19. Februar 2014

Retrospektive Katharina Zipser in Kronstadt

Das Kronstädter Kunstmuseum hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben rumänischer und internationaler Kunst dem Publikum auch Maler, Zeichner und Bildhauer aus den Reihen der Siebenbürger Sachsen näher zu bringen. Regelmäßig werden Künstler aus der deutschen Gemeinschaft und ihre Werke vorgestellt – in den vergangenen Jahren waren es Hans Eder, Hans Mattis-Teutsch, Arthur Coulin, Karl Hübner, im Sommer (25. Juli-28. September) soll Friedrich Mieß folgen. Zurzeit steht – bis zum 23. März – eine zeitgenössische Künstlerin im Fokus: Katharina Zipser. Die Vernissage der Retrospektive, die bereits im Hermannstadt und Mediasch gezeigt wurde, fand am 13. Februar statt.
„Große stilistische Vielfalt und unzählige Inspirationsquellen, die von der naiven Malerei und dem Surrealismus bis hin zur metaphysischen Kunst und der Tendenz zur Monumentalität reichen“ – so fasste Ausstellungskurator Radu Popica die präsentierten Werke zusammen. Ungewöhnlich an Katharina Zipsers Werdegang sei auch, dass sie sich trotz ihrer protestantischen Herkunft und Prägung sehr intensiv mit der orthodoxen Ikonenmalerei beschäftigt habe, die sich wie ein Leitmotiv immer wieder in ihren Werken zeige. „Die Bedeutung ihrer Kunst liegt darin, dass es ihr gelingt, sich stets von der konkreten unmittelbaren Realität zu distanzieren und zu befreien“, unterstrich der Ausstellungskurator.

Katharina Zipser, die ihre Arbeiten mit „KATH.“ zeichnet, ist 1931 in Hermannstadt geboren und hat in Klausenburg und Bukarest studiert. Nach einer zusätzlichen Kunstausbildung bei der Rumänischen Patriarchie kreierte sie im Bărăgan einige Kirchenfresken. In Deutschland, wo sie seit 1970 lebt, gründete sie die Ikonenmalergruppe „Falfalluca“, außerdem unterrichtete sie an der Münchener Volkshochschule Zeichnen, Bildkomposition und Ikonenmalerei. In der Vision des Kunsthistorikers Marius J. Tătaru, der den Präsentationstext der Ausstellung unterzeichnet, ist sie stets „überraschend durch die Fähigkeit, sich selbst neu zu erfinden“. Ihre Kunst, für die sie 2008 den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis erhielt, sei poetisch, ironisch, monumental, keineswegs vorhersehbar; sie könne höchstens verschiedenen Schaffenszeiten, nicht aber eindeutig einer stilistischen Strömung zugeteilt werden.
Katharina Zipser, Anamur, 1992 ...
Katharina Zipser, Anamur, 1992
Dass die Grenze zwischen real und irreal in ihren Werken verschwindet, zeigt sich unter anderem in dem pastellfarbenen Gemälde „Der große blaue Cherubin“ (2000), das den Ausstellungsraum des Kronstädter Kunstmuseums dominiert, oder in der mystisch anmutenden Komposition „Taurus“ (1991), „Anamur“ (1992) und „Akrotyri“ (1993). Klare Konturen hingegen gibt es im „Spiegel aus dem Lügenmuseum“ (2005), in dem durch einen goldfarbenen Bilderrahmen eine Säule, eine Spinne, ein in Licht getauchter, einladender Korridor und eine bröckelnde ziegelrote Decke zu sehen sind. In „Boris Boris Boris“ (1992) kommen drei prominente Namensvetter zusammen: der Zar Boris Godunow, der Schauspieler Boris Karloff und der Tenisspieler Boris Becker. Der Einfluss der rumänischen Volkskunst macht sich in „Verschleiert (Abschied)“ (1984) bemerkbar. In einem Schaukasten sind die filigran gemalten Ikonen „Johannes der Täufer“ und „Kreuzigung“ (beide 1968) zu sehen, während in dem kleinen Nebenraum Porträts und Aktzeichnungen – beispielsweise zwei in Bleistift skizzierte „Haremsfrauen“ mit selbstbewusster Tänzerhaltung – gezeigt werden.

„Ich kann mich selber nicht einordnen in dies oder jenes“, sagt Katharina Zipser zusammenfassend über ihr Werk. Im Film „KATH. Taubenbriefe“ (1999), der ebenfalls im Kunstmuseum läuft, erzählt sie dem Regisseur Günter Czernetzky über ihre Kindheit in Hermannstadt, ihren Vater, den Kunstmaler Dolf Hienz, die „realistische Ausbildung“ der fünfziger Jahre, die Unterrichtstätigkeit in München sowie über prägende Ereignisse und Eindrücke. Eine durchaus sehenswerte Ausstellung.

Die Adresse des Kunstmuseums Kronstadt: Ru­dolfsring/Bulevardul Eroilor 21, Telefon: (00 40-2 68) 47 72 86, Internet: www.muzeulartabv.ro; Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 9.00 bis 17.00 Uhr.

Christine Chiriac

Schlagwörter: Ausstellung, Kronstadt, Zipser

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