2. November 2006

25-jährige Jubiläumsfeier des Kreisverbandes Passau-Rottal-Inn

Zum „Tag der Heimat“ unter dem Motto „Menschenrechte achten, Vertreibungen ächten“ hatten der Bund der Vertriebenen (BdV) und die Vereinten Landsmannschaften Passauer Land für den 8. Oktober in den Großen Rathaussaal in Passau zu einer Gedenkstunde und einem Volkstumsnachmittag eingeladen. Gleichzeitig feierte der Kreisverband Passau – Rottal-Inn der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen sein 25-jähriges Jubiläum im schön geschmückten Rathaussaal, wo auch eine kleine Ausstellung mit Trachtenpuppen, Handarbeiten, Bildern von Friedrich Eberle und Schautafeln zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen zu besichtigen war.
Am Vormittag hatte eine Kranzniederlegung am Mahnmal der Vertriebenen an der Katholischen Kirche in Heining – Passau im Beisein von Oberbürgermeister Albert Zankl stattgefunden. Die musikalische Umrahmung gestalteten Hermann Folberth (Klarinette) und Georg Schneider (Trompete).

Zur Feier im Großen Rathaussaal erschienen Politiker, Geistliche, die Presse, auch das Lokalfernsehen, zahlreiche Mitglieder der verschiedenen Landsmannschaften und nicht zuletzt Mitglieder des Kreisverbands in den vielfältigen siebenbürgischen Trachten.

Das Einläuten mit den Glocken aus Kleinschenk eröffnete den Festakt. Marianne Folberth brachte das Gedicht „Die Glocken der Heimat“ von G. Paal zu Gehör. Hermann Folberth begrüßte die Ehrengäste und zahlreichen Teilnehmer seitens der verschiedenen Landsmannschaften. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Passau-Rottal-Inn stellte fest: „Wenn die Stadt Passau geografisch gesehen im Herzen Europas liegt, schlägt sehr lebendig das europäische Herz und mitten drin in diesem Herzen sind auch wir als ‚25 Jahre Kreisgruppe Passau’.“ Den Grundstock für die Kreisgruppe in ihrer heutigen Form habe Helmut Herrmann gelegt, mehrere Jahre Vorsitzender der Kreisgruppe. Seit 1996 leitet Folberth die Kreisgruppe. 1999 wurde die Nachbarschaft Pfarrkirchen gegründet, 2004 die Kreisgruppe in Kreisverband umbenannt. In den von Dr. Gerhard Waschler, MdL, der Oberbürgermeister Albert Zankl vertrat, wie auch von Staatssekretär Franz Meyer übermittelten Grüßen wurde betont, dass Vertreibung immer Unrecht und ein schreckliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstelle. Meyer übermittelte auch die Grüße des Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber und der gesamten Bayerischen Staatsregierung. „Sie alle, die sich hier eingefunden haben, zeigen, dass Sie Ihre Heimat im Herzen tragen“, so Meyer. Beide Ehrengäste hoben die herausragende Bedeutung der Heimatvertriebenen für den Neuanfang in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg hervor. Sie würden auch maßgeblich zur Schaffung eines gemeinsamen Europa beitragen. Die Bayerische Staatsregierung wisse, dass sie hier stets auf den engen Schulterschluss mit den Vertriebenen zählen könne. Den Grußworten folgte das von Helga Heller von der Sudetendeutschen Landsmannschaft vorgetragene Gedicht „Die Heimat“.

