25. Mai 2006

50 Jahre Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen

Aus Anlass ihres 50-jährigen Bestehens veranstaltete die Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen am 13./14. Mai in Geretsried eine aufwändig gestaltete Jubiläumsfeier: Festgottesdienst und Festveranstaltung am Samstag folgten eine Theateraufführung und ein Kulturprogramm am Sonntag. Die Kreisgruppe nutzte an diesem Wochenende vor zahlreichen Fest- und Ehrengästen die Gelegenheit, ihr ungemein reiches, alle Generationen einbeziehendes Vereinsleben auf sympathische Weise vorzustellen. Doch vermittelten sich nicht nur Gemeinschaft und Zusammenhalt als gelebte Werte, sondern es wurde auch die gelungene Integration der in Stadt und Landkreis längst heimisch gewordenen Landsleute in den Redebeiträgen ausdrücklich gewürdigt.
Zum klingenden Spiel der Siebenbürgischen Blaskapelle München schritten Trachtenträger und Ehrengäste im Festumzug von der Petrus-Kirche, wo Pfarrer Dr. Theo Heckel und Gastpfarrer Kurt Bordon/Pullach zum Auftakt der Jubiläumsfeier am Samstag den Festgottesdienst würdig zelebriert hatten, zu den Ratsstuben. Erfreulich viele Landsleute erschienen in der Kirche und im Festsaal in Tracht. Rund dreißig Trachtenträger begleiteten die Fahnenabordnungen. Mädchen und Buben im Vorschulalter, die Kleinsten, standen in schmucken Trachten Spalier beim Einzug der Festgemeinde in den großen Ratsstubensaal. Dort lag für die Veranstaltungsgäste eine von der Kreisgruppe erstellte, lesenswerte Festschrift bereit. Zusätzlich informierte eine Fotoausstellung im Saal über die vielfältigen Kreisgruppenaktivitäten. Herta Daniel, Vorsitzende der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen und Moderatorin der Festveranstaltung, hieß die Festgäste im voll besetzten Ratsstubensaal herzlich willkommen. Unter den Ehrengästen aus Politik und Gesellschaft begrüßte sie u. a. Manfred Nagler, Landrat des Landkreises Bad Tölz – Wolfratshausen, Reiner Berchtold, Erster Bürgermeister von Wolfratshausen mit Gattin, Cornelia Irmer, Erste Bürgermeisterin von Geretsried, die Altbürgermeister Gerhard Hasreiter und Hans Schmid, die Stadträtinnen Heidrun Rösing, Kunigunde Fischer und Gerda Bretz, als Vertreter der Evangelischen Kirche Dekan Martin Steinbach, seitens der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland deren Bundesvorsitzenden Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, Festredner der Veranstaltung, den Vorsitzenden des Landesverbandes Bayern, RA Dr. Bernd Fabritius, Hermine Schatz und Otto Deppner aus dem Landesvorstand, die Vorsitzenden der Kreisgruppen Traunreut, Norbert Klein, Rosenheim, Dietmar Zermen, und Donau-Ries, Kurt Schoppel, sowie Vertreter der befreundeten Vereine der Egerländer Gmoi, der Deutschen aus Ungarn, Schlesier, Banater Schwaben, der Sudetendeutschen und der Südostdeutschen Landsmannschaft und der Griechischen Gemeinde.


"Sie sind vollständig integriert", erklärt Cornelia Irmer, 1. Bürgermeisterin von Geretsried. Foto: Christian Schoger
Dem stillen Gedenken an die Verstorbenen schloss sich die Ansprache der Kreisgruppenvorsitzenden an, in der Herta Daniel die Festgäste auf eine Zeitreise ins Jahr 1956 mitnahm, dem Gründungsjahr der Kreisgruppe, und in der Folge einen Abriss der 50-jährigen Kreisgruppengeschichte gab bis in die Gegenwart, da die Kreisgruppe über 700 Mitglieder stark ist.

Den Reigen der Gratulationen eröffnete Landrat Manfred Nagler, der den Fleiß und Leistungswillen der Siebenbürger Sachsen unterstrich, als es galt, sich im Landkreis eine neue Existenz aufzubauen. Sie hätten Stadt und Landkreis seither wirtschaftlich, politisch, kulturell, aber auch sozial bereichert.

„Sie sind in unserer Gesellschaft vollständig integriert“, war die zentrale Botschaft von Bürgermeisterin Cornelia Irmer, die Landsleute namhaft machte, die sich im Leben der Stadt kulturell, politisch und sozial beispielhaft einbringen. Irmer, die in sozialer Hinsicht das Wirken der Zehntfrauen hervorhob, erklärte bezogen auf die vielfältigen Gliederungen des Vereins, dass all diese gemeinsamen Aktivitäten „ein starkes Band für Frieden und Freiheit“ böten.

Im Namen des Landesvorstandes Bayern gratulierte Landesvorsitzender Bernd Fabritius zu diesem besonderen Jubiläum. Beeindruckend sei vor allem das breite Spektrum der Kreisgruppenaktivitäten auf der Basis ihrer vier Tanzgruppen, der Theatergruppe, des Gemischten Chors, des Handarbeitskreises, der Zehntfrauen, nicht zu vergessen der 1986 in Geretsried ins Leben gerufene Urzelnzunft sowie der 1994 von Reinhold Kraus gegründeten Alpingruppe ADONIS. Das Heimatmuseum beherberge wertvolle Exponate und im Trachtenfundus der Tanzgruppen befänden sich fast 400 siebenbürgische Trachtenstücke, so Fabritius, der der Bürgermeisterin und dem Landrat „für die offene und herzliche Aufnahme durch die Bürger“ dankte. Namens des Landesverbandes Bayern überreichte der Landesvorsitzende Fabritius an Herta Daniel eine finanzielle Unterstützung für die Teilnahme der Jugend- und Schülertanzgruppe an der 43. Europeade in Zamora/Spanien.

Bundesvorsitzender Volker Dürr überbrachte zum 50-jährigen Bestehen der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen die Glückwünsche des Bundesvorstandes der Landsmannschaft. Der Festredner würdigte eingehend das Betätigungsfeld der Kreisgruppe, das sich besonders ab den siebziger Jahren unter den Vorsitzenden Karl Friedrich Theil, Kurt Schoppel, Peter Knall, Hans Schmidts und seit 2002 Herta Daniel kontinuierlich erweitert hat. Neben ihren kulturellen Aktivitäten leiste die Kreisgruppe gerade auf sozialem Feld Beachtliches. In diesem Zusammenhang verwies der Redner u. a. auf die wertvolle, ehrenamtlich geleistete Arbeit durch die Zehntschaften oder die Seniorenbetreuung, auf karitatives Engagement, das von Benefizveranstaltungen bis hin zu Hilfstransporten nach Siebenbürgen reiche, wovon insbesondere auch das Altenheim Hetzeldorf und der deutsche Kindergarten in Schäßburg profitierten. Einen hohen Stellenwert genieße die Kinder- und Jugendarbeit in der Kreisgruppe, wie das vielfältige Angebot an Freizeitveranstaltungen für diese Altersgruppe belege. Dürr betonte „die erfolgreiche Zusammenarbeit aller Einrichtungen der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen mit nichtsiebenbürgischen Institutionen und der Kirche vor Ort.“ Die soziale Präsenz der Landsleute im Stadtleben von Geretsried sei zunehmend wichtiger, da sie rund 10 bis 15 Prozent der Stadtbevölkerung ausmachen und ihre Kreisgruppe einer der mitgliedsstärksten Vereine Geretsrieds sei. Der Bundesvorsitzende schloss seine Rede mit dem Wunsch, dass von dem Wirken der Kreisgruppe weitere Initiativen zur Integration ausgehen mögen.

Bundesvorsitzender Volker Dürr verleiht eine Urkunde an die Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen, die deren Vorstand entgegennimmt, von links nach rechts: Herta Daniel, Gerlinde Theil, Inge Zimmermann, Walter Klemm; nicht im Bild: Hans Depner. Foto: Christian Schoger
Bundesvorsitzender Volker Dürr verleiht eine Urkunde an die Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen, die deren Vorstand entgegennimmt, von links nach rechts: Herta Daniel, Gerlinde Theil, Inge Zimmermann, Walter Klemm; nicht im Bild: Hans Depner. Foto: Christian Schoger

Es folgte eine Reihe von Ehrungen seitens des Landesvorstands Bayern und des Kreisgruppenvorstands (siehe Bericht in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 26. Mai 2006). Der Bundesvorsitzende verlieh der Kreisgruppe anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens eine Urkunde, die deren „außergewöhnliche Leistungen für die Festigung und Entwicklung der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft und deren Eingliederung in Geretsried und Umgebung“ würdigt. Anschließend nahmen die anwesenden Vertreter der örtlichen Vereine die Gelegenheit wahr, der Kreisgruppe zu gratulieren. Herzliche Glückwünsche seitens der Kreisgruppe Nürnberg – Fürth – Erlangen übermittelte Rosel Potoradi. Die Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen stiftete den befreundeten Landsmannschaften, Vereinen und benachbarten Kreisgruppen je ein gesticktes Jubiläums-Fahnenband.

Die Festveranstaltung neigte sich ihrem Ende zu. Jeweils in einer Powerpoint-Präsentation bot zunächst die Jugendgruppe einen Streifzug durch die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, ehe Herta Daniel einen Einblick in die strukturelle Gliederung der Kreisgruppe gab und sämtliche Aktivitäten im Lichte der Integrationsbemühungen nochmals zusammenfasste.

Die Kreisgruppenvorsitzende sprach allen, die zum Gelingen dieses Festwochenendes beigetragen haben, ihren Dank aus. Dem Gemischten Chor der Kreisgruppe unter der Leitung von Johann Stirner, der zusammen mit der von Wilhelm Spielhaupter geleiteten Siebenbürgischen Blaskapelle München die musikalische Umrahmung der Festveranstaltung gestaltete, blieb es vorbehalten, mit „Die Lieder sind verklungen“ den passenden Schlussakkord zu einer überaus gelungenen Jubiläumsfeier zu setzen. Einträchtig vereint sang die Festgemeinde abschließend das Lied der Bayern, die Nationalhymne und das Siebenbürgenlied. Hernach wurde noch zu einem Imbiss eingeladen. Die Zehntfrauen hatten köstliche siebenbürgisch-sächsische Hausbäckerei vorbereitet, zu belegten Brötchen gab es ein Freigetränk.

Christian Schoger


Schlagwörter: Jubiläum, Brauchtum, Blasmusik

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