12. Juli 2010
Zu Fuß durch Siebenbürgen
Eine Reise in die Vergangenheit auf den Spuren ihres Vorfahren, des Vererbungsforschers Johann G. Mendel, führte Silvia Eckert-Wagner, Journalistin, in entlegene Orte der heutigen Tschechischen Republik. Sie beschrieb sie im Buch „Mendel und seine Erben“. Nun nimmt sie den Leser erneut an der Hand auf eine Reise durch die Heimat, aus der ihr Mann, Bernd Wagner, mütterlicherseits stammt: Siebenbürgen mit seiner Natur- und Kulturlandschaft, den Menschen, den Kulturdenkmälern aus entfernter Geschichte und im Heute, so wie die Menschen es als Alltag erleben und als Geschichte weiterschreiben. „Es gibt viele Gründe durch Siebenbürgen zu wandern“, sagt die Autorin eingangs und belegt es überzeugend.
Als Reisetagebuch, schildernd und berichtend, lässt das Buch den Leser am persönlichen Erleben des Er-Gangenen teilnehmen, als Reiseführer liefert es detaillierte Infos zu Wegbeschreibung, zur unterschiedlichen Qualität des zur Zeit vorliegenden und genutzten Kartenmaterials, nennt selbst erprobte Unterkunfts-, Verpflegungs- und sprachliche Verständigungsmöglichkeiten und weist auf weitere Fortbewegungsmittel hin, falls der Fußweg zu lang wird. Praktische Hinweise, in der Praxis erprobt.
Auf 132 Seiten gelingt es der Autorin mit Text und aussagekräftigem, atmosphärisch dichtem Bildmaterial, mit dem das Buch auch zu einem Bildband wird (Fotos Bernd Wagner und Ernst Haile), die zwölf Wandertage mit ihren An- und Einsichten facettenreich beizubringen. Die Wanderung geht von Hermannstadt über Michelsberg, Freck, Burgberg, Mediasch, Birthälm, Malmkrog, Trappold nach Deutsch-Weißkirch in Etappen, die auch dazwischen liegende Ortschaften tangieren und ab und zu Transportmittel wie Pferdewagen oder Zug als Lösung nicht ausschließen.
Der Nichtkenner wird auf ein besonderes Fleckchen Europa neugierig gemacht, in dem die Gasthäuser verschlafen zum Beispiel „Casa Dornröschen“ heißen und Prinz Charles (in Echt!) eine Burghüterin zur Begrüßung küsst, in dem man hin- und hergerissen wird zwischen der Bewunderung für die bedeutende Kulturleistung eines Völkchens und dem schwer Nachvollziehbaren: dass der Großteil ebendieser Menschen sich von ihrer einzigartigen Heimat verabschiedet hat.
Der Wissende bestätigt es mit Wehmut - und auch betroffen, wenn er sich als „Sommersachse“ bezeichnet liest - ist dankbar, wenn er von Rettungsmaßnahmen für die Baudenkmäler erfährt (in deren Reihe die Projekte der Heimatortsgemeinschaften leider nicht genannt werden) und von Rumänen und Roma hört, die mit Umsicht das Kulturerbe der ausgewanderten Nachbarn pflegen, mit nativer Gastfreundlichkeit.
„Viel Wandern macht bewandert“ sagt man, und hier stimmt es, denn das Buch ist ein Zeugnis dafür, dass Wandern, diese sanfteste Art des Tourismus, bedeutenden Zuwachs an Kenntnis bringt: Durch das fort-schreitende Inbesitznehmen von Landschaft – niemals verplattet die Schilderung in Gemeinplätzen wie „fantastisch“, „lieblich“ oder „schön“ - und dann die Annäherung Schritt für Schritt vor allem an die Menschen. Die Raststätten, fernab von jedem anonymen Hotelbetrieb, sind Orte der Begegnung, in denen das Nachvollziehen in Erzählungen und Wirklichkeit von persönlichen Schicksalen zu erlebter Geschichte wird. Eine Geschichte, die von zukunftsgläubigen Planern gestaltet wird, wie die deutschen Vertreter im Hermannstädter Gemeinderat es sind, oder mitgeschrieben von Menschen, die abseits stehen und sagen:„Die Armen bleiben arm.“
Viel Empathie, Offenheit und Aufmerksamkeit für die kleine Geste, das kleine Detail, bringt die Autorin den Aspekten dieser besonderen Wirklichkeit entgegen. Bilder wie das vom Kirchturm in Holzmengen aus fotografierte, in dem das Kirchenschiff wortwörtlich auf die sorgfältig zugemauerten Gräber des Dorffriedhofs zuzusteuern scheint, oder ein Bild wie das der Sachsen- Rumänen- und Romakinder, die gleichermaßen „am Wohlstand teilhaben müssen, wenn das Projekt Zukunft erfolgreich sein soll“, weisen die Breite der Palette, mit deren Farben Geschichte in Siebenbürgen heute geschrieben wird. Das Buch ist eine unaufdringliche, aber sehr persönliche und gelungene Einladung, der Wanderung auf verlässlicher Spur zu folgen.
