3. April 2014

Einladung zur Siebenbürgischen Akademiewoche in Probstdorf

Die 29. Internationale Siebenbürgische Akademiewoche ist dem Thema „Alltag und Koexistenz in Siebenbürgen“ gewidmet. Dazu laden Studium Transylvanicum, das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. an der LMU München und der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg für den 24.-30. August 2014 nach Probstdorf bei Agnetheln (rumänisch: Stejărișu, ungarisch: Prépostfalva) ein. Die Einladung wendet sich sowohl an Referenten (bei Interesse bitte ein 30-40 Zeilen langes Exposé und einen Lebenslauf bis zum 15. Mai an st[ät]siebenbuergen-institut.de einsenden) als auch an Teilnehmer ohne Vortrag (Anmeldung bis zum 15. Juni an die gleiche Adresse).
Einleitend in seiner „Reise durch den sowjetischen Alltag“ gelingt es Karl Schlögel treffend und deutlich, anstatt den Begriff des Alltags zu definieren, die mit ihm verbundene Problematik wiederzugeben: Es gibt keinen Alltag, sondern nur Alltag(e). „Alltag“ – „dieser hausbackene Gesell“ – der bei flüchtiger Betrachtung mit einem „routinemäßigen und wiederkehrenden Muster“ gleichgestellt wird, erweist sich also als schwer greifbar und methodisch nicht immer abgrenzbar. So entwickelt allein der Soziologe Norbert Elias acht „Typen zeitgenössischer Alltagsbegriffe“.

Woran erkennt man eigentlich den „Alltag“? Kann nur „Alltägliches“ Gegenstand der Alltagsforschung sein? Welche Quellen können herangezogen werden: Zeitungen, Reisejournale, Briefe? Oder gehören Kochbücher und Tramfahrpläne auch dazu? Kann der individuell rekonstruierbare Alltag eines Schulkindes oder Konditormeisters, einer Bauersfrau oder eines Lehrmädels repräsentativ für eine Gruppe sein? Und wenn ja, welche Theorie kann als Grundlage dienen? Diese Fragen rund um das Thema oder besser gesagt Spannungsfeld „Alltag(e)“ zeigen, wie aufschlussreich und interessant Beiträge und Diskussionen werden können.

Noch steht man vor der Aufgabe, einen methodisch und theoretisch kontrollierten Zugang zu den Fragestellungen des Alltags zu finden. Konzepte zur Hierarchie und Asymmetrie (Herr/Knecht; Mann/Frau; Pfarrer/Laie), zum Eskapismus (Ausbruch aus dem Alltag als periodische Wiederkehr, etwa im Fasching) oder zu Gruppen- und Individualtheorien stehen ebenso zur Verfügung wie der Ansatz, Alltag und Zusammenleben sowohl auf Mikro- als auch auf Makroebene zu untersuchen. Diese lassen sich durch unterschiedliche Untersuchungsmethoden (teilnehmende Beobachtung/strukturalistische Ansätze) ergänzen. Hier seien nur einige Beispiele genannt, wie die Thematik behandelt werden kann.

Bezogen auf Siebenbürgen und Beispiel nehmend an Rogers Brubakers und Margit Feischmidts „everyday ethnicity“, d.h. „alltägliche Ethnizität einfacher Bürger“, wird von den Vortragenden erwartet, innerhalb ihrer jeweiligen Disziplinen die beiden miteinander verknüpften Themenfelder „Alltag“ und „Koexistenz“ im Raum Siebenbürgen methodisch und theoretisch zu reflektieren. Ob durch das Spannungsfeld „Alltag“ das Mit-, Neben- oder gar Gegeneinander der siebenbürgischen Bevölkerungsgruppen erforscht werden kann und wenn ja, wie und anhand welchen Quellengattungen, soll während der Akademiewoche diskutiert werden.

Die Internationale Siebenbürgische Akademiewoche findet jährlich als Sommerakademie in Siebenbürgen statt. Ihr Ziel ist es, Studierenden und Jungakademikern, die sich mit der Region beschäftigen, die Möglichkeit zu bieten, ihre Projekte zur Diskussion zu stellen und Kontakte zu knüpfen. Die Akademiewoche richtet sich hauptsächlich an den akademischen Nachwuchs aus den Bereichen der Geschichts-, Politik-, Sozial-, Literatur-, Kunst- und Kulturwissenschaften sowie der Archäologie, Geografie und Religionsgeschichte. Referenten können Postdoktoranden, Doktoranden oder Studierende beziehungsweise Mitarbeiter eines mit dem Thema verbundenen kulturellen Institutes oder Siebenbürgen-Interessierte im weitesten Sinne sein.

Vortragssprache ist Deutsch. Eine Veröffentlichung der Vorträge in einem Tagungsband ist dieses Jahr geplant.

Im Rahmen der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel wird Studium Transylvanicum die entstehenden Reisekosten möglichst vollständig erstatten. Der Kostenbeitrag beträgt inklusive Übernachtung und Verpflegung 100 Euro. Teilnehmer aus Rumänien bezahlen die Hälfte.

Schlagwörter: Akademiewoche, Siebenbürgen, Einladung

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