3. Januar 2012

Siebenbürgischer Dichterprophet Gusto Gräser

Im Rahmen der Stuttgarter Vortragsreihe spricht Hermann Müller über Gusto Gräser am 30. März 2012, 19.00 Uhr, im Haus der Heimat, Schloßstraße 92.
Gusto Gräser, 1879 im siebenbürgischen Kronstadt geboren, Kunstschüler in Wien, brach zwanzigjährig aus der Gesellschaft aus und begann das Leben eines besitzlosen Wanderers. 1900 begründete er mit Freunden die Reformsiedlung Monte Verità bei Ascona im Tessin. Monte Verità, ein Gegenmodell zum herrschenden Patriarchat, wurde zur Wiege der Alternativbewegung, Anziehungspunkt für Künstler, Aussteiger und Reformer. Gräsers Kriegsdienstverweigerung im Ersten Weltkrieg machte ihn zum Vorbild für Kriegsgegner aus ganz Europa, auch für Hermann Hesse. Er wurde zum Urbild für dessen Meistergestalten und wirkte so weltweit auf mehrere Generationen.

In Stuttgart, wo er seit 1907 immer wieder auftrat, hatte er seine treuesten Freunde. Von 1913 bis zu seiner Ausweisung von 1915 hielt er allsonntäglich „Waldandachten“ bei der Schiller­eiche, warnte schon damals vor einem kommenden Waldsterben. Nach dem Krieg gründeten seine Freunde Künstlerkommunen im Schwäbischen Wald und auf der Alb.

Die heutige Hochschule für Gestaltung (Werkhaus Merz) geht auf jene Reformer zurück. Gräser, der seine Gedichte auf Spruchkarten in den Straßen anbot, hatte bis zu seinem Tode die Hoffnung, Stuttgart werde der „Gutstart“ werden für seine ökologisch-pazifistisch-spirituelle Utopie. Mit dem Aufkommen der Alternativbewegungen wurde Gräser ab den 70er Jahren als Vordenker und Vorkämpfer wieder entdeckt. Es entstanden Biografien, Romane, Theaterstücke und Filme über sein Wirken.

Mit dem Vortrag von Hermann Müller, dem Nachlassverwalter Gräsers und Herausgeber seiner Werke, und mit einem Film von Christoph Kühn soll an diesen grünen Propheten aus Siebenbürgen erinnert werden.

Siegfried Habicher

Schlagwörter: Vortrag, Stuttgart, Gräser

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