Silvia Eckert-Wagner: „Zu Fuß durch Siebenbürgen“, SUB-Verlag, 2009, 132 Seiten, 79 Farbbilder, Paperback; 19,50 Euro (portofrei), ISBN 978-3-00-030079-0, oder zu bestellen bei: E-Mail: sub-verlag [ät] t-online.de; Telefon: (0 82 53) 70 00.
Auf 132 Seiten gelingt es der Autorin mit Text und aussagekräftigem, atmosphärisch dichtem Bildmaterial, mit dem das Buch auch zu einem Bildband wird (Fotos Bernd Wagner und Ernst Haile), die zwölf Wandertage mit ihren An- und Einsichten facettenreich beizubringen. Die Wanderung geht von Hermannstadt über Michelsberg, Freck, Burgberg, Mediasch, Birthälm, Malmkrog, Trappold nach Deutsch-Weißkirch in Etappen, die auch dazwischen liegende Ortschaften tangieren und ab und zu Transportmittel wie Pferdewagen oder Zug als Lösung nicht ausschließen.
Der Nichtkenner wird auf ein besonderes Fleckchen Europa neugierig gemacht, in dem die Gasthäuser verschlafen zum Beispiel „Casa Dornröschen“ heißen und Prinz Charles (in Echt!) eine Burghüterin zur Begrüßung küsst, in dem man hin- und hergerissen wird zwischen der Bewunderung für die bedeutende Kulturleistung eines Völkchens und dem schwer Nachvollziehbaren: dass der Großteil ebendieser Menschen sich von ihrer einzigartigen Heimat verabschiedet hat.
Der Wissende bestätigt es mit Wehmut - und auch betroffen, wenn er sich als „Sommersachse“ bezeichnet liest - ist dankbar, wenn er von Rettungsmaßnahmen für die Baudenkmäler erfährt (in deren Reihe die Projekte der Heimatortsgemeinschaften leider nicht genannt werden) und von Rumänen und Roma hört, die mit Umsicht das Kulturerbe der ausgewanderten Nachbarn pflegen, mit nativer Gastfreundlichkeit.
„Viel Wandern macht bewandert“ sagt man, und hier stimmt es, denn das Buch ist ein Zeugnis dafür, dass Wandern, diese sanfteste Art des Tourismus, bedeutenden Zuwachs an Kenntnis bringt: Durch das fort-schreitende Inbesitznehmen von Landschaft – niemals verplattet die Schilderung in Gemeinplätzen wie „fantastisch“, „lieblich“ oder „schön“ - und dann die Annäherung Schritt für Schritt vor allem an die Menschen. Die Raststätten, fernab von jedem anonymen Hotelbetrieb, sind Orte der Begegnung, in denen das Nachvollziehen in Erzählungen und Wirklichkeit von persönlichen Schicksalen zu erlebter Geschichte wird. Eine Geschichte, die von zukunftsgläubigen Planern gestaltet wird, wie die deutschen Vertreter im Hermannstädter Gemeinderat es sind, oder mitgeschrieben von Menschen, die abseits stehen und sagen:„Die Armen bleiben arm.“
Viel Empathie, Offenheit und Aufmerksamkeit für die kleine Geste, das kleine Detail, bringt die Autorin den Aspekten dieser besonderen Wirklichkeit entgegen. Bilder wie das vom Kirchturm in Holzmengen aus fotografierte, in dem das Kirchenschiff wortwörtlich auf die sorgfältig zugemauerten Gräber des Dorffriedhofs zuzusteuern scheint, oder ein Bild wie das der Sachsen- Rumänen- und Romakinder, die gleichermaßen „am Wohlstand teilhaben müssen, wenn das Projekt Zukunft erfolgreich sein soll“, weisen die Breite der Palette, mit deren Farben Geschichte in Siebenbürgen heute geschrieben wird. Das Buch ist eine unaufdringliche, aber sehr persönliche und gelungene Einladung, der Wanderung auf verlässlicher Spur zu folgen.
Karin Servatius-Speck
Silvia Eckert-Wagner: „Zu Fuß durch Siebenbürgen“, SUB-Verlag, 2009, 132 Seiten, 79 Farbbilder, Paperback; 19,50 Euro (portofrei), ISBN 978-3-00-030079-0, oder zu bestellen bei: E-Mail: sub-verlag [ät] t-online.de; Telefon: (0 82 53) 70 00.
Silvia Eckert-Wagner
Zu Fuß durch Siebenbürgen: Von Hermannstadt/Sibiu nach Deutsch-Weißkirch/Viscri
SUB-Verlag
Taschenbuch
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Schlagwörter: Reise, Siebenbürgen, Literatur
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- 29.11.2010, 15:09 Uhr von Eddi: Ein wirlich sehr empfehlenswertes Buch! Gute und realistische Schilderungen, liebevoll ... [weiter]
Artikel wurde 1 mal kommentiert.
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