30. August 2009

Kronenfest in Augsburg: "Heimat ist dort, wo man einander versteht"

Das 15. Kronenfest der Kreisgruppe Augsburg am 26. Juli wurde beschienen von der „güldnen Sonne voll Freud und Wonne“. Zu Recht eröffnete der gesungene Text von Paul Gerhard den traditionellen Gottesdienst in der St. Andreaskirche zu Augsburg. Zum 15. Mal erquickt sie mit ihrem Glänzen die Herzen der unzähligen „Heimatsuchenden“, die das Gotteshaus und den Pfarrgarten auch dieses Jahr „erfüllten“.
Dem Leitgedanken getreu: „Wohl dem, der eine Heimat hat“, trug der geladene Pfarrer Werner Knall (Freiburg) seine Predigt vor. Der berühmte Satz des Philosophen Friedrich Nietzsche erklingt nachhaltig in der Seele der Anwesenden. Denn in der Gemeinde von St. Andreas findet man die Heimat wieder. Da steht hier zum 15. Mal die erste sächsische Krone unserer Bundesrepublik. Die Anfänge des Kronenfestes in Augsburg gehen aber bis Anfang der 1980er Jahre zurück. Animiert durch das Augsburger Beispiel, wird in vielen Kreisgruppen dieses Volksfest als das „krönende“ aller Feste eines jeden Jahres begangen. Seine Geburt in der evangelischen Kirchengemeinde St. Andreas in Augsburg geht auf eine Initiative des Küsterehepaars Katharina und Adolf Pelger aus Eibesdorf zurück, das vor einem Vierteljahrhundert in diesem Garten mit einem bescheidenen Treffen ihres Verwandten- und Bekanntenkreis aus Eibesdorf den Grundstein zu einem von Jahr zu Jahr sich erweiternden Fest legte.

„Heimat ist dort, wo man einander versteht.“ Diese Worte des Geistlichen klangen wie ein Appell an alle, die Tradition des Kronenfests fortzuführen, auch wenn einige der Bräuche – wie z.B. der Flurumritt – verständlicherweise hierzulande nicht stattfinden können. Ein Symbol der Dankbarkeit für die reifende Ernte ist die Krone dennoch geblieben. Auch will sie uns in unserer neuen Heimat bedeuten: „Wohl dem, der eine Landsmannschaft hat!“, die ein Stück Geborgenheit bietet. So der Gastpredigende.
Aufmarsch der rund 50 Trachtenpaare beim ...
Aufmarsch der rund 50 Trachtenpaare beim Kronenfest in Augsburg. Foto: Christian Tausch
Zu Beginn der Festlichkeiten im Pfarrgarten begrüßte der Kreisgruppenvorsitzende Gottfried Schwarz namentlich die Ehrengäste. Prominenteste unter ihnen war Herta Daniel, Vorsitzende des Landesverbandes Bayern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen. Sie überbrachte die Grüße des Landesvorstandes und des Bundesvorsitzenden des Verbandes, Dr. Bernd Fabritius, an die Organisatoren und Feiernden. Beeindruckt von dem Ausmaß und der Qualität der Veranstaltung, betonte sie in ihrer Ansprache: „Wohl dem, der eine Kreisgruppe Augsburg hat!“ Der gastgebende Gemeindepfarrer Wolfgang Küffer erhoffte auf Sächsisch: „Ech wänschen ich en híschen Dóch!“, und stolz auf das siebenbürgisches Hemd, das der aus der Zips stammende Pastor zur Feier des Tages trug, ließ er es in die applaudierende Menge erschallen: „Ich bin einer von euch!“

Der Aufmarsch der über 100 Trachtenträger allen Alters, angeführt vom Besteiger der zwölf Meter hohen Krone, Jungknecht Ralph Werder, mit Tanzpartnerin Viviene Kellinger, sowie die Darbietung der Tanzgruppen lösten bei den Zuschauern verdiente Bewunderung aus.

Der Aufforderung der Kindertanzgruppe „Tanz mit mir“ folgten alle Tänzer, die Kleinsten stampften, klatschen und hüpften, die etwas größeren präsentierten den „Siebenbürger Ländler“. Einen gelungenen Auftritt bescherte die Gastgruppe aus Geretsried, geleitet von Heike Krauss und Thomas Kieltsch sowie von der Kreisgruppenvorsitzenden Gerlinde Theil, mit dem Klassiker „Nagelschmied“ und dem beschwingten „Schaulustig“.
Den zwölf Meter hohen Kronenbaum erklomm der Alt- ...
Den zwölf Meter hohen Kronenbaum erklomm der Alt- und Jungknecht Ralf Werder (18 Jahre). Foto: Christian Tausch
Die Jugendtanzgruppe Augsburg erfreute mit dem „Orient Express“, der so buntfarbig wie der Feldblumenstrauß der Krone wirkte. Die Tanzgruppe Augsburg mit dem „Krütz König“ bewies wie immer gehobene Qualität. „Der Salamander“ vereinte dann alle Tänzer zu einem großen Kreis den Gemeinschaftssinn symbolisierend, der diesem Kronenfest innewohnt.

Nicht nur der dirigierende Helmuth Kraus am Pult der Siebenbürger Blaskapelle sorgte für Schwung und gute Laune, es waren auch die Moderatorinnen Ute Schuller und Kathrin Deppner, die auf dem alten Fest jugendliche Vitalität ausstrahlten.

Wem ist das alljährliche Fest zu verdanken, auf dem sich Alt und Jung wie daheim fühlen durften? Die vielen selbstlos Mitwirkenden können hier nicht alle namentlich genannt werden. Aber wollte man erfahren, wer die größte Last des Organisatorischen trägt, aber auch wem die Koordinierung bei der Gestaltung der Krone, des Aufmarschs der Trachtenträger, der tänzerischen Darbietungen der Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppe, die elektronische Unterstützung u.v.a. zu verdanken sind, so erfährt man vonseiten der bescheidenen Aktiven, dass Helmut Schwarz, stellvertretender Kreisgruppenvorsitzender, seit nunmehr 15 Jahren „Kopf und Herz“ des gelungenen Festes ist.

Zum 15. Jubiläum wurden alle „Jungknechte“, die die Krone bisher erklommen haben, mit einer originellen Jubiläumsflasche geehrt, und allen voran wurde das Ehepaar Hannelore und Jürgen Scheiber, das in jahrelangem aufbauendem Bemühen das Fest zur Tradition geführt hat, gebührend geehrt. Und gäbe es einen geeigneteren Rahmen als dieses „krönende“ Fest, um vor 1 300 Gästen dem einstigen Vorsitzenden der Kreisgruppe Jürgen Scheiber die Ernennungsurkunde zu ihrem Ehrenvorsitzenden zu überreichen? Die lobenden Worte seines Nachfolgers und der Applaus der Landsleute bestätigten die hohen Verdienste dieses tatkräftigen Mannes und seiner unermüdlichen Ehefrau beim Aufbau dessen, wo unzählige Siebenbürger aller Generationen heimatliche Geborgenheit finden: in den Kulturgruppen, bei den unzähligen Darbietungen, Ausfahrten, Bällen, Vorträgen, Zusammenkünften und nicht zuletzt – wie auch dieses Mal – beim alljährlichen Kronenfest.

Wolfgang G. Binder und Rosemarie Schwarz


Fotoalbum: Kronenfest 2009 der Kreisgruppe Augsburg (Fotos: Wilhelm Roth)

Schlagwörter: Kronenfest, Augsburg

Bewerten:

15 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.