25. August 2010

Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde: Familienzusammenführung

Noch vor der Sommerpause ist das von Harald Roth (verantwortlich) zusammen mit Konrad Gündisch, Stefan Mazgareanu und Daniel Ursprung redigierte Heft 1 des 104. Jahrgangs der traditionsreichen „Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde“ erschienen. Wie gewöhnlich wird dabei ein epochen- und fächerübergreifendes Mosaik von wissenschaftlichen Aufsätzen, Quellen, Diskussionsbeiträgen und Rezensionen angeboten, das die Kenntnis Siebenbürgens bereichert und in den allgemeinen deutschen, europäischen wie internationalen Kontext zu stellen versucht.
Die Tatsache, dass Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, der Schweiz und den Vereinigten Staaten für die Thematik allgemein und für dieses Heft im Besonderen gewonnen werden konnten, zeigt, dass das Interesse an Siebenbürgen groß ist und wach gehalten werden kann, wenn man dafür die notwendige wissenschaftliche Plattform anbietet.

Der Bogen dieses Heftes spannt sich von einer kunstgeschichtlichen Betrachtung Dr. Marco Bogades (Oldenburg) über das Repräsentationsbedürfnis der Bamberger Patrizierfamilie Lemmel, deren in Hermannstadt niedergelassener Zweig den Münzkammergrafen und Bürgermeister Hans Lemmel hervorgebracht hat, bis zur Persönlichkeit des Kronstädter Stadtpfarrers Konrad Möckel, dem Prof. Daniel R. Borg (Worcester/MA) einen interessanten englischsprachigen Aufsatz gewidmet hat. Dr. Marion Werner (Arth/Schweiz) analysiert das Lutherbild in der Evangelischen Kirche A. B. in Siebenbürgen während des 19. und 20. Jahrhunderts, während Monika Wikete (Budapest) Bezüge zwischen Thüringen und Siebenbürgen herstellt, die sich vor allem aus dem Hochschulbesuch südosteuropäischer Protestanten in Jena ergaben, aber auch siebenbürgische Verbindungen Goethes betreffen. Hansgeorg von Killyen (Lahr) und Dr. Eckbert Schneider (Rastatt) gehen der Rezeption Darwins und des Darwinismus in Siebenbürgen und bei den Siebenbürger Sachsen nach und betonen dabei die wichtige Rolle des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt. Prof. Andreas Möckel (Würzburg) berichtet über einen politischen Skandal um die Honterusschule im Jahre 1933, in den der spätere Bischof Wilhelm Staedel impliziert war. Dr. Heinz Heltmann (St. Augustin) stellt Alfred Ludwig Kamner (1871-1952) als einen bedeutenden siebenbürgischen Lehrer, Naturforscher und Ornithologen des 20. Jahrhunderts vor.

Auf ein besonders reges Interesse dürfte in der Rubrik „Quellen“ der Bericht von Dr. Heinz Günther Hüsch (Neuss) über seine im Auftrag der Bundesregierungen zwischen 1967 und 1989 unternommenen humanitären Aktionen „in Sachen Familienzusammenführung“ stoßen, wird doch ein Kapitel der Zeitgeschichte angesprochen, das viele Siebenbürger Sachsen direkt betroffen, ihnen den Weg in die Freiheit geebnet hat. Der Rechtsanwalt und ehemalige Bundestagsabgeordnete war in diese Aktionen direkt involviert und hat dazu eine fünfbändige Dokumentation – unter anderem seiner jeweils zeitnah verfassten Gedächtnisprotokolle über die Verhandlungen mit der rumänischen Seite – zusammengestellt, die vorerst nicht zur Veröffentlichung vorgesehen ist. Dr. Hüsch, der in seinem vorliegenden Beitrag, dem Vorwort zu seiner Typoskript-Dokumentation, den allgemeinen Rahmen dieser Aktivitäten umreißt und dabei ein lebendiges Bild der politischen Gegebenheiten in Deutschland und Rumänien zeichnet, ist den Lesern dieser Zeitung kein Unbekannter (siehe Ernst Meinhardt: Freikauf der Rumäniendeutschen, Siebenbürgische Zeitung, Folge 7 vom 5. Mai 2010, Seite 7) und inzwischen dank eines TV-Berichtes von Alexander Feist in der „Deutschen Welle“ auch breiteren Kreisen bekannt. Den TV-Bericht kann man unter https://www.youtube.com/watch?v=O5OZERreY0E einsehen.

Schlagwörter: Freikauf, Gundelsheim, Landeskunde

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