12. April 2014

Martin Eichler zeigt Fotografien in Hermannstadt

Winzige oder imposante Kreuze aus Metall oder Holz, luxuriös dekoriert oder schlicht, umgeben von halb abgebrannten Kerzen, Kinderfotos, ausgetrockneten Kränzen, frischen Blumensträußen, Plastikblumen, Engelstatuetten. Sie alle stehen am Straßenrand gleichsam als Zeichen der Trauer um Menschen, die in Autounfällen ihr Leben verloren, und als Mahnung für diejenigen, die diese Straßen gegenwärtig befahren. Auf diese Kreuze macht der Münchner Fotograf Martin Eichler in der Ausstellung „Straßen der Trauer. Kreuze am Straßenrand – Eine Ausstellung zum Innehalten“ aufmerksam, die bis Mitte April im Terrassensaal des Begegnungs- und Kulturzentrums „Friedrich Teutsch“ in Hermannstadt zu sehen ist.
Die von Eichler kunstvoll abgebildeten Kreuze sind stille Begleiter der Lebenden entlang ihrer Wege – doch sind die Verstorbenen und deren Erinnerung die einzige (implizite) menschliche Präsenz auf den Fotos. Die Kreuze stehen inmitten eindrücklicher Naturkulissen – ob blühendes Frühjahr oder Schneelandschaft, Herbstpracht oder dunkler Gewitterhimmel – und scheinen etwas von der Ruhe und Tragik des Todes zu bekunden. Auf manchen erkennt man Porträts und Schrift nicht mehr, auf einem ist nur ein Wort und ein Datum zu lesen: „MAMA 08.03.2003“. Rührend sind das einfache Holzkreuz, das von kleinen roten Blumen in hellgrünem Gras umrandet wird, oder das winzige, bunte Kreuz, das neben einem gebrochenen Strommast steht – als einziger Farbtupfer in der trockenen, eintönigen Umgebung.
Kreuz am Straßenrand in Rumänien. Foto: Martin ...
Kreuz am Straßenrand in Rumänien. Foto: Martin Eichler
Die Fotografien, die im Laufe mehrerer Jahre in Rumänien, Deutschland, Russland und Ungarn entstanden sind, wurden nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Bei der Vernissage am 12. März deutete der Theologe Prof. Dr. Hans Klein das Kreuz auch als Siegeszeichen der Christenheit über Schmerz und Tod, als Symbol der Vergänglichkeit und Hoffnung zugleich. Martin Eichler selbst, der vor dem Studium der Fotografie auch die Ausbildung zum Diplom-Theologen absolvierte, stellt die Exposition in einen biblischen Zusammenhang, indem er zum Motto den Vers „Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume“ (1. Petrus 1,24) wählt. Der 1954 in Mecklenburg geborene Künstler lebt seit zehn Jahren in München und hat sich wiederholte Male siebenbürgischer Thematik zugewandt, unter anderem in den Ausstellungen „Deutsches Kulturerbe in Rumänien“ (gezeigt in Bonn, Bukarest und Hermannstadt), „Das Burzenland“ (Kronstadt und München) und „Zögernd bröckelt der Stein“ (Kassel).

Christine Chiriac

Schlagwörter: Ausstellung, Hermannstadt

Bewerten:

12 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.