29. Juli 2011

Das 16. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival in Hermannstadt

Das Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival wurde vom 4.-10. Juli 2011 in Hermannstadt ausgetragen. Die Musikwelt feiert in diesem Jahr 200 Jahre seit der Geburt Franz Liszts, und wie schon zu Chopin, dessen Lieblingsschüler Carl Filtsch war, gibt es auch zu Liszt Berührungspunkte. Legendär ist der Ausspruch Liszts: „Wenn dieser Kleine reisen wird, kann ich meine Bude zusperren.“ Mit der 16. Auflage ist das Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival endgültig den Kinderschuhen entwachsen. Dass die Quantität (es präsentierten sich in diesem Jahr nur 39 Kandi­daten aus sieben Ländern) die Qualität nicht schmälert, bewiesen die diesjährigen Teilnehmer.
Die international besetzte Jury bestand aus Walter Krafft, Leiter des Münchener Musikseminars, Tatiana Levitina aus Russland, Iulia Nenova aus Bulgarien sowie Csiky Boldizsár, der Hermannstädterin Enikö Orth und Valentin Gheor- ghiu aus Rumänien. Den Vorsitz hatte wie schon in den vorangegangenen Jahren Peter Szaunig aus Deutschland. Tatjana Levitina betonte am Abend der Preisverleihung, dass jeder am Wettbewerb Teilnehmende ein Gewinner sei.

In der Kategorie A (bis 12 Jahre) ließ die elfjährige Diana Voronetzkaia aus der Republik Mol­dau den anderen keine Chance, den ersten Preis zu erspielen. Die Elfjährige wagte sich an die Interpretation der Rhapsodie Op. 79 Nr. 2 von Brahms und setzte damit hohe Maßstäbe. Schloss man die Augen, meinte man, eine ausgereifte Pia­nistin zu hören. Ihre souveräne Interpretation und einmalige und kontrastreiche Phrasierung verleitete Peter Szaunig, den Präsidenten der Jury, zum Ausspruch, es mit einer weiblichen Filtsch-Reinkarnation zu tun zu haben. Kompositionspreise erhielten in dieser Kategorie der Kronstädter Cristian Paul Ionescu, der auch den 2. Platz für Interpretation belegte, sowie Sebastian Solomon, der auch im Vorjahr mit einem Kompositionspreis ausgezeichnet worden war. Die kleine Maria Izabela Voropciuc aus Sathmar präsentierte sich spielfreudig mit einem kindgerechten Programm und wurde mit dem 3. Preis belohnt.

Der Star der Kategorie B (12-16 Jahre) war der Fünfzehnjährige in Moskau studierende Ami­ran Zenaisvili, der in dieser Kategorie den ersten Platz belegte. Bei der Abschlussveranstaltung gewann er nach der Jury auch das Publikum mit einer pianistisch abgerundeten Interpretation und ausgereiften Technik von Liszts „Ungarischer Rhapsodie“. Stilrein interpretierte der Zweitplatzierte Andrei Mihail Surdu aus Craiova Bachs Präludium und Fuge in B-Dur. Ana Iarina Pascu, die sich den dritten Preis mit der Bulgarin Milla Mihova teilte, interpretierte mit inne­rer Ruhe und Ausgeglichenheit Enescus „Präludium im alten Stil“. Ihr technisch gut strukturierter und durchdachter Vortrag brachte ihr langanhaltenden Applaus der Zuhörer ein.
Die ersten Preisträger aller Altersgruppen des ...
Die ersten Preisträger aller Altersgruppen des 16. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festivals in Hermannstadt. Foto: Oswald Kessler
In der dritten Kategorie (16-31 Jahre) präsentierten sich neun Teilnehmer aus Rumänien, Russland, Serbien, Bulgarien, der Republik Moldau, Schweden und Deutschland. Leider schaffte es der Teilnehmer aus Deutschland trotz einer gelungenen Bachinterpretation nicht, in die zweite Etappe zu gelangen. Altersmäßig war der Spielraum weit gefächert: vom 16-jährigen Bulgaren Vasil Vladimir Ivanov, der stilistisch differenziert spielte, es jedoch aufgrund kleiner Unwegsamkeiten in der Interpretation zu keinem Preis brachte, bis zur 29-jährigen Berufsmusikerin Xenia Dyachenko aus Belgrad, die mit einem Kontrastprogramm aufwartete. Sie war es auch, die durch ihre Interpretation der „Improvisation und Fuge“ vom Deutschrussen Alfred Schnittke die Jury veranlasste, einen neuen Preis für die „Beste Interpretation eines zeitgenössischen Werkes“ zu schaffen. Es gelang Xenia Dyachenko, die Emotionalität dieses Komponisten des 20. Jahrhunderts bis ins kleinste Detail herauszuarbeiten und mit ihrem Vortrag das Publikum am Abschlussabend zu überzeugen. Der erste Preis ging an den 19-jährigen Viktor Yuandong Mattson aus Schweden, der mit gefühlvoller asiatischer Innerlichkeit Chopins Ballade Nr. 4 in f-moll, Op. 52 vortrug. Der 2. Preis ging an die Klausenburgerin Ioana Catuna, die auch den einzigen Filtsch-Preis erhielt. Zum Ausklang des Abends erklang das Impromptu von Carl Filtsch.

Jeder Preisträger erhielt eine im Johannis Reeg Verlag erschienene dreisprachige Filtsch-Monographie, um Näheres über den Namensgeber des Wettbewerbes zu erfahren.

Parallel zum Wettbewerb fanden die von Ion Bojin, dem Direktor der Philharmonie, organisierten abendlichen Klaviervorträge statt. Den Auftakt bildete das Rezital für zwei Klaviere mit einem sehr verinnerlichten Valentin Gheorghiu und einer lebhaften extrovertierten Roxana Gheorghiu. Ein Leckerbissen für alle Musikliebhaber war hingegeben der Vortrag des Belgiers Oliver de Spiegeleir, der in einer ganz persönlichen und eigenwilligen Interpretation Werke von Liszt und César Frank vortrug. Hörenswert war auch der Klaviervortrag des jungen Nachwuchspianisten aus Bukarest Mihail Ritivoiu, der sich an Olivier Messiaen und George Enescus Sonate Nr. 1 Op. 24 in fis-moll wagte.

Im nächsten Jahr findet das 17. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival vom 8. bis 14. Juli in Hermannstadt statt. Dann heißt es wieder: „The same procedure as every year“.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Filtsch, Musik, Wettbewerb, Hermannstadt, Carl Filtsch

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