9. Oktober 2006

25 Jahre Kreisverband Landshut: Jubiläum mit Musik und Tanz gefeiert

Das vielfältige kulturelle deutsche Erbe in Siebenbürgen kann nur mit Hilfe von außen erhalten werden. Das hat Professor Ortwin Schuster am 23. September als Festredner bei der Jubiläumsfeier des Kreisverbandes Landshut der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen im Rathausprunksaal zu Landshut unterstrichen. Mit Gästen wurde dort das 25-jährige Bestehen des Kreisverbandes begangen.
Die wenigen Siebenbürger Sachsen, die noch in der Heimat lebten, könnten alleine nicht mehr die ganze Last des Erbes der Väter tragen, das kulturelle Erbe bewahren, Friedhöfe pflegen, Kirchen und Burgen instand halten, sagte Schuster, der stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung ist. ,,Diesen Menschen bei ihren immensen Aufgaben beizustehen, ihnen zu helfen, das bleibt unsere Pflicht.“ Schuster sagte das angesichts der Tatsache, dass heute nur noch etwa 15 000 Siebenbürger Sachsen in Rumänen leben.

Die Tanzgruppen des Kreisverbandes Landshut, die Erwachsenen-, Jugend und Kindertanzgruppe, ernteten für ihre Auftritte starken Applaus. Foto: Falk Bottke
Die Tanzgruppen des Kreisverbandes Landshut, die Erwachsenen-, Jugend und Kindertanzgruppe, ernteten für ihre Auftritte starken Applaus. Foto: Falk Bottke

Die Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, die von Schuster angesprochen wurde und die auch in der Festschrift festgehalten ist, begann im 12. Jahrhundert, als der ungarische König Geisa II. zum „Schutz der Krone“ um Deutsche als Kolonisten warb. Diese kamen überwiegend aus dem Rhein-Mosel-Gebiet, aus Luxemburg, Lothringen, Flandern und Belgien und verschmolzen auf dem sogenannten „Königsboden“ zu einem neuen Stamm, für den sich die Bezeichnung Saxones (Sachsen) eingebürgert hat. Um die 200 000 Deutsche gab es zu Blütezeiten in Siebenbürgen, das nach dem Ersten Weltkrieg an Rumänien fiel, was für die „Saxones“ vielfache Diskriminierung brachte. Noch stärkerer Willkür waren die Siebenbürger Sachsen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausgesetzt, gerade auch unter dem rumänischen Diktator Ceausescu. Viele Deutschstämmige verließen deshalb Siebenbürgen, 1990 kam es zum Massenexodus. Rund 200000 Siebenbürger Sachsen leben derzeit in Deutschland, in Österreich, 30 000 in den USA und 8 000 in Kanada.

Trotzdem, so betonte Professor Schuster, bleibe die deutsche Volksgruppe durch ihre jahrhundertelange Existenz und dank ihres Beitrags zur Entwicklung der siebenbürgischen Gesellschaft ein konstitutiver Teil der Geschichte Rumäniens; ebenso wie die Schwarze Kirche in Kronstadt, das Brukenthalpalais in Hermannstadt oder die Kirchenburgen in Tartlau und Birthälm konstitutive Teile der siebenbürgischen Landschaft seien.

Engagement gelobt

Oberbürgermeister Hans Rampf zollte der Arbeit der Kreisgruppe Anerkennung, insbesondere dem Bemühen um den Erhalt des kulturellen Erbes und des Brauchtums aus der alten Heimat und ihrem Eintreten für den europäischen Gedanken. Gleiches tat Landrat Josef Eppeneder, wie Rampf Schirmherr des Gründungsjubiläums. Eppeneder kündigte an, dass der Landkreis eine Partnerschaft mit dem Bereich Klausenburg in Rumänien schließen wolle.

Die Stadt Landshut hat bereits eine Partnerschaft mit Hermannstadt in Siebenbürgen. Diese Verbindung lobte Dr. Bernd Fabritius, Vorsitzender des Landesverbands Bayern der Siebenbürger Sachsen. Er verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Hermannstadt im Jahr 2007 Kulturhauptstadt Europas sein werde. Hermannstadt wurde 1150 durch deutsche Siedler gegründet und war eine der wichtigsten deutschen Städte in Siebenbürgen. Fabritius dankte zugleich dem Kreisverband für sein aktives Verbandsleben und die Pflege der Kultur aus der alten Heimat. Dank sagte Fabritius aber auch der Stadt für die Hilfe bei der Integration der Siebenbürger Sachsen.

Ehrungen vorgenommen

Für ihr besonderes Engagement ehrte Fabritius Andrea Broos, die Leiterin der Jugend- und Renate Kloos, Leiterin der Kindertanzgruppe, mit dem Ehrenwappen in Silber der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Zum Jubiläum gratulierte auch Franz Kainz, Zweiter Bürgermeister des Markts Altdorf. In Altdorf feiern die Siebenbürger Sachsen seit Jahren ihr Kronenfest, ein Ereignis, das inzwischen zum gesellschaftlichen Leben des Markts gehöre, wie Kainz sagte.

 Kreisverbandsvorsitzender Werner Kloos (links) und Dr. Bernd Fabritius, Vorsitzender des Landesverbands Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, mit den Geehrten Andrea Broos (in Tracht) und Renate Kloos. Foto: Falk Bottke
Kreisverbandsvorsitzender Werner Kloos (links) und Dr. Bernd Fabritius, Vorsitzender des Landesverbands Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, mit den Geehrten Andrea Broos (in Tracht) und Renate Kloos. Foto: Falk Bottke


Für die Zukunft optimistisch

Kreisverbandsvorsitzender Werner Kloos, dessen zukunftsgerichtete Arbeit mehrere der Redner gewürdigt hatten, ging in einem kleinen Rückblick auf die Entwicklung des Kreisverbands ein, der von dem heutigen stellvertretenden Landesvorsitzenden Karl-Christian Schuller zusammen mit Günther Kutschis, Michael Krauss, Karl-Heinz Fischer und Waltraut Fleischer gegründet worden war. 70 Familien hätten bei der Gründung dem Kreisverband angehört, heute seien es rund 320 Familienmitgliedschaften, sagte Kloos. Deswegen und wegen des feststellbaren Gemeinschaftsgeists gab er sich zuversichtlich, was die künftige Arbeit angeht: „Unsere Zukunft kann optimistisch betrachtet werden“, erklärte der Kreisverbandchef.

Musikalisch umrahmt wurde die Feier, der ein Festgottesdienst in der Christuskirche vorausgegangen war, von der Blaskapelle Landshut sowie den Tanzgruppen des Kreisverbandes, der Erwachsenen-, der Jugend- und der Kindertanzgruppe. Gerade die kleinen Tänzer ernteten besonders viel Beifall.

Falk Bottke (Landshuter Zeitung)


Danksagung

Nach dem Festakt fand im Foyer des Rathauses ein Stehempfang zum 25-jährigen Jubiläum des Landesverbandes Landshut statt. Siebenbürgische Spezialitäten wie Hanklich, Nussstriezel, Wespennester , Salzgebäck usw. wurden dabei serviert. Anhand einer Fotomontage veranschaulichte der Kreisverband seine Aktivitäten der letzten 25 Jahre.

Der Vorstand des Kreisverbandes bedankt sich bei den Mitwirkenden, bei allen Landsleuten für ihr Kommen, bei den zahlreichen Kuchenspendern sowie bei „Metzgerei Fronius“ für die über 200 Stück gespendeten Grammel-Pogatscherl.

Johann Binder

Schlagwörter: Jubiläum, Musik, Tanzgruppen

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