28. Dezember 2013

Tagebuchblätter des Karpatenjägers August Roland von Spiess

Freunde der Karpaten und der Karpatenjagd werden sich über den jüngst im Verlag Neumann-Neudamm erschienenen Band „Aus den Tagebuchblättern eines alten Jägers“ besonders freuen, handelt es sich doch um die Aufzeichnungen des legendären Karpatenjägers Oberst August von Spieß (1864-1953), der als österreichischer Offizier in Hermannstadt seine zweite Heimat gefunden hatte.
Im vollen Bewusstsein, dass die Zeiten sich unentwegt ändern, hat er uns im 84. Lebensjahr seine Tagebücher geöffnet. „Schöne Erinnerungen sind das Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“, schreibt er 1947. „Ich danke der Vorsehung, dass sie mich auf dieser schönen Erde in Wald, Feld und Flur sowie auf Bergeshöhen bis in mein spätestes Alter wandeln ließ und mich dadurch zu ihren bevorzugten Kindern zählte“.

Der geneigte Leser kann mit dem legendären, zu seiner Zeit weithin bekannten Karpatenjäger und auch heute noch geschätzten Jagdschriftsteller miterleben, wie er seine ersten Ausflüge im Mühlbacher Gebirge unternimmt. Das nahe gelegene Zibinsgebirge bot ihm von der Hohen Rinne, von Orlat und Gura Raului aus die beste Gelegenheit, den Wildsauen, Wölfen, Bären und Rehen nachzuspüren. Die größte Anstrengung forderte allerdings das Fogarascher Gebirge von ihm ab, zumal die Anfahrtswege damals mit den heutigen nicht zu vergleichen sind. „Der meiste Erfolg muss errungen sein, und so findet der Leser oft Schilderungen, aus denen ich selbst eine Lehre zog und die vielleicht manch jungem Hubertusjünger in Zukunft eine Richtung sind.“

Abgesehen von den Momenten größter Freude an der Natur, die er mit bilderreicher Sprache zu vermitteln verstand, reizte ihn auch die Pirsch auf die Gams durch unwegsames Gelände. Die genaueste Beobachtung des Verhaltens des Wildes bei Wind und Wetter gab ihm die umfassende Erfahrung, auf der sein Erfolg beruhte. Oft war es auch der Hilferuf der Hirten, die durch ihn auf Hilfe gegen die immer wiederkehrenden Überfälle von Bären und Wölfen auf ihre Herden hofften und sie auch erhielten.

Die Tagebuchblätter umfassen die Jahre 1890 bis 1914 und sind eine Ergänzung des 1940 erschienenen Berichtes „17 Jahre im rumänischen Hofjagddienst“ (1922-1938). Sie behandeln die Zeit, die der Autor so beschreibt: „Als ich als junger Leutnant, einst ins ferne Bärenland, zuerst nach Broos kam, da fragte man nicht nach Jagdschein, Jagdparagrafen und Statuten. Raum für alle hatte damals die Erde, man fragte nicht, ob sie Rumänen, Ungarn oder Deutsche seien. Man jagte, erfreute sich der Schönheit der Natur, an der Güte seiner Hunde, an der Gesundheit des Leibes, seiner geraden Glieder und einer warmen, neidlosen Jägerschaft. Herrliche Zeiten, die sich wieder erschließen, wenn ich die Tagebuchblätter öffne.“

Zahlreiche Bilder veranschaulichen den Text. Sie stammen aus dem eigenen Archiv des Autors, von zeitgenössischen Postkarten des SKV, von den Fotografen E. Fischer und Reinerth. Dass Oberst von Spieß in den Erinnerungen der Bevölkerung noch lebt, zeigt ein altes Foto, das 2013 der Herausgeberin aus Orlat von Nachkommen eines Bauernjägers freundlicherweise und spontan zugesandt wurde. Ergänzend enthält der Anhang ausführliche biographische Daten, Erinnerungen von Helga Stein, seiner Enkelin, und von Alfred Hönig, seinem ehemaligen Nachbarn und Waidgenossen. Von dem renommierten Jagdverlag Neumann-Neudamm Melsungen in der Reihe „Jagdliche Klassiker“ in einer sorgfältigen und ansprechenden Aufmachung herausgegeben, ist dieser Band sicher manchem Siebenbürger ein willkommenes Weihnachtsgeschenk.

Dr. Heider Zsivanovits


August Roland von Spiess, „Aus den Tagebuchblättern eines alten Jägers“, Verlag J. Neumann-Neudamm AG, Melsungen, 2013, 271 Seiten, 29,90 Euro, ISBN 978-3-7888-1578-3.
Aus den Tagebuchblättern eines
August Roland von Spiess
Aus den Tagebuchblättern eines alten Jägers

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Schlagwörter: Jagd, Karpaten, Buch

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