15. Juni 2011

Ein absolut gelungener „unartiger“ Abend

Wie im Flyer schon vermerkt, trafen sich bei Annette Königes‘ musikalischer Soirée am 15. Mai in München „viele Arten von Menschen“, und während der Vorführung fand wohl auch der eine oder der andere seine „Unarten“ wieder.
Annette hat viel gearbeitet für dieses Konzert. Schon das Auswählen der Stücke war nicht leicht, da sie während des Suchens immer wieder auf neue wunderschöne Arien, Lieder oder Chansons stieß. Jedem Gesangsstück ging ein passender Text voraus. Auch bei dieser Recherche traf sie auf reiches literarisches Material, bei dem ihr die Entscheidung noch schwerer fiel, waren doch zum Beispiel Kästners oder Tucholskys Gedichte oder Nietzsches Briefe alle so aussagekräftig, geistreich und amüsant. Und dann die bangen Fragen: Werden überhaupt genug Zuhörer kommen? Werde ich den Erwartungen des Publikums genügen?

Nun, es kamen so viele, dass Zusatzstühle in den Saal gestellt werden mussten. Und die Erwartungen der Teilnehmer wurden mehr als erfüllt. Annette war in ihrem roten Kleid eine hinreißende, betörende Carmen. Im Schwipslied aus „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß überzeugte sie als sympathische Angeheiterte. Nach der Pause folgten Chansons der 20er Jahre. Die Texte frappierten durch die Aktualität ihres Inhalts, zum Beispiel Spolianskys „Alles Schwindel“ und „Gesellschaftslied“ zeigten die Verlogenheit besonders der Parvenüs. Die Sehnsucht nach einem finanziell abgesicherten Leben des „kunstseidenen Mädchens“ von Irmgard Keun trug Annette überzeugend vor und in Hollaenders „Sexappeal“ begeisterte sie das Publikum sowohl als Mauerblümchen wie auch als gefährliche Verführerin.
Annette Königes (rechts) und Liana Stegaru ...
Annette Königes (rechts) und Liana Stegaru-Fischer. Foto: Udo Buhn
Die Darbietung der Sängerin steigerte sich von Melodie zu Melodie und bei Kreislers makabren „Träumen“ und „Gehen wir Tauben vergiften im Park“ wollte der Applaus des Publikums nicht mehr enden. Als Zugabe folgte Hollaenders kulinarische Kriminalgeschichte vom Fürsten Stroganoff, die Annette mit Bravour meisterte. Die Sängerin bezauberte sowohl musikalisch als auch schauspielerisch. Die Zuhörer bewunderten die Wandelbarkeit ihrer Stimme, die Sensibilität, mit der sie die Texte las, ihre Bühnenpräsenz, ihre szenische Darstellung und Ausdrucksfähigkeit.

Dass das Konzert in so guter Qualität gelang, ist auch ein Verdienst der Pianistin Liana Stegaru-Fischer, die die Sängerin einfühlsam und gekonnt begleitete – und wir hoffen und freuen uns auf weitere Soirées in gleicher Besetzung.

Da der Abend so erfolgreich war, steht schon ein Zusatztermin fest: Sonntag, 26. Juni, 18.00 Uhr, Pelkovenschlössl am St.-Martins-Platz in München-Moosach.

Renate Kaiser

Schlagwörter: Konzert, München, Lieder, Klavier

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