20. Oktober 2012

Die Schirkanyer Volkstracht

Anneliese Kessler, geborene Farsch, wäre am 20. Oktober 75 Jahre alt geworden. Sie wurde 1937 in Schirkanyen geboren, besuchte von 1951-1955 das Schäßburger Lehrerinnenseminar und war von 1955 bis 1959 Hilfslehrerin, ab der 7. Klasse in Fogarasch, anschließend 28 Jahre (ab 1959) Grundschullehrerin in Schirkanyen. Sie starb 1988 in ihrem Heimatort. Den im Folgenden abgedruckten Text über die Schirkanyer Volkstracht schrieb sie 1981.
Bei uns in Schirkanyen tragen die Kinder keine Tracht. Zur Konfirmation kriegt jedes Mädchen und jeder Bursche eine Volkstracht. Es ist die gleiche wie im Burzenland. Die Tracht wird von den Jugendlichen noch bei Hochzeitsfesten, Taufen und auch beim Anführen von Volkstänzen im Kulturheim getragen.

Die Mädchentracht besteht aus folgenden Stücken: Borten: besteht aus schwarzem Samt und hat eine Höhe von ca. 15 cm; Samtband: cremefarben, ca. 8 cm breit und ca. 90 cm lang, wird auf dem Rücken getragen; Bänder: ein rotes schmales Band, eventuell auch ein buntes von 8 cm, beide sind gewebte Bänder. Die roten werden zurzeit nicht mehr hergestellt, nur von Generation zu Generation vererbt. Die bunten werden häufig aus dem Ausland (Deutschland und Österreich) gebracht.
Anneliese Farsch in Frauentracht mit ihren ...
Anneliese Farsch in Frauentracht mit ihren Kindern Astrid und Hans-Günther, 1979.
Leibchen und Rock werden aus cremefarbenem Stoff (früher nur aus Haarstoff, heute meistens aus Tergal) angefertigt. Das Leibchen hat folgenden Schnitt: Auf die Brust wird ein Blumenmotiv gestickt. Das beliebteste ist jenes mit Korn- und Mohnblumen und Weizenähren. Der Rock ist entweder plissiert oder gonvriert. Er hat also gelegte oder stehende Falten. Das Trachtenhemd wird aus einem feinen Leinen angefertigt (heutzutage aus Terkott oder Batist). Die weiten Ärmel haben einen genetzten Einsatz, der mit verschiedenen Mustern bestickt wird. Am Halse und auch an den Armbündchen wird gereiht. Jeder Stich am Hemde wird mit der Hand vollführt. Die Tüllschürze wird mit weißem oder auch mit bunten Blumenmustern bestickt. Der größte Teil der Schürzen sind handgestickte Schürzen. Doch in letzter Zeit wird auch maschinell gestickt. Die Trachtengürtel sind Gürtel mit Metallbroschen. Die komplette Mädchentracht tragen die Mädchen eigentlich nur bei der Konfirmation. Danach setzt kein Mädchen mehr den Borten auf und auch die Samtbänder bleiben im Schrank. Die komplette Tracht wird im Burzenland gewerblich angefertigt.

Zur Burschentracht gehören: das Trachtenhemd, die Krawatte, die schwarze Hose, der bunte Gürtel. Das Trachtenhemd hat schwarze Kreuzstichstickereien. Die Krawatte besteht eigentlich aus zwei Teilen. Das Anfertigungsmaterial ist schwarzer Samt. Die Stickerei kann sowohl Kornblumen, Mohnblumen und Weizenähren als auch Enzian, Edelweiß und Alpenrosen als Motiv haben. Früher trug man nur Stiefelhosen und Stiefel zur Tracht. Doch in letzter Zeit sind die Stiefel rar geworden, da sich niemand mehr solche anschafft. Aus dem Grunde trägt man nun zum Trachtenhemd eine schwarze Stoffhose. Das Männertrachtenhemd fertigen die Mütter an. Der Ledergürtel ist im Handel erhältlich.

Seltener als die Mädchen- und Burschentracht wird die Frauen- und Männertracht hervorgeholt. Die Männertracht ist dieselbe wie die Burschentracht. Bei der Frauentracht sind Leibchen und Rock schwarz. Die Stickerei wird mit goldgelbem Faden ausgeführt. Das Trachtenhemd ist das gleiche wie bei den Mädchen, die Schürze auch. Auf dem Kopf tragen die Frauen eine schwarze, mit Goldfäden bestickte Haube, die mit einer schwarzen dünnen Spitze umrandet ist. Die Spitze wird in Falten gelegt und muss steif sein, um aufrecht stehen zu können. Deshalb wird sie mit Gummiarabikum gestärkt. An der Haube sind zwei lange schwarze samtene und bestickte Bänder angebracht. Am Haubenbündchen bringt man dieselben samtenen Bänder an wie hinten, nur eben in Kleinformat.

Schlagwörter: Trachten, Schirkanyen

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