28. Mai 2007

Wilhelm Roth: Das Wissen über Siebenbürgen weitergegeben

Der gebürtige Kronstädter Wilhelm Ernst Roth, der am 28. Mai in Augsburg seinen 70. Geburtstag feiert, hat sich in siebenbürgischen Kreisen durch außergewöhnliche Aktivitäten und vielseitige kulturelle Initiativen einen Namen gemacht. Schon 1950, im Alter von 13 Jahren, versuchte er durch persönliche Hausbesuche, zusammen mit einem Freund, den Eintritt seiner Klassenkameraden in die kommunistische Jugend zu verhindern.
Fünf Jahre später unternahm er es, die deutsche Jugend in Kronstadt nach dem Vorbild der Pfadfinder in Gruppen zu organisieren. Die Verhaftung Jugendlicher und des Stadtpfarrers der Schwarzen Kirche, die ebenfalls den Zusammenhalt der sächsischen Jugend fördern wollten, bereitete jedoch seinem Vorhaben ein frühes Ende.

Wilhelm Roth besuchte nach der Volksschule die Elektrotechnische Abendschule in Kronstadt, danach das Abendlyzeum und machte das Abitur. Später arbeitete er nach einer Ausbildung am Atomphysikinstitut in Bukarest in einer Nuklearen Einheit in der ICA Flugzeugfabrik bei Kronstadt. Mit 30 Jahren kam Roth zu seiner Schlussfolgerung, dass er jetzt lange genug gelernt und passiv aufgenommen habe und es nun an der Zeit wäre, etwas von seinem Wissen auf technischem Gebiet durch eigene Patente weiterzugeben.

Wilhelm Roth mit der neuen Tafel des Honterusdenkmals in Kronstadt.
Wilhelm Roth mit der neuen Tafel des Honterusdenkmals in Kronstadt.

Den Anfang seiner Tätigkeit als „Kulturaktivist“ bildeten von ihm organisierte Bergwanderungen für junge DDR-Touristen, denen er in den Bergen die Geschichte der Siebenbürger Sachsen näher brachte. Nachdem er wegen eines Unfalles diese Aktivität aufgeben musste, modellierte er einen Teil eines 60 qm großen Reliefs, das auf seine Initiative in der Schulerau ausgestellt werden sollte.

Schon in Rumänien entdeckte Roth seine Liebe zur Fotokunst. Nach einigen Ausstellungen in verschiedenen Städten beendete er sein künstlerisches Schaffen nach einer Anordnung Elena Ceau?escus, die die Aktaufnahmen aus der Öffentlichkeit verbannt hatte. Die Zensur griff von der Politik auf die Kunst über. In den folgenden Jahren startete Roth ein neues Kapitel, indem er heimische Volkskunde in Dia-Tonmontagen festhielt. Bis zu seiner Ausreise nach Deutschland 1982 stellte er über 30 Dokumente dieser Art zusammen, unternahm ausgedehnte Vortragsreisen bis in das Banat und die Maramuresch und wurde zweimal mit dem dritten Preis in dieser Kunstgattung auf Landesebene ausgezeichnet. Roth sah in den Montagen, die er schuf, bleibende Zeitdokumente. Auch in Deutschland bemühte er sich, die Dia-Tonvorführungen fortzuführen.

1989 übernahm Roth das Amt des Kulturreferenten der Kreisgruppe Ausburg. 1990 startete er im Bukowina-Institut die Vortragsreihe „Die Deutschen in Rumänien“, die nach zwei Jahren in „Die Deutschen im Osten“ umbenannt wurde. 1997 eröffnete Roth die Vortragsreihe „Verständnis füreinander“, die er mit seiner Frau Marianne nun seit zehn Jahren erfolgreich organisiert. Dies ist die einzige Vortragsreihe in Deutschland, die ausschließlich Themen mit Bezug zu Siebenbürgen beinhaltet.

1992 initiierte Roth und organisierte mit Familie Kessler das siebente Mundartdichtertreffen in Augsburg. Es folgten weitere, vom Bundeskulturreferat der Landsmannschaft organisierte Tagungen der siebenbürgisch-sächsischen Mundartautoren

Mit einer Johannes-Honterus-Ausstellung die er erstellte und im Honterusjahr 1998 in der Augsburger Luthergedenkstätte organisierte, rückte er Siebenbürgen in das Rampenlicht von Presse und Fernsehen. In den nächsten Jahren strahlte das Augsburger Fernsehen zwölfmal die Sendung über die Honterusausstellung aus. Mit der Fotoausstellung „Auf den Spuren des Deutschen Ritterordens in Siebenbürgen“ gewährte Roth Einblick in die Geschichte von 14 ehemaligen deutschen Ortschaften. Beide Wanderausstellungen wurden in den darauf folgenden drei Jahren von über 10 000 Personen, auch von ausländischen Touristen besucht.

Nachdem die Bronzerelieftafel des Honterusdenkmals in Kronstadt 1999 entwendet worden war, machte sich Roth an die Arbeit, eine neue Tafel zu erstellen. Es war eine große Herausforderung, ein solches Kunstwerk detailgetreu anhand von Fotos anzufertigen. Dank seines zähen Willens und der Fähigkeit, Landsleute als Spender zu gewinnen, konnte er 2002 die Tafel an ihrem alten Platz, am Honterusdenkmal neben der Schwarzen Kirche anbringen.

Roths unermüdlicher Einsatz für Siebenbürgen kam auch im Jahre 2005 zum Tragen, dem Jahr der Wiederkehr der Verlesung der Confessio Augustana, für Roth eine erneute Gelegenheit, „sein sächsisches Fähnchen in der Öffentlichkeit zu hissen“. Zusammen mit seiner Frau stellte er die Ausstellung „Die Ausstrahlung der Confessio Augustana nach Siebenbürgen“ auf die Beine und setzte sich dafür ein, dass Bischof D. Dr. Christoph Klein einen Vortrag und einen Gottesdienst zur Ausstellungseröffnung in der Luthergedenkstätte hielt. Im gleichen Jahr wurde Roth das Goldene Ehrenwappen der Landsmannschaft verliehen (1996 hatte er das Silberne Ehrenwappen erhalten).

Auf seiner Homepage www.wilhelm-roth.de kann man seine vielseitigen Projekte und Tätigkeiten einsehen. Momentan arbeitet er an der Digitalisierung seiner 30 Dia-Tonmontagen von Brauchtum aus den Jahren 1978-1982 in Siebenbürgen, um sie auf DVD und VHS- Kassetten einem weiten Interessentenkreis zugänglich zu machen. „Es ist unsere Pflicht, unser erlebtes Zeitgeschehen der Öffentlichkeit und den nachfolgenden Generationen zugänglich zu machen“, erklärt Roth. Von seinen ersten Wanderausflügen mit den jungen Leuten aus der DDR bis zu seinen jüngsten Projekten hat er stets versucht, das Wissen über Siebenbürgen zu erhalten und zu erweitern. Dafür und natürlich zu seinem Ehrentag wünschen wir ihm alles Gute.

Sorana Scholtes

Schlagwörter: Porträt, Verbandsleben, Kulturspiegel, Augsburg, Kronstadt

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