21. Oktober 2013

Familienzusammenführung: Ruth Eder liest in München und trifft Verwandte

Zur Lesung von Ruth Eder haben sich am 26. September „trotz Oktoberfest, Regen und Konkurrenzveranstaltung im HDO“, wie Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster einführend bemerkt, ca. 50 Interessierte eingefunden. DeVeranstaltungsraum der Bundesgeschäftsstelle des siebenbürgischen Verbandes in der Münchner Karlstraße ist voll.
Die Journalistin, Autorin und Moderatorin Ruth Eder, 1947 in Stuttgart geboren, liest aus ihrem 1991 erschienenen und 2012 neu aufgelegten Roman „Die Glocken von Kronstadt“ (siehe Folge 7 der Siebenbürgischen Zeitung vom 30. April 1991, Seite 4, und Folge 8 vom 15. Mai 2013, Seite 6). Die Enkelin des Kronstädter Malers Hans Eder hat darin ihre Familiengeschichte aufgeschrieben. Nachdem sie bis zu ihrem 40. Lebensjahr jedes Mal „Oh Gott, nicht schon wieder“ stöhnte, wenn ihre Großmutter das Siebenbürgenlied anstimmte, unternahm sie 1989 mit Mutter und Tochter die erste Recherchereise nach Rumänien, besuchte die Orte, an denen ihre Familie gelebt hat, und begann mit der Suche nach ihren Wurzeln. „Festhalten, was sonst der Vergessenheit anheim fällt“ kristallisierte sich als Schreibmotivation heraus.

Ruth Eder. Foto: G. Roth ...
Ruth Eder. Foto: G. Roth
Das und noch viel mehr Autobiographisches und Anekdotisches erzählt Ruth Eder während ihrer Lesung, die sie selbst immer wieder unterbricht, um Erklärungen einzuschieben und die Zuhörer Fragen stellen zu lassen. In ihrer unverkennbar schwäbischen Sprachfärbung liest sie fast zwei Stunden und bekommt auch ihre zwischenzeitlich versagende Stimme wieder in den Griff, die wegen einer Erkältung nicht ganz zuverlässig ist. Die rumänischen und siebenbürgisch-sächsischen Passagen des Buches gehen ihr, da sie beide Sprachen nicht beherrscht, nicht so leicht über die Lippen, bieten ihr aber Gelegenheit, sich bei ihrer Cousine Ursula Straub und deren Mann, die im Publikum sitzen, zu bedanken – die beiden haben für die Neuauflage des Romans die rumänischen Stellen überarbeitet, da diese, wie Eder freimütig zugibt, einige Fehler aufwiesen, die es auszumerzen galt. Der mundartliche Ausdruck „eine Glitsch pischen“ geht ihr allerdings locker von der Zunge und sorgt ebenso wie die antiquierte Formulierung „stramme Besen“ für Heiterkeit.

Aus der Neuauflage hat sich auch eine Familienzusammenführung der besonderen Art ergeben. Zwei Cousinen aus der Familie Wolff – also der Familie ihrer Mutter –, „von denen ich bisher nichts wusste“, wie Ruth Eder erzählt, haben „Die Glocken von Kronstadt“ im vergangenen Jahr gelesen und daraufhin Kontakt zu ihr aufgenommen – zu bekannt kam ihnen die Geschichte vor, die ja auch ein bisschen ihre eigene ist. So hat die Autorin mit ihrem „Siebenbürgen-Roman“ (so der Untertitel) einen neuen Teil der Familie gefunden und berührt, ebenso wie die vielen Kronstädter, die bei der Lesung in München gebannt zuhören und immer wieder wissend nicken, wenn ihnen ein Ort, eine Situation, vielleicht gar eine Romanfigur vertraut vorkommen – Erinnerungen verbinden.

Im Namen der Kreisgruppe München, Mitausrichterin des Abends, bedankt sich deren stellvertretende Vorsitzende Renate Kaiser nach der Lesung bei Ruth Eder mit einer Rose und wünscht „Nor de Gesangd“. Die „engagierte Autorin und kurzweilige Erzählerin“, die Hans-Werner Schuster angekündigt hat, verkauft und signiert mit Verve eine ganze Kiste ihrer Bücher und nimmt sich viel Zeit für den Austausch mit den Zuhörern. Der Abend klingt mit einem Glas Wein oder Prosecco und anregenden Gesprächen aus. Erst nach 22.00 Uhr schließt sich die Tür der Geschäftsstelle hinter den letzten Gästen.

Doris Roth

Schlagwörter: Lesung, München, Kronstadt, Autorin

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