9. Februar 2016

Internationale Tagung in Berlin: Luthereffekt im östlichen Europa

Die internationale Tagung „Der Luthereffekt im östlichen Europa - Geschichte, Kultur, Erinnerung“ findet vom 8. bis 10. März im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin (Unter den Linden 2) statt. Veranstalter sind das DHM und das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (Oldenburg) in Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut der Universität Stuttgart, dem Institut für Germanistik der Universität Breslau/Wrocław, der Juniorprofessur für die Kunstgeschichte Ostmitteleuropas am Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der Technischen Universität Berlin sowie dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, Potsdam.
Ausgehend von der nicht selten in Konkurrenz zu anderen protestantischen Strömungen erfolgten Ausbreitung während des 16. Jahrhunderts richtet sich der Fokus der Tagung auf die Auswirkungen und Wechselwirkungen der lutherischen Lehre im östlichen Europa. Die Formierungsphase der reformatorischen Konfessionskirchen dauerte im östlichen Europa länger als im Reich. Der zeitliche Fokus der Tagung liegt daher nicht mehrheitlich im 16. Jahrhundert, sondern nimmt auch nachfolgende Prozesse in den Blick. Das „zweite konfessionelle Zeitalter“ – oder der Zusammenhang zwischen Religion und Nation – ist in diesem Raum besonders spannend. Der zeitliche Bogen der Konferenz reicht bis in die Gegenwart; auf diese Weise werden die heute noch manifesten Folgen der Reformation beispielsweise in Polen, in Ungarn oder auf dem Gebiet des heutigen Rumänien verdeutlicht. Neben der Ereignisgeschichte stehen die mediale Vermittlung reformatorischen Gedankenguts in Wort und Schrift, Kunst und Architektur sowie der Umgang mit diesem kulturellen Erbe im Zentrum des Interesses. Berücksichtigt werden dabei unterschiedliche konfessionelle, ethnische und kulturelle Kontexte. Die Tagung weist damit über die „Wittenberger Reformation“ im engeren Sinn hinaus und rückt die Spezifika der Reformationsbewegungen im östlichen Europa in den Blick. Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei. Um Anmeldung bis 4. März wird gebeten an E-Mail: tagungsbuero[ät]dhm.de.

Programm:

8. März, 18.00 Uhr: Eröffnung der Konferenz; 18.15 Uhr: Eröffnungsvortrag von Winfried Eberhard (Leipzig): „Die Rezeption der lutherischen Reformation in Ostmitteleuropa“.

9. März, 9.00-11.45 Uhr: Sektion 1 Der reformatorische Aufbruch im östlichen Europa – Konkurrenz und Toleranz, Sektionsleitung Thomas Wünsch (Passau): Matthias Weber (Oldenburg): „Koexistenz und Religionsfrieden in Ostmitteleuropa“; Edit Szegedi (Klausenburg): „Luther als Bezugsgröße der siebenbürgischen Reformierten und Unitarier im 16. und 17. Jahrhundert“; Kolja Lichy (Gießen): "Wider Luthers 'Satanismus'. Katholische Reform und lutherische Reformation in Ostmitteleuropa"; 11.45-13.15 Uhr: Sektion 2 „Die deutsche Religion“? Zum Verhältnis von Nation und Konfession, Sektionsleitung Konrad Gündisch (München): Hans-Jürgen Bömelburg (Gießen): "Die Lutheraner in Polen-Litauen im 17. und 18. Jahrhundert. Nationale Zuschreibungen und kulturelle Positionierung"; Eva Kowalska (Pressburg/Bratislava): "Konkurrenten und/oder Verbündete: Die wechselseitigen Rollen der Lutheraner und Reformierten im Königreich Ungarn im 17.-18.Jahrhundert"; 14.30-18.00 Uhr: Sektion 3 Vermittlung und Kommunikation I: Sprache und Literatur, Sektionsleitung Zbigniew Kadłubek (Kattowitz: Anja Rasche (Speyer – Lübeck): "Reformation im Hanseraum: Kaufleute, Bücher und Sanktionen"; Joachim Bahlcke (Stuttgart): "Bücherschmuggel. Die Versorgung ostmitteleuropäischer Protestanten mit Bibeln, Gesangbüchern und lutherischen Erbauungsschriften seit der Zeit der Gegenreformation"; Maciej Ptaszyński (Warschau/Warszawa): "Das Ende oder der Anfang der Reformation? Reaktion auf das Augsburger Interim in Polen"; Peter Ötvös (Szeged): "Die lutherischen Exulanten aus Österreich auf ungarischem Boden, ihre Vorhaben und Integrationsversuche (Anfang des 17. Jahrhunderts)"; 18.30-19.30 Uhr: Musikalische Soiree – Polnische, litauische und deutsche Lieder und Psalmen der Reformationszeit, Ausführende: “The Schoole of Night”, Maria Skiba, Sopran – Irene Klein, Viola da Gamba – Frank Pschichholz, Renaissancelaute und künstlerische Leitung, veranstaltet vom Deutschen Kulturforum östliches Europa (Potsdam).

10. März, 9.00-12.30 Uhr: Sektion 4 Vermittlung und Kommunikation II: Architektur und visuelle Medien, Sektionsleitung Aleksandra Lipińska (Berlin): Grażyna Jurkowlaniec (Warschau/Warszawa): "Illustrierte Bibeln und Katechismen im Polen des 16. Jahrhunderts: getrennte und gemeinsame Wege der christlichen Ikonographie nach der Reformation"; Krista Kodres (Tallinn): "Übersetzungen – Reformatorischer Ideentransfer durch räumliche und visuelle Medien im östlichen Ostseeraum"; Jan Harasimowicz (Breslau/Wrocław): "Protestantischer Kirchenbau in Ostmitteleuropa"; Evelin Wetter (Riggisberg): „Abgrenzung und Selbstvergewisserung. Zur Rolle vorreformatorischer Kirchenausstattungen in Siebenbürgen“; 14.00-17.30 Uhr: Sektion 5 Erinnerung und Erinnerungsorte – Lutherrezeption seit dem 19. Jahrhundert, Sektionsleitung Florian Kührer-Wielach (München): Anna Mańko-Matysiak (Breslau/Wrocław): "Den Gedächtniskulturen auf der Spur: Das Lutherbild in Polen"; Katrin Boeckh (München/Regensburg): "Identitäten und transnationale Netzwerke. Lutheranische Gemeinden in Galizien (20. Jahrhundert)"; Martin Zückert (München): "Abgrenzung und Integration. Lutherische Traditionen und evangelisch-lutherische Kirchen in der Tschechoslowakei"; Małgorzata Balcer (Thorn/Toruń): "Die Friedenskirche in Jauer/Jawor – ein deutsch-polnischer Erinnerungsort"; Ewa Gossart, Anne-Katrin Ziesak (DHM Berlin): "Die Vielfältigkeit reformatorischer Prozesse und Erscheinungsbilder: Wie stellt man die Reformation im Ostseeraum aus?" (Kurzreferat); 17.30-18.00 Uhr: Abschlussdiskussion.

Schlagwörter: Tagung, Berlin, Luther

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