21. Oktober 2017

Schloss Horneck, Burg Busau und Trump

In der zweiten Folge einer kurzen Geschichte von Schloss Horneck (Siebenbürgische Zeitung Online vom 14. Januar 2017) hatte ich bereits berichtet, dass die bedeutenden spätgotischen Grabdenkmäler der im 15.-16. Jahrhundert auf Schloss Horneck residierenden Deutschmeister im Jahre 1896 vom damaligen Besitzer Friedrich Trump für 3.000 Gulden an den Deutschordens-Hochmeister Erzherzog Eugen von Habsburg verkauft wurden. Nun konnte ich – nach der Teilnahme an der Zwölf-Apfelbäumchen-Aktion der Evangelischen Kirche in Rumänien in Karpfen/Krupina (Slowakei) – nach Busau/Bouzov in Mähren (Tschechien) fahren, um mir die Originale anzusehen.
Die Adligenburg Busau wurde Ende des 13., Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet. Der böhmische König Georg von Podiebrad soll 1420 dort geboren worden sein. Nach wechselnden Besitzern wurde sie 1696 vom Deutschen Orden gekauft. Erzherzog Eugen von Habsburg, der 1894 Hoch- und Deutschmeister wurde, wählte die Deutschordensburg zu seiner Sommerresidenz und beauftragte den Architekten Georg von Hauberrisser mit den Planungen für den Umbau. Dieser durch den Bau des Neuen Rathauses in München bekannte Künstler hat dann in den Jahren 1896-1901 die Burg nach dem Geschmack der Zeit zu einem neugotischen Märchenschloss aus- und umgebaut. Auf der Suche nach originalen Elementen, die der neuen Anlage den Anschein des Echten geben sollten, stieß er auch auf die Grabdenkmäler der auf Schloss Horneck bestatteten Deutschmeister.
Blick in die Elisabeth-Kapelle auf Schloss ...
Blick in die Elisabeth-Kapelle auf Schloss Busau/Bouzov: ein Tel des Altars, 15. Jahrhundert, links davon die Original-Grabplatte des Deutschmeisters Eberhard von Seinsheim (1420-1443), eine Kopie (heute noch verdeckt) befindet sich in der Toreinfahrt von Schloss Horneck. Fotos: Konrad Gündisch
Besitzer von Schloss Horneck war damals der Münchener Schlossermeister, Bauunternehmer, Immobilienspekulant, Aktionär und Realienbesitzer Friedrich Trump (1857-1931). Der aus Treuchtlingen stammende Unternehmer hatte im damals recht neuen Münchener Stadtteil Schwabing mehrere prächtige Gebäude mit luxuriösen Mietwohnungen von so bekannten Architekten wie Max Langheinrich oder Martin Wintergerst im Jugendstil bauen lassen (in der Schelling-, Friedrich-, Franz-Joseph- und Ainmiller-Straße). Die 1700 qm große Fassade des Hauses Nr. 89 in der Schellingstraße hatte er von Ferdinand Wagner mit Fresken der Wittelsbacher Herrscher des 19. Jahrhunderts, umgeben von ihren Baumeistern, Malern, Bildhauern, Dichtern, Musikern und Wissenschaftlern, ausstatten lassen, ein Prachtbau, der leider 1945 durch ein Bombardement zerstört wurde. 1906 lobte der Tölzer Kurier „die großen Wohnungs-Neubauten des Baumeisters Friedrich Trump in München“, die mit moderner Technik errichtet werden, so mit elektrisch betriebenen Aufzügen, die täglich 35.000 Ziegelsteine und ein dementsprechendes Quantum Mörtel befördern können.
Schloss Busau/Bouzov in Mähren, neugotisch ...
Schloss Busau/Bouzov in Mähren, neugotisch umgestaltet von Architekt Georg von Hauberrisser.
Friedrich Trump, der aufgrund seiner biographischen Daten nicht identisch sein kann mit dem Großvater des heutigen US-Präsidenten, erwarb 1891 Schloss Horneck und wollte hier eine Kuranstalt einrichten. Er veranlasste wichtige Umbauten im Schloss, u.a. die Korridore, die den Zugang zu den früher nur vom Deutschmeister genutzten Räumen („Fürstensäle“) ermöglichten, und brachte schöne Jugendstil-Elemente in der Möblierung und den Leuchtkörpern ein. Seine GmbH musste aber 1896 Konkurs anmelden. Kurz zuvor noch gelang es ihm noch, die Deutschmeister-Grabsteine zu verkaufen. Das damals schon starke Landesdenkmalamt verfügte allerdings, dass vor dem Abtransport Gipsabgüsse anzufertigen seien. Diese wiederholt ausgebesserten und übermalten Kopien sind heute noch in der Toreinfahrt von Schloss Horneck zu sehen.

Die Originale wurden von Georg von Hauberrisser in die Wände der Elisabeth-Kapelle von Schloss Busau eingelassen und bilden dort zusammen mit einem Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert ein sehr schönes, in sich stimmiges und stimmungsvolles Ensemble. Sollte sich ein Sponsor finden, könnte man mit Hilfe moderner Laserverfahren originalgetreue Repliken der Bosauer Grabsteine anfertigen lassen und diese auf Schloss Horneck in Stein wieder aufstellen, zusammen mit Informationen über den Deutschen Orden, Schloss Horneck und die dargestellten Deutschmeister – gewiss eine besondere Attraktion für Touristen.
Von Friedrich Trump in Auftrag gegebenes Haus in ...
Von Friedrich Trump in Auftrag gegebenes Haus in der Schellingstraße 89, München. Fassadenbemalung von Ferdinand Wagner. 1945 durch Bombardement zerstört. Aus: http://theodor-frey.de/schellingstrasse.htm#strauß
Bis dahin aber gilt es, das Projekt Um- und Ausbau von Schloss Horneck zum Siebenbürgischen Kulturzentrum Schloss Horneck voranzubringen. Neben Fördermitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sind Spenden notwendig, damit das Vorhaben gelingen kann. Jede Unterstützung ist hilfreich. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt.

Dr. Konrad Gündisch


Siebenbürgisches Kulturzentrum
„Schloss Horneck“ e.V.
VR Bank Dinkelsbühl eG
IBAN: DE21 7659 1000 0000 0313 13
BIC: GENODEF1DKV

Kontakt:
Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V.
Schloss Horneck
74831 Gundelsheim
Telefon: (06269) 4275619
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Öffnungszeiten Büro: Montag: 13.00-17.00 Uhr, Dienstag bis Freitag: 10.00-14.00 Uhr

Schlagwörter: Schloss Horneck, Geschichte

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