4. Oktober 2011

Künstlergespräch zu Ausstellung von Gert Fabritius

Vom 15. Juli bis 25. September präsentierte der siebenbürgische Künstler Gert Fabritius im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm Werke zum Thema „Mythos Heimat. Heimat im Mythos“. Anlässlich der Ulmer Kulturnacht am 17. September führte Kuratorin Dr. Irmgard Sedler mit ihm ein Künstlergespräch, das die Hintergründe seiner Arbeit beleuchtet.
Zum Schutz der Werke tragen sie weiße Handschuhe. Es knistert und raschelt, während sie vorsichtig die Seiten umschlagen, in den Büchern blättern. Die Besucher des Donauschwäbischen Zentralmuseums haben es in der Ulmer Kulturnacht auf die Tagebücher des Künstlers Gert Fabritius abgesehen.

Aus der Ferne ertönt Musik, ein Geigen-Klavier-Gitarren-Trio. Zwei junge Erwachsene analysieren die ästhetischen Werke, andere fungieren im Gesamtensemble als stille Betrachter.

Der siebenbürgische Künstler Gert Fabritius präsentiert Holzschnitte und Zeichnungen. „Mythos Heimat. Heimat im Mythos“. Das Thema der Sammlung stimmt nachdenklich. Ein Künstlergespräch zwischen Fabritius und der Kuratorin Dr. Irmgard Sedler soll an diesem Abend den Anlass der Arbeiten aufgreifen, der Geschichte auf den Grund gehen.
Der siebenbürgische Künstler Gert Fabritius ...
Der siebenbürgische Künstler Gert Fabritius begeistert mit seinen Tagebüchern.
Heimat, so erklärt Fabritius, stelle für ihn den Zustand dar, in dem er mit Menschen in der gleichen Sprache reden könne. Die Möglichkeit zur Kommunikation beeinflusse sein Künstlerdasein, so hätten ihn vielschichtige ethnische Ausprägungen in Siebenbürgen inspiriert, etwa eine Begegnung mit dem deutschsprachigen Dichter Immanuel Weissglas.

Eine geographische Heimat habe er nie verspürt, daher rückten Mythen in den Fokus. Wie Märchen hätten sie ihn in der Kindheit geprägt und auch für andere junge Menschen eine Identifikationsbasis dargestellt. Als Künstler habe er selbst angefangen, Mythen aufzubauen und Symbole zu entwickeln.

Sinnbilder sind auch in der Ausstellung anzutreffen. Dem Betrachter eröffnet sich ein unbegrenzter Interpretationsspielraum. Einige der Kunstwerke hat Fabritius eigens für dieses öffentliche Präsentation angefertigt. Sisyphos und die Arche, Leitern, Stühle benutzt er als Instrumente, um seine Gedanken- und Gefühlswelt zum Ausdruck zu bringen. Der Aspekt des Tragbaren scheint ein bedeutsamer Bestandteil. So schreibt Gert Fabritius in der Einleitung des Ausstellungskatalogs: „Wo ist Heimat? Heimat ist so fern und doch so nah. Heimat zum mitnehmen, tragfähig machen, als Teil des Seins , des Selbst. Heimat, die Tragbare!“
Dr. Irmard Sedler und Gert Fabritius im ...
Dr. Irmard Sedler und Gert Fabritius im Künstlergespräch in Ulm. Foto: Werner Sedler
Im Verlauf des Abends nimmt sich Gert Fabritius Zeit. Er versucht, Antworten auf persönliche Fragen zu finden und mit Interessierten ins Gespräch zu kommen.

Erfüllt von Impressionen strömen einige hinaus in die Nacht, zu einem der anderen vierundneunzig Programmpunkte der städtischen Kulturveranstaltung.

Die Musik verhallt in den Gewölben, in Reichweite ziehen sich weitere Besucher die weißen Handschuhe an. Das Knistern des Blätterns beginnt von Neuem.

Lea Knopf

Schlagwörter: Ausstellung, Ulm

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