13. Januar 2014

Gewaltiges Gotteslob: Heinz Ackers "Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi"

Am 6. Januar 2014 fand in der Evangelischen Stadtkirche zu Karlsruhe der traditionelle Hauptgottesdienst nach der Ordnung und Liturgie der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien unter Mitwirkung der Siebenbürgischen Kantorei unter der Leitung von Ilse Maria Reich statt. Den Hauptteil des Gottesdienstes in der großen und vollbesetzten Stadtkirche bestritt Pfarrer Hermann Kraus (Karlsruhe) im Wechsel mit musikalischen Einlagen: dem Orgelvorspiel „Litanies“ von Jehan Alain sowie fünf Chorstücken („Maria durch den Dornwald ging“, „Machet auf eure Tore“, „Gott nahe zu sein“ – ein Kanon zur Jahreslosung 2014 von Heinz Acker, und die bekannte Motette „Machtet die Tore weit“).
Im Anschluss an den Gottesdienst führten der Chor, die Solisten Johanna Boehme (Sopran), Christoph Reich (Bariton) und ein Instrumentalensemble den Hymnus „Der Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi“ unter der Leitung des Komponisten auf. Heinz Acker verwendet in seiner Komposition als Inspirationsquelle den großartigen und bilderreichen Text des Franz von Assisi, bekannt als Heiliger, „der mit den Tieren und den Vögeln sprach“. Er ist nicht nur als San Francesco d’Assisi einer der wichtigsten Heiligen der römisch-katholischen Kirche, auch die evangelische Kirche gedenkt seiner alljährlich am 3. Oktober, dem „Welttierschutztag“. Seine Botschaft ist von äußerster Aktualität und Brisanz für alle Menschen, unabhängig von jeglicher religiöser Ausrichtung. 1181 als Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers aus Assisi geboren, bekehrte sich der Heilige Franz zum Einsiedler, der jeglichen Besitz als Quelle allen Übels ablehnte. Durch seinen Lebensentwurf wurde er zu einem der bedeutendsten Vorläufer modernen ökologischen Denkens. Seine Lebensart hat den kulturellen Kodex des Abendlandes entscheidend mitgeprägt. Es ist dieses der Einsatz für die Schwächeren und für die Bewahrung der Schöpfung. Dieses Thema hat der neue Papst durch seine Namenswahl zu seinem Anliegen gemacht.
Der Hymnus „Der Sonnengesang des Heiligen Franz ...
Der Hymnus „Der Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi“ wurde von der Siebenbürgischen Kantorei, den Solisten Johanna Boehme und Christoph Reich und einem Instrumentalensemble unter der Leitung des Komponisten Heinz Acker in Karlsruhe aufgeführt. Foto: Cornel Simionescu-Gruber
Der „Sonnengesang“ ist eines der ersten Schriftdokumente, das nicht in lateinischer, sondern in altitalienischer Sprache abgefasst wurde. Ackers Komposition verwendet Fragmente des altitalienischen Originaltextes von Franziskus in Gegenüberstellung mit der deutschen Übersetzung, meist gesungen und stellenweise auch gesprochen. Dadurch ist auch ein stilistischer Kontrast zwischen den altitalienischen Texten, die sich in der mittelalterlichen Gregorianik bewegen und den deutschen Textteilen in moderner Tonsprache erkennbar. Eingeschoben in den „Sonnengesang“ des Franziskus erscheint ein Gesang der großen deutschen Mystikerin Hildegard von Bingen, die nur geringfügig älter als Franziskus war. Die Anfangsbuchstaben von „Sonnen-Gesang des Heiligen Franz von Assisi“ ergeben die Tonfolge Es – G – D – H – F – A, die im Verlaufe der Komposition eine Harmonie- und Zusammenhang stiftende Funktion erhält. So wird das Werk auch für weniger an die moderne Kompositionstechnik gewöhnte Hörer ein überzeugendes Musikstück. Am Gelingen der Aufführung hatten nicht nur die zwei oben genannten, vorzüglichen Gesangsolisten und die Streicher, Blechbläser, die Musiker an Pauken und anderen Schlaginstrumenten sowie die Organistin Ilse Maria Reich hohen Anteil, sondern auch besonders der feinfühlig und musikalisch einwandfrei singende Chor der „Siebenbürgischen Kantorei“. Letzterem und ihrer jahrelangen Leiterin Ilse Maria Reich ist die Komposition gewidmet.

Das gewaltige Gotteslob, das durch das Zusammenwirken der Musiker in der Karlsruher Stadtkirche unter Ackers anfeuernder Leitung erschallte, lässt ein eindrückliches Musikerlebnis zu Pfingsten 2014 in Dinkelsbühl erwarten, wo das Werk uraufgeführt wird.

HvK

Schlagwörter: Musik, Komponist, Gottesdienst, Chor Siebenbürgische Kantorei, Karlsruhe

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