2. März 2011

„Familienzuwachs per Anzeige“ gewinnt Schreibwettbewerb der SbZ

Im vergangenen Jahr schrieb die Siebenbürgische Zeitung zu ihrem 60. Geburtstag den Schreibwettbewerb „Die Siebenbürgische Zeitung und ich“ aus. Trotz verlängerter Abgabefrist gingen nur sehr wenige Beiträge ein, weshalb die Jury entschied, nicht die besten drei, sondern nur einen Text in der Druck- und der Onlineausgabe zu veröffentlichen.
Der Beitrag „Familienzuwachs per Anzeige“ hat die Jury – Karin Servatius-Speck, Hannes Schuster, Erhard Graeff, Hans-Werner Schuster und Doris Roth – überzeugt. „Glaubhaft, weil realitätsnah, aus dem Leben gegriffen“ sei der Text, heißt es in der Begründung, „sympathisch und mit der allerschönsten Message, die der Auftrag einer Zeitung ausmachen kann: Lebendiger, mitten im Leben und seiner Zukunft kann eine Zeitung nicht wirken, als hier im kleinen Lebensabschnitt ausgedrückt.“

Elke Fleps ist die Verfasserin. „Der Sohn installiert die Musikanlage, die Tochter zaubert Fonduesoßen, der Mann bereitet Getränke vor“ – in dieser geschäftigen Atmosphäre am letzten Tag des Jahres (und dem letzten Abgabetermin des Wettbewerbs) hat sie ihren Beitrag geschrieben und in den Briefkasten der Redaktion geworfen. „Ich lese die SbZ gern“, schreibt die 1969 in Kronstadt geborene Elke Fleps, „sie ist sehr informativ, ich staune oft, wie viele interessante Aktivitäten angeboten werden und wie bunt die Inhalte sind!“ Die Diplom-Verwaltungswirtin arbeitet beim Amt für Wohnen und Migration der Stadt München und lebt mit ihrer Familie in Taufkirchen.

„Obwohl ich elf Jahre alt war, als ich mit meinen Eltern ausgewandert bin, bin ich stolz Siebenbürgerin zu sein. Ich empfinde es als Teil meiner erzieherischen Aufgabe, den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich in Siebenbürgen und in das Siebenbürgische zu verlieben! Es lohnt sich!“ Diese positive Einstellung zu ihren siebenbürgischen Wurzeln zeigt sich deutlich in Elke Fleps’ Text, der ihr den Gewinn des Schreibwettbewerbs und damit ein Jahr kostenlose Mitgliedschaft im Verband der Siebenbürger Sachsen mit Bezug der Siebenbürgischen Zeitung eingebracht hat. Wir gratulieren!

dr

Familienzuwachs per Anzeige

Mithilfe einer Anzeige in der Siebenbürgischen Zeitung ist unsere Familie um eine „Leihoma“ reicher geworden!

Als junge Mutter stand ich Anfang 2001 vor der Aufgabe, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Wie wahrscheinlich allen Müttern war mir das Wohl der Kinder wichtiger als der Beruf. Eine Art Prioritätenliste entstand für unsere Wunschvorstellung bezüglich Kinderbetreuung: aus Siebenbürgen sollte sie sein, liebevoll und in sich ruhend, viel Zeit mitbringen, Werte vermitteln.

Eine Oma musste her!

Da jedoch die leiblichen Omas jeweils 300 Kilometer entfernt von uns wohnen, hatte ich die zündende Idee, eine Leihoma per Anzeige zu suchen.

Diese Anzeige erschien in der SbZ, ­Folge 3 vom 20. Februar 2001:

Funkelnde Kinderaugen, herzhaftes Kinderlachen! Welche rüstige „Leihoma“ hat Freude daran, oben Genanntes und noch viel mehr 2 Tage die Woche ab März mit unseren lieben Kindern (4-jähriges Mädchen und 1½-jähriger Junge) in München zu erleben? Gerne auch auf gegenseitiger Hilfe beruhend. Wir (ehemals Kronstadt) freuen uns auf Ihren Anruf!

Sie glauben nun vielleicht, dass das Telefon unentwegt geklingelt hat – weit gefehlt. Auf die Anzeige hin hat das Telefon genau ein Mal geklingelt – ein einziges Mal!

Es war der Faschingsdienstag des Jahres 2001. Wir waren in Faschingsstimmung. Freunde waren zu Besuch, aus dem Radio erklang Unterhaltungsmusik, als das Telefon klingelte – eine interessierte „Leihoma“! Wie waren wir froh!

So sah die Anzeige aus, die Elke Fleps im Februar ...
So sah die Anzeige aus, die Elke Fleps im Februar 2001 aufgegeben hatte.
Gleich für den nächsten Tag vereinbarten wir ein Kennenlerntreffen. Glücklicherweise wohnten wir nicht weit voneinander entfernt und öffentlich gut erreichbar – von Tür zu Tür 20 Minuten, das ist in einer Großstadt wie München keine Selbstverständlichkeit!

Aus dem ersten Kennenlernen wurde schnell mehr – eine Herzensangelegenheit!

Sowohl die Kinder haben die Leihoma schnell ins Herz geschlossen als auch die Leihoma unsere Kinder! Harmonie bestimmte die Stunden, in denen sie zusammen waren: Spaziergänge, Vorlesestunden, ausgiebiges und geduldiges Spielen mit Höhlenbauten aus Tüchern, experimentieren, lachen, Schneemann bauen, trösten, ermutigen ...

Rückblickend verstehen wir alle, warum das Telefon nur ein einziges Mal geklingelt hat – denn das war der einzig richtige Anruf!

2011 feiern wir zehnjähriges Jubiläum! Die Kinder sind mittlerweile 14 und 11,5 Jahre alt, besuchen beide das Gymnasium, sind selbstständig und verantwortungsbewusst.

„Betreuung“ in dem Sinne brauchen sie nicht mehr – allgegenwärtig ist unsere Leihoma aber immer noch: Es wird shoppen gegangen, es werden Überraschungen für die Eltern geplant, es wird geplaudert – und es wird sich an Kindheitstage voller Glück erinnert!

Danke, liebe SbZ, dass all dies möglich geworden ist!

Elke Fleps

Schlagwörter: Schreibwettbewerb, Siebenbürgische Zeitung, Jubiläum

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