12. April 2013

Frieder Schuller gastiert beim „Berliner Kranz“

Jeden ersten Sonntag des Monats ruft Luise von Simons Kunst- und Kulturinteressierte zum „Kränzchen“ in die historischen Räume des „Dahlemer Krugs“ im alten Berliner Westen und viele folgen diesem Ruf sehr gerne, sind doch immer Referenten zugange, die nicht nur unsere Landsleute gerne hören und sehen. So stieß auch die Einladung von Frieder Schuller auf regen Zuspruch, als sich am 3. März um 16.00 Uhr zahlreiche Zuhörer einfanden, die wohl alle vom Erfolg des Stückes „Ossis Stein“ um den „Fall“ Oskar Pastior (Michaela Nowotnick berichtete ausführlich über die Erstaufführung in Hermannstadt in der SbZ Online vom 27. Januar 2013) gehört hatten.
Schuller las einige Textstellen vor, nachdem er, wohl zu Recht, darauf hingewiesen hatte, dass es sich bei seinem Text definitiv nicht um ein Lesedrama handele und manches ohne die Bühne und einen Interpreten doch viel an Wirkung verliere. Trotzdem folgte das Publikum den Worten des Autors mit Aufmerksamkeit, was sich bei der nachfolgenden Diskussion deutlich herausstellte.

Frieder Schuller. Foto: Thomas Bielz  ...
Frieder Schuller. Foto: Thomas Bielz
Schullers Ansicht, dass Pastiors „Verfehlung“ weniger an seiner wohl höchst ineffektiven und erpressten Securitate-Mitarbeit läge, sondern viel eher an dem „Verrat an der Muse Poesie“, den er mit seinen Gedichten (Rote Madrigale) zum „Lob und Preis der Partei“ in einer menschenverachtenden Diktatur begangen habe, konnten viele folgen, vor allem jene, die noch in Rumänien zu Schule gegangen waren und die Gedichte, die die Lehrbücher an prominenter Stelle „eröffneten“, noch in leidvoller Erinnerung hatten. Vor allem aber jene, die Ossi noch kannten, jenen zurückhaltenden, bescheidenen und freundlichen Menschen, wie er wohl vielen in Erinnerung bleiben wird, verstanden das „große Drama“, das hier in Deutschland um den „Verrat“ des Büchner-Preisträgers gemacht wird, eher nicht. Schullers Hinweis, dass die Tätigkeit Pastiors für die Securitate in Rumänien überhaupt keine Rolle spiele, unterstreicht diesen Umstand. Mit dem Dank an Autor und Veranstalter endete die Lesung auch mit dem Hinweis, dass es ernsthafte Versuche gibt, dass Stück bald auch zur Aufführung in Berlin zu bringen.

Jürgen Schlezack

Schlagwörter: Lesung, Berlin

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