30. April 2014

Die Tracht als lebendiges Bekenntnis

Unter dem Kulturaspekt der Tracht nähert sich Franziska Rill der Frage, inwiefern die Siebenbürger Sachsen sich ihre kulturelle Identität bewahren können. Ist die Tracht ein Überbleibsel aus der Vergangenheit? Welche Funktion hatte sie, und erfüllt sie heute eine andere? Diese Schwerpunkte setzt Rill in ihrer Bachelorarbeit zum Thema „Siebenbürgisch-sächsische Trachten. Ihre Funktion in der Re-Migration“, die sie 2012 an der Universität Augsburg abgab. Sie plädiert gleichsam für den Fortbestand des Kulturgutes und die aktive Teilnahme am Verbandsleben.
Franziska Rill (25) studierte Kunst- und Kulturgeschichte und im Nebenfach Geschichte in Augsburg. Anschließend ging sie an die Universität in Bamberg, um ihren Master in Denkmalpflege zu machen. Zurzeit schreibt sie an ihrer Abschlussarbeit zum Thema der denkmalpflegerischen Ortserhebung von Katzendorf (Cața) bei Reps.

Beginnend mit der Verbandsgeschichte der Siebenbürger Sachsen und der Erklärung der Tracht als Begrifflichkeit, untersucht Rill im weiteren Verlauf ihrer Bachelorarbeit das Aussehen und die Verwendung der Tracht für Frauen und Männer. Sie zeigt auch die übergeordnete Funktion der Tracht auf. Die Tracht gibt Hinweise auf den Träger, beispielsweise lässt sich an ihr, aufgrund der unterschiedlichen Ausschmückung, das Alter der Person ablesen. Durch das Tragen der Tracht bekennt man sich auch zur Gemeinschaft. Franziska Rill stellt fest, dass die Tracht dadurch ein Teil der Identifikation mit der Umwelt und der eigenen Identität bildet.

Nach 1945 erfährt die Funktion der Tracht einen Wandel. Sie wird zur „Bekenntnistracht“ und übernimmt die Aufgabe des Bewahrens. Gleichsam veränderten sich die Gelegenheiten, die Tracht zu tragen. Die Tracht dient somit nicht mehr als Kirchen- und Festkleidung und verliert zum Großteil ihren ursprünglichen Verwendungszweck. Franziska Rill bewertet die Tracht, hinsichtlich ihrer heutigen Bestimmung, als Mittel zur kulturellen Begegnungen. Die Tracht sei Teil der Brauchtumspflege und diene dem Zweck, „das Bewusstsein für die Gemeinschaft zu erhalten“, und weniger als musealer Gegenstand.

Franziska Rill hat es geschafft, einen Bogen über den Betrachtungsrahmen der Tracht zum verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte der Siebenbürger Sachsen zu schlagen. Deutlich wird vor allem, wie wichtig und lebendig sie die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft empfindet und beurteilt.

Sarah Hummler

Schlagwörter: Siebenbürgen, Trachten, Wissenschaft, Identität

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