10. März 2006

Agnethler Brauch kommt bei Bonner Jecken gut an

Passen die Agnethler Urzeln in den rheinischen Karneval? – Und wie! Wir haben es versucht, und es ist rundum gelungen. Zunächst war da nur die Einladung zu Freunden, die man lange nicht gesehen hatte, zu Edda und Hans Georg Richter in Bonn-Niederholtorf. „Aber bitte möglichst mit Urzelanzug, denn wir haben uns zum örtlichen Karnevalsumzug angemeldet. Und wer mag, mit Schlafsack und Luftmatratze.“ – Es fanden sich um die 40 Gäste ein, nur die Urzeln unter ihnen haben wir genau gezählt: Es waren 28, groß und klein und beiderlei Geschlechts.
Im Hause Richter und davor wuselte es nicht schlecht, die Nachbarn, die Zaungäste aus der Kreisgruppe der Landsmannschaft, sogar die passierenden Autofahrer, mussten Beifall spenden, als sich die Peitschen schwingenden Zottelgestalten mit den dröhnenden Kuhschellen warm knallten. Dann lief man zum Versammlungsort der Jecken, wo der „Zoch“ beginnen sollte. Das nahe Siebengebirge grüßte an diesem sonnig-kalten Karnevalssamstag vor strahlendem Himmel. „Unser Herrgott ist auch ein Urzel“, klang es durch eine Drahtmaske. Das war bei dem Wetter offensichtlich. Wir ordneten uns zwischen die anderen Jeckengruppen ein, mussten vielfach Auskunft geben, für Fotos posieren, der Lokalpresse Fragen beantworten.
Urzeln erstmals beim Karneval in Bonn-Niederholtorf. Foto: Christian Henning
Urzeln erstmals beim Karneval in Bonn-Niederholtorf. Foto: Christian Henning


Das gehört so zur Anpassung des alten Brauches: Wir haben nicht nur unsere Krapfen verteilt, wenn die begeisterten Zuschauer immer wieder „Kamelle, Kamelle!“ riefen, sondern waren mit zwei Bollerwagen voll süßen Wurfmaterials gerüstet, wie im Straßenkarneval üblich; Neugierige bekamen auch unsere Handzettel, damit sie das Wichtigste über die Urzeln nachlesen konnten. Dafür ließen sich auch alle Zuschauerinnen gern in die Peitsche nehmen, ihre Pappnasen und Hexenhüte luden bei dem langen Lauf durch Oberholtorf, Ungarten und Niederholtorf nachgerade dazu ein. In dieser Hinsicht war es eher wie vormals in Agnetheln und weniger wie in Sachsenheim. Die rheinische Frohnatur, karnevalserfahren und für Neues offen, ist für ein Tänzchen auf der Straße allemal zu haben.

Die Organisatoren des örtlichen Umzugs waren überdankbar für die „exotische“ Verstärkung von weither. Sie wollten uns sogar die Teilnahmegebühr schenken, wenn wir im nächsten Jahr wiederkommen würden. – Bleibt noch zu sagen, dass Suppe, Urzeltokana und selbst gemachter Wein für alle und im Überfluss da waren, dass die Krapfen auch die vorschriftsmäßigen weißen Kragen, andere sagen Mäschchen, hatten, worauf die Gastgeberin und ihre Helferinnen aus der erweiterten Familie mit Recht stolz sein können. Aber wir Urzeln wissen auch, dass sich ein solches Ereignis nicht beliebig wiederholen lässt.

Horst Fabritius


Schlagwörter: Urzeln, Brauchtum

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