18. Februar 2015

„Damit unsere Kultur in Erinnerung bleibt“

Wer eine Reise in die Vergangenheit des siebenbürgisch-sächsischen Dorflebens unternehmen möchte, ist bei Erich Johann Lukas in Seligstadt richtig. Seit etwa einem Jahr betreibt er in seinem Heimatdorf bei Fogarasch eines der größten privaten Museen in Siebenbürgen. Das stattliche Haus an der Hauptstraße Nummer 60 hat er vollständig zur Ausstellungsstätte umfunktioniert: Räume, Keller, Scheune, Ställe und Hof werden sommersüber von zahlreichen Besuchern betreten – manche von ihnen kommen nach Seligstadt, um an den Veranstaltungen des Jugendzentrums teilzunehmen, andere besuchen die Heimat oder interessieren sich für die Kirchenburg und die siebenbürgische Dorfkultur.
Das Museum stellt eine beeindruckende Kollektion von Gegenständen aus dem Alltag der siebenbürgisch-sächsischen Bauern zur Schau – von Küchen- und Haushaltszubehör über die komplette Werkstatteinrichtung für eine Schneiderei und eine Tischlerei bis hin zu Pflug, Wagen, Sägewerke und, laut Betreiber, „alles was sonst noch in der Landwirtschaft verwendet wurde“. Außerdem beherbergt das Haus eine Reihe von thematischen Sammlungen, etwa die rund 500 Kaffee- und Pfeffermühlen, die den Besucher mit ihrer Farbenpracht und Formenvielfalt überraschen.
Das Seligstädter Museum bietet einen vielseitigen ...
Das Seligstädter Museum bietet einen vielseitigen Rückblick in den traditionellen siebenbürgisch-sächsischen Alltag. Fotos: Erich J. Lukas
Insgesamt sind es 1 700 Gegenstände, die Erich Johann Lukas in den vergangenen fünf Jahrzehnten gesammelt, sortiert und repariert hat. Anfangs, als der Maschinenbautechniker noch in Kronstadt lebte, war es für ihn ein Hobby, später machte er sich die Pflege der Erinnerung an die siebenbürgisch-sächsische Kultur zur Lebensaufgabe. Die Kollektionen begleiteten ihn sowohl bei der Auswanderung nach Deutschland Anfang der achtziger Jahre, als auch bei der Rückkehr nach Rumänien im Jahr 2008. Mehrere Transporte waren nötig, um die Sammlungen nach Siebenbürgen zu bringen, und die Einrichtung des Museums kostete viel Zeit, Akribie und Hinwendung – all das war für Erich Johann Lukas eine Herzensangelegenheit: „Es ist mir wichtig, dass die Siebenbürger und die anderen Besucher sehen, wie unsere Vorfahren gelebt haben“, sagt der bald achtzigjährige Sammler. „Ich wünsche mir, dass unsere sächsische Kultur im Gedächtnis bleibt.“
Moderne trifft auf Geschichte: Reiselustige ...
Moderne trifft auf Geschichte: Reiselustige Touristen mit Geländefahrzeugen vor dem Museum.
Von Frühjahr bis Spätherbst lebt die Familie Lukas in Seligstadt und empfängt die Museumsgäste, im Winter geht es nach Schorndorf in Baden-Württemberg – und selbst da hat Erich Johann Lukas viel zu tun: Nachdem seine Monografie „Seligstadt. Unsere alte Heimat in Siebenbürgen” (Negru Vodă Verlag Fogarasch, 2013) schon als Zweitauflage im Handel erhältlich ist, arbeitet er nun an der rumänischen Ausgabe, die keine Übersetzung, sondern eine an die nichtsächsische Leserschaft angepasste Überarbeitung darstellt. „Das ist keine einfache Aufgabe“, sagt Lukas, „aber ich tue es gerne“. Der engagierte Siebenbürger Sachse freut sich schon auf den Frühling und die Reise nach Seligstadt: „Hoffentlich gelingt es uns, in diesem Jahr auch eine offizielle Eröffnungsfeier für das Museum zu veranstalten!“ In Seligstadt wird er unter der Telefonnummer (0040-730) 045727 oder in seinem Haus an der Hauptstraße 26 erreichbar sein.

CC

Schlagwörter: Museum, Heimatmuseum

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