Die Festrede hielt Dr. Bernd Fabritius, Stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender des Landesverbandes Bayern unserer Landsmannschaft. „Ein Vierteljahrhundert siebenbürgisch-sächsisches Gemeinschaftsleben in Passau ist ein Grund zum Feiern“, erklärte der Landesvorsitzende. Nach über 850-jähriger Geschichte seien die Siebenbürger Sachsen unter dem Druck des Kommunismus ausgesiedelt. In einem großen Gebiet in und um Passau, von Regen im Bayerischen Wald über Deggendorf, Freyung, Bad Füssing, Simbach/Inn, Eggenfelden, Pfarrkirchen, Landau/Isar bis Vilshofen hätten sie eine neue Heimat gefunden und ein reges Vereinsleben entwickelt. Dieses stünde „in Lebensfreude, Traditionen und Bräuchen all dem, was unser ganz eigenes und besonderes siebenbürgisch-sächsisches Leben in unserer alten Heimat ausgemacht hat, in nichts nach“, so Fabritius. Über 60 Jahre Flucht und Vertreibung seien mehr als ein Anlass zu Erinnerung und Gedenken an die tragischen Ereignisse, überdies auch Anlass, an jegliches Vertreibungsgeschehen zu denken, nach vorne gewandt, präventiv mahnend. „Wenn wir Menschlichkeiten achten wollen, müssen wir Vertreibungen ächten, ganz unabhängig davon, welcher politischen Überzeugung wir sonst folgen“, erklärte der Festredner. Heute gehe es darum aufzuzeigen, wozu Vertreibung führe. Das Recht auf Heimat sei ein Menschenrecht. Fabritius wies auf die Notwendigkeit hin, die Kultur der Vertriebenen in ihrer ganzen Vielfalt als Beitrag der Völkerverständigung weiter zu pflegen. Er dankte dem Kreisverband für sein aktives Vereinsleben und für die Pflege der Kultur aus der alten Heimat und der Stadt und dem Landkreis Passau für die geleistete Hilfe und erfolgreiche Integration der Siebenbürger Sachsen. Solidarität zwischen den Vertriebenen und denjenigen, welchen dieses Schicksal erspart geblieben sei, aber auch Solidarität innerhalb der Schicksalsgemeinschaft, zwischen den Vertriebenen und Aussiedlern untereinander, sei damals wie heute unverzichtbar. „Möge es unseren Kindern gelingen, über Vertreibungen und deren Folgen in einem zusammenwachsenden Europa als gemeinsame Heimat zukünftig nur noch als überwundenen Teil der Geschichte und nicht als Geschehen der Gegenwart berichten zu müssen“, schloss der stellvertretende Bundesvorsitzende seine Festrede. Im Anschluss trug Gerda Zink das Gedicht „Die zweite Heimat“ von Jurowietz-Kammer vor. Zwischen der Bayernhymne und dem Deutschlandlied, begleitet vom Blechbläserensemble der Stadtkapelle Schärding, trug Folberth das Gedicht „Reicht uns Eure Hand“ von G. Paal vor.

Zum 25-jährigen Kreisgruppenjubiläum ehrte Dr. Bernd Fabritius folgende Mitglieder: Helmut Hermann und Richard Wachsmann mit Ehrenurkunden, das Silberne Ehrenwappen nahm Marianne Folberth, das Goldene Ehrenwappen Hermann Folberth entgegen. Brauchtum und Kultur in Form von Volkstänzen und Musik präsentierten „D’Unterinntaler“, das Blechbläserensemble Schärding und die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe aus München unter der Leitung von Gerhard Martini. Mit zwei Gemeinschaftstänzen aller Trachtenträger schloss die Veranstaltung.

Nach dem reichhaltigen kulturellen Programm fand im kleinen Rathaussaal ein Beisammensein der Ehrengäste, Künstler, Mitwirkenden sowie zahlreicher Kreisverbandsmitglieder bei einem Imbiss statt. Die von unseren Frauen gespendeten siebenbürgischen Spezialitäten durften auch zu diesem Anlass nicht fehlen. Recht schönen Dank. Der Vorstand des BdV aus Stadt und Land Passau und der Vorstand des Kreisverbandes Passau – Rottal-Inn dankt den Kulturreferaten von Stadt und Landkreis Passau für den Blumenschmuck, Oberbürgermeister Zankl für den kostenlos zur Verfügung gestellten Rathaussaal. Ein großes Dankeschön geht an unseren Landesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius, die „D’Unterinntaler“ aus Passau, das Bläserensemble aus Schärding, die Jugendtanzgruppe München, die beiden Kassiererinnen Brunhilde Fuchs und Ute Wachsmann, an Monika Zink für die Bewirtung der Gäste, nicht zuletzt an Sybille und Thomas Kroll für die vielen Erinnerungsfotos. Dank auch an Rick Wachsmann, der das Mittagessen für die Künstler besorgt hat, und der Metzgerei Kammermeier aus Hauzenberg für Imbiss und Getränke. Allen Teilnehmern ein „Vergelt’s Gott!“ für den gut abgelaufenen Festtag. In Verbundenheit und Liebe zur alten und neuen Heimat wurde dieser Festtag ein Erlebnis, das uns allen in Erinnerung bleibt.

Marianne Folberth

Schlagwörter: Jubiläum

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.