18. September 2015

Festveranstaltung zu Ehren des 90-jährigen Dr. h.c. Hans Bergel

Im München wurde am 10. September Hans Bergel, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Siebenbürger Sachsen, mit einer Festveranstaltung geehrt. Aus Anlass seines 90. Geburtstages hatten dazu vier Münchner Institutionen geladen, denen der Jubilar über längere Zeit hin­weg verbunden war und immer noch ist. Zum hohen Niveau der Veranstaltung hat die auf dieser Seite leicht gekürzt abgedruckte Rede Bergels ebenso beigetragen wie die Festrede von Prof. h.c. Dr. Peter Motzan, die musikalische Umrahmung durch Ingrid und Sebastian Hausl sowie die Ausstellung von Renate Mildner-Müller mit Illustrationen und Grafiken zu Bergels Texten.
Der Adalbert-Stifter-Saal im Münchner Sudetendeutschen Haus war am Abend des 10. September gut besucht. Rund 200 Freunde und Weg­gefährten nahmen an der Festveranstaltung zu Hans Bergels 90. Geburtstags teil. Dazu eingeladen hatten das Generalkonsulat von Rumänien in München, das Haus des Deutschen Ostens (HDO) – bei der Festveranstaltung vertreten durch Direktor Prof. Dr. Andreas Otto Weber –, das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. an der LMU München (IKGS) und der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. – Bund und Kreisgruppe München. Einen passenden musikalischen Auftakt boten Ingrid Hausl am Fagott und Sebastian Hausl am Vibraphon mit ihrer Bearbeitung von vier rumänischen Tänzen Béla Bartóks. Im weiteren Verlauf brachten sie noch das „Andante“ aus dem Fagott-Konzert von Wolfgang Amadeus Mozart zu Gehör, sowie ihre Bearbeitungen des Volksliedes „Als ich dich zum ersten Mal erblickte“ sowie des „Wäjelied“ von Grete Lienert-Zultner.
Freundschaftlich verbunden: der 90-jährige ...
Freundschaftlich verbunden: der 90-jährige Jubilar Dr. h.c. Hans Bergel (rechts) und sein Laudator Prof. h.c. Dr. Peter Motzan. Foto: Hans-Werner Schuster
Unterschiedliche Akzente setzten die Vertreter der veranstaltenden Institutionen in ihren Grußworten. Der Kommissarische Direktor des IKGS, Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, stellte Bergel als Homo Politicus vor, als Vorkämpfer für Freiheit und Menschenrechte, der nicht nur epochale Umbruchzeiten erlitten und mit scharfem Blick beobachtet, sondern dank seiner Haltung, seiner Stimme und seiner Feder auch aktiv mitgestaltet hat. Selbstverständlich hat Gündisch seitens des IKGS und seines Vorgängers, des Südostdeutschen Kulturwerks, Bergel auch für die gut 30-jährige Mitarbeit gedankt, die er nicht nur als Herausgeber der „Spiegelungen“ und der „Südostdeutschen Vierteljahresblätter“ erbracht hat.

Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster würdigte Bergel als vielseitigsten und produktivs­ten Kulturschaffenden der Siebenbürger Sachsen, dessen Bedeutung wie auch Interessen weit über Siebenbürgen und das Siebenbürgisch-Sächsische hinausgehen. Schuster dankte im Namen des Verbandes und seiner anwesenden Vertreter – die stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter, Chefredakteur Siegbert Bruss, Kreis­gruppenvorsitzender Wilhelm Jakob Hermann – auch für Bergels Einsatz zum Wohle seiner Lands­leute, ein Einsatz, der weit über die fast 20-jährige Tätigkeit als Chefredakteur der „Siebenbürgischen Zeitung“ hinausgeht.

Auf weitere Facetten des Leistungsvermögens des Jubilars – Bergel war Landesmeister im 800-Meter-Lauf sowie Mitglied der rumänischen Ski-Nationalmannschaft und verdiente zeitweilig seinen Lebensunterhalt als Cellist – legte General­- konsul Anton Niculescu den Schwerpunkt seiner Begrüßungsansprache bevor sich Prof. h.c. Dr. Peter Motzan anschickte, Bergel umfassender zu würdigen.

Obwohl sich Motzan in seiner Festrede auf Bergel als Schriftsteller und Autor beschränkte, musste er einräumen, trotzdem nur Stückwerk bieten zu können. Aber er tat das mit funkelndem Geist in der für ihn so typischen sprachlichen Gewandtheit. Stückwerk blieben seine Ausführungen einerseits wegen des gebotenen Zeit­- rahmens und andererseits wegen der „überbordenden Menge und Vielfalt des literarischen Wer­kes Hans Bergels und der Fülle der Ausdrucks­ebenen“. Immerhin würdigte er nach politischem Leitartikel, Lyrik und Roman Bergel auch als Tagebuch- und Briefschreiber. Stückwerk musste auch Motzans Versuch bleiben, vom Werk her Bergels Leben nachzuzeichnen und ihn so als Akteur wie auch als herausragenden Zeitzeugen bewusst zu machen. Glücklicherweise hatte sich Bergel entschlossen, statt einer Lesung eine Rede zu halten – sie wird auf dieser Seite ungekürzt abgedruckt –, die das sich bis dahin abzeichnende Porträt weiter abrundete und vertiefende Einsichten in ein komplexes Persönlichkeitsprofil wie auch in die Beweggründe seines Handelns und Schreibens bot. Mit souveräner Selbstironie sprach er als Alter Ego in der ihm eigenen Gradlinigkeit von seinen „Dunkelheiten und Helligkeiten“, brillierte dabei rhetorisch und beeindruckte abschließend sowohl mit seiner Deutung unseres „Sächsisch-Seins“ wie auch unserer Epoche.

Mit Standing-Ovations vom Auditorium gefeiert, mit Blumen, kleinen Aufmerksamkeit und zahllosen Umarmungen wie guten Wünschen bedacht, signierte der Jubilar anschließend seine Werke an dem von den Berliner Verlagen Frank & Timme sowie Noack & Block reich bestückten Büchertisch. Bei einem Sektempfang und bei siebenbürgischen Spezialitäten, die Annerose Kloos, die neue Pächterin im HDO, vorbereitet hatte, klang die Festveranstaltung in entspannter Atmosphäre aus.

Hans-Werner Schuster



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Schlagwörter: Bergel, Ehrung, München

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