29. Oktober 2017

Magnet Hans Bergel

10. September im Haus der Heimat in Nürnberg. Der Seminarraum vollvollvoll. Gespannte Erwartung. Hans Bergel kommt. Kommt und liest. Scharfsinnig und wortgewaltig. Wie eh und je. Dass Bergel schreibkundig ist, wissen viele. Dass Bergel bei Lesungen auch heute noch – er ist heuer immerhin zweiundneunzig – so vital, so geistreich, so präsent ist, das überrascht. Er ist nun mal ein rüstiger Profi. Mit viel Übung. Mit viel Esprit.
Bergel hat viel geschrieben. Jedoch hat er auch noch viel zu sagen. Seine Lesungen werden zum neuen Kunstwerk. Voller Demut hören wir zu. Das Publikum – mucksmäuschenstill. Darauf bedacht, kein Wort des großen Bergel zu verpassen. Viele haben Bergel gelesen. Schon seit Jahrzehnten. Viele kennen Bergel. Die meisten haben ihn jedoch noch nie gesehen. Geschweige denn, so nah erlebt.

Hans Bergel in Nürnberg. Foto: Josef Balazs ...
Hans Bergel in Nürnberg. Foto: Josef Balazs
Der gestandene Profi hat uns in seinen Bann geschlagen. Etwa als er aus „Begegnung im Bistro oder das Lächeln des Kouros“ (aus dem noch unveröffentlichten Band „Tag und nach Nacht-Novellen“) las. Tiefgründig, geschickt, messerscharf komponiert. Oder als er den „Barackentrottel“(aus dem