13. Juni 2015

Ausstellung im Brukenthalmuseum: „Samuel von Brukenthal als Unternehmer“

Das Brukenthalmuseum in Hermannstadt zeigt die Ausstellung „Samuel von Brukenthal als Unternehmer“ vom 18. Juni bis 26. September 2015 (Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag, 10.00-18.00 Uhr; geschlossen jeweils am ersten Dienstag des Monats). Die Vernissage findet am Donnerstag, den 18. Juni, um 15.00 Uhr im Kartographischen Kabinett des Hermannstädter Brukenthalpalais statt.
Selbst D. Dr. Georg Adolf Schuller, den verdienstvollen Biographen Samuel von Brukenthals, mutete es „eigentümlich an, diesen großen Staatsmann, den Förderer der Künste und Wissenschaften, den feinen Hofmann, mit allen Einzelheiten einer Feldwirtschaft und Viehzucht beschäftigt zu sehen”. Trotz seiner enzyklopädischen Einsichten in Brukenthals Zeitalter war Schuller von dem weitreichenden Nachdruck, mit dem Brukenthal seine Gutsbetriebe schuf und ausbaute, offenkundig überrascht.

Mehr als sechzig Jahre später, nachdem die sogenannte Sommerresidenz Brukenthals in Freck/Avrig 1999 an die Samuel von Brukenthal-Stiftung rückerstattet worden war, initiierte diese die Erstellung eines Parksanierungskonzepts, die die freundliche Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fand. Als Teil der vorbereitenden Maßnahmen entstand eine grundlegende historische Studie, die die allmähliche Genese und anschließende Verwandlung des Anwesens detailliert offenlegte. Erstmals wurde nun der eklektische Charakter des Anwesens mit spätbarocker Schlossanlage und Nutzgärten vollständig deutlich. Die Ergebnisse des 2006 fertig gestellten Konzepts fasste Cornelia Feyer in einer kleinen, attraktiven Buchpublikation für die Öffentlichkeit zusammen.
Entwurf einer fürstlichen Gartenanlage, aus: ...
Entwurf einer fürstlichen Gartenanlage, aus: Joseph Furttenbach, Architectura Civilis, Ulm 1628. Hermannstadt, Brukenthalbibliothek
Für eine ideengeschichtliche Einordnung von Brukenthals Wirken auf den Gebieten von Gartenbau und Landwirtschaft war verständlicherweise weder im Sanierungskonzept noch in der Buchpublikation der nötige Raum. Auf den neuen Erkenntnissen aufbauend, brachte dann Lisa Fischer in ihrer Brukenthal-Biographie das gartenbauliche Wirken Brukenthals deutlicher mit aufklärerischem Nützlichkeitsdenken und der Landschaftsgartenromantik in Verbindung. Mit unserer Ausstellung wollen wir den Blick nun sowohl weiten als auch vertiefen und auf die Brukenthal zur Verfügung stehenden Ideenquellen, auf die relevante Lektürelandschaft des Zeitalters richten. Deren Spektrum, von der Schloss- und Gartenarchitektur gewidmeten Prachtbänden über naturphilosophisch geprägte Werke bis hin zur Hausväterliteratur reichend, war Ergebnis einer Jahrhunderte übergreifenden europäischen Tradition des Nachdenkens über den Garten.
Verschiedene Birnensorten, aus: Johann H. Knoop, ...
Verschiedene Birnensorten, aus: Johann H. Knoop, Pomologia, Nürnberg 1760-1766. Hermannstadt, Brukenthalbibliothek
Sie bezeugt deutlich, dass in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine breite, bevölkerungsübergreifende Auseinandersetzung mit dem Garten stattfand. Auf theoretischer Ebene verlief sie besonders vehement, als zunehmend ideologischer Konflikt, sie fand aber auch in Gestalt einer pragmatisch ausgerichteten Gartenbaulehre statt. Der Eklektizismus der Frecker Anlage mit Zier-, Nutz- und Landschaftsgarten darf sich, wie es ein Blick auf Joseph Furttenbachs Entwurf für einen fürstlichen Garten von 1628 beweist, auf ihn als Vorläufer berufen, erfährt zeitgleich aber auch auf gartentheoretischer Ebene durch Schriften wie die von Stephen Switzer (1682-1745) und Sir Uvedale Price (1747-1829) prinzipielle Rechtfertigung.

In den präsentierten Druckwerken findet sich auch eine erhellende Antwort auf Georg Adolf Schullers Verwunderung. Triebfeder der intensiven Auseinandersetzung mit Gartengestaltung, Gartenbau und Landwirtschaft war die Forderung der Aufklärung nach einer Verbesserung der Lebensverhältnisse aller Menschen mit Hilfe volksbildender Maßnahmen und ein gewandelter Anspruch an den Fürsten: Anders als noch in früheren Jahrhunderten galt nicht mehr der siegreiche Feldherr und gerissene Diplomat, sondern der treusorgende, wohlwaltende Ernährer des Volkes als guter Landesherr. Die Erhöhung der Erträge und die Diversifizierung der nutzbringenden Arten sollten nicht nur der Vermehrung des Privatvermögens dienen, sondern auch der Landesentwicklung.
Ausstellungsplakat ...
Ausstellungsplakat
In unserer Ausstellung zeigen wir mehr als dreißig sehenswerte, reich illustrierte Druckwerke aus den Beständen der Brukenthalbibliothek, die im deutschsprachigen Raum, in Frankreich und England verlegt wurden und eloquente Belege einer gesamteuropäischen Bewegung sind, die sich der Entwicklung von Gartenbau und Landwirtschaft verschrieben hatte. Aus Schriften wie diesen konnte Samuel von Brukenthal nicht nur seine gartentheoretischen Konzepte und sein Fachwissen, sondern auch sein Selbstverständnis als Gartenbau und Landwirtschaft treibender Gubernator beziehen.
„Cedro grosso Bondolotto“ und eine Ansicht der ...
„Cedro grosso Bondolotto“ und eine Ansicht der Stadt Nürnberg, aus: Johann Chr. Volkamer, Nürnbergische Hesperides, Nürnberg 1708. Hermannstadt, Brukenthalbibliothek
Die Grüne Sendelbinde ist ein auf 36 Monate angelegtes, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Umweltprojekt. Projektpartner sind die Evangelische Kirchengemeinde A.B. Hermannstadt, das Brukenthalmuseum und das Umweltamt Hermannstadt. Das Projekt widmet sich der experimentellen Aufnahme von umweltrelevanten Themen in die Vermittlungsmaßnahmen des Museums: kultur- und kunsthistorische Inhalte werden mit solchen der Umweltbildung verbunden.

Frank-Thomas Ziegler

Schlagwörter: Brukenthal, Brukenthalmuseum, Hermannstadt, Ausstellung

Bewerten:

42 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.