5. Februar 2015

Wem die Deutschstunde schlägt: Gebürtige Mediascherin debütiert auf Buchmarkt

„Deutsche Sprache – schwere Sprache“ ist ein gängiger Stöhner, den Nichtdeutsche ausstoßen, wenn sie sich anschicken, dieses Idiom, das unsereins Muttersprache nennt und das einem flott von den Lippen geht, zu erlernen. Und irgendwie ist lernen doch mit lehren verwandt und genau dieser Prozess des Lernens und Lehrens ist Gegenstand eines schmalen Taschenbuches mit dem Titel „Wem die Deutschstunde schlägt“.
Angelika Bohn, ihres Zeichens Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache und Autorin des besagten Buches, schöpft aus dem Vollen, wenn sie uns auf amüsant-witzige Weise erklärt, wie man ausländischen Arbeitnehmern aus aller Herren Länder die deutsche Sprache beibringt. Dass es dabei nicht nur um korrekte Aussprache und einwandfreie Grammatik geht, liegt in der Natur der Sache. Die Stunden gestalten sich zu einem Kulturaustausch auf allerhöchstem Sprachniveau, wobei die Funktionen in diesem Spiel nicht immer genau definiert sind. Wenn Ajay aus Indien beispielsweise „mit einem Stift in der Hand am Whiteboard“ über indische Gottheiten doziert, wird die Lehrerin zur interessiert lauschenden Schülerin, und auch der Italiener Marco weist sie in die Schranken, wenn er erklärt, dass man, wenn es um Essen und Trinken geht, besser die italienische Sprache benutzen sollte, weil sie einfach schöner klingt. Zum Schreien komische Situationen sind an der Tagesordnung, so etwa wenn Alberto aus Venezuela sich an den Perfektformen probiert und Sätze wie „Ich hat nach Strand gegeht, geschlaft und geeinkauft.“ kreiert oder Leandro mit den trennbar zusammengesetzten Verben kämpft und resigniert zum Schluss kommt: „Aber das macht alle kein Sinn!“

Der Parcours durch eine Vielzahl von Unterrichtsstunden mit ständig wechselnden Schülern unterschiedlicher Herkunft, deren Ziel es ist, mit mehr oder weniger Elan den Geheimnissen der deutschen Sprache auf die Spur zu kommen, führt von Deutschland nach Brüssel, wo das Verwirrspiel um die Sprache noch groteskere Ausmaße annimmt. Eefje mit ihren „Falschen Freunden“, Lotta, die Prinzessin auf der Erbse, oder Ernesto, der Deutsch lernt, weil er die Sprache einfach sexy findet, strapazieren die Nerven von Frau Bohn in einem solchen Ausmaß, dass sie für einen kurzen Augenblick versucht ist, das „herrlich kunterbunte Abenteuer“ des Sprachenlehrens und -lernens gegen einen Job als administrative Assistentin zu tauschen. Doch die Vollblutlehrerin in ihr trägt den Sieg davon. Nicht zuletzt bestärkt auch durch Marco, den Fixpunkt in diesem turbulenten Lehreralltag. Die anfängliche Romanze mit ihm, der sich einst durch seine Kochkünste bei der Lehrerin eingeschmeichelt hatte, entwickelt sich zu einer handfesten Beziehung mit Happy End. Wer will da noch ernsthaft abstreiten, dass Sprachenlernen Völker verbindend ist? Das Buch kommt in lockerem Plauderton daher, gibt aber gleichzeitig Einblicke in die nicht immer logische Funktionsweise der deutschen Sprache, die den Lernenden manch harte Nuss zu knacken aufgibt. Die Quintessenz dieses charmant-komischen Buches formuliert die Autorin in ihrem Schlusswort selbst: „Sprachen lernen ist ein spannender Prozess, voll von witzigen Missverständnissen, ulkigen Situationen und wundersamen Erkenntnissen.“

KaRo




Angelika Bohn: „Wem die Deutschstunde schlägt“. Eine Lehrerin erzählt. Goldmann Verlag, München, 2014, 288 Seiten, 8,99 Euro, ISBN 978-3-442-15818-8

Schlagwörter: Buchvorstellung, Deutsch, Sprache, Mediasch

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  • 05.02.2015, 17:30 Uhr von bankban: Da hat neulich einer in Hamburg geschaast. Er war aus Siebenbürgen. P.s. ... [weiter]

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