch kulinarische Spezialitäten aus der Heimat boten wir an: Hanklich und Nussstrudel, siebenbürgisches Kleingebäck, viel gefragtes „Fettbrot mit Zwiebel“ und echten siebenbürgischen Pali und Kokelwein. Sehr gefreut haben wir uns über den Besuch des Landesvorsitzenden NRW unseres Verbandes, Rainer Lehni, der Heiko Hendriks und dessen Ehefrau unseren Stand zeigte. Mit den Hymnen Ostpreußens, Schlesiens, Pommerns und dem Siebenbürgenlied endete der lange, aber schöne Tag. Den Helfern aus unserer Kreisgruppe und den Freunden aus Wuppertal sei hier für die geleistete Arbeit herzlich gedankt. Sie haben alles getan, um uns würdig zu repräsentieren und zum guten Gelingen des Tages der Heimat beizutragen.

p.z.

Schlagwörter: Kreisgruppe, Bonn, Tag der Heimat, BdV, Hendriks, Tradition, Brauchtum

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