6. Oktober 2004

Herwig Bosch: fünfte Amtszeit in Wiehl

Sage und schreibe in seine fünfte Amtszeit geht der Rechtsanwalt und Siebenbürger Sachse Herwig Bosch im Stadtrat von Wiehl. Bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen am 26. September errang der CDU-Ratsherr in seinem Wahlbezirk Drabenderhöhe, Gasthof Brunnenhof, 53,1 % der Stimmen und setzte sich so unter anderem gegen Angelika Banek von der (SPD) deutlich durch.
In seiner Wahlbroschüre machte Bosch deutlich, worin er seine zukünftige Aufgabe sieht. „Gerade heute, wo viele Völker gegeneinander Krieg führen und sich gegenseitig vertreiben, sind Toleranz und Achtung mehr denn je gefragt und für mich keine Schlagworte sondern Aufgabe und Verpflichtung.“

Am 21. September 1942 in Rosenau geboren, verbringt er als eines von vier Kindern der Familie - er hat noch einen jüngeren Bruder zwei Schwestern - die ersten 18 Jahre seines Lebens in der Heimat in Siebenbürgen. Nach der siebenjährigen Elementarschule besucht er in Kronstadt bis zur 12. Klasse das Gymnasium, um dann zu seinem Vater der Österreich zu ziehen, der in der Alpenrepublik während des Zweiten Weltkrieges in Gefangenschaft geraten war.

Herwig Bosch. Foto: Roland U. Neumann
Herwig Bosch. Foto: Roland U. Neumann

Im Salzburg und Wien verbrachte er die folgende Zeit bis 1964 und besuchte eine Fachschule für Technische Chemie. Die nächste Station war Deutschland. Mit einem staatlich unterstützten Sonderlehrgang holte er in Würzburg sein Abitur nach und besuchte die Fachhochschule in Mannheim.

Im Alter von 26 Jahren reifte der Entschluss, ein Studium zu absolvieren. Gefragt nach den Gründen, erklärte Herwig Bosch: „Ich habe aufgrund meiner Ausbildung als Chemiker bei Hoechst in Frankfurt gearbeitet, aber auf der unteren Ebene konnte man so recht nichts werden, also habe ich mich für den vermeintlich kürzesten Studiengang entschieden, und das war Jura.“ Doch aus der kurzen Studienzeit wurde nichts. Sieben Jahre benötigte Herwig Bosch für seine juristische Hochschulausbildung, hatte er doch vorher nicht die zweijährige Referendarszeit und den weiteren Bildungsweg zum zweiten Staatsexamen bedacht. Im Alter von 33 Jahren jedenfalls war es vollbracht, endlich konnte er in einer Sozietät in Lindlar arbeiten.

Nach Drabenderhöhe kam er 1976. Angelockt durch die zinsgünstigen Darlehen, baute er mit seiner Familie ein Haus und eröffnete drei Jahre später in Wiehl eine eigene Kanzlei. Auf seinem Lebensweg begleitet wird er in der Zwischenzeit von seiner Frau Helga, einer Lehrerin. Kennen gelernt hatten sich die beiden noch in Heidelberg in einer Studentenkneipe namens „Seppl“. Nachdem 1974 die erste Tochter Sabine geboren wurde, folgte familiär betrachtet eine sehr schwierige Zeit. Medizinische Versäumnisse von Ärzten führten zu drei Fehlgeburten, bis dann aber 1982 ein gesunder Sohn geboren wurde.

Seine berufliche Laufbahn wird Herwig Bosch aller Voraussicht nach im Jahr 2005 beenden. „Meine Tochter ist seit dem 1. Mai 2004 mit in der Sozietät, deshalb steht draußen auf dem Schild der Kanzlei auch Bosch & Bosch.“ Ob er dann mehr Zeit für seine sportlichen Hobbys Tennis, Volleyball und Skifahren haben wird, wird sich noch herausstellen, denn schließlich ist er noch Ehrenvorsitzender der Kreisgruppe Drabenderhöhe der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins. Gerade in Bezug auf das letztere Amt wird noch so einiges auf ihn zukommen, denn „der Heimatverein hat etwas geerbt und wird damit für andere Vereine, die von uns koordiniert werden, automatisch attraktiver“, berichtete Bosch Augen zwinkernd. Und noch eines steht fest. Im Gegensatz zu „seinem neuen Landrat“, Hagen Jobi, der sich bei der Kommunalwahl direkt im ersten Wahlgang in einer Direktwahl durchgesetzt hat, sieht der langjährige Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe sich nicht für höhere Aufgaben in der Politik berufen. „Ich kann besser mit den kleinen Leuten reden und an der Theke ein Bier trinken.“

Norbert Bangert

Schlagwörter: Kommunalpolitik, Nordrhein-Westfalen, Drabenderhöhe, Rosenau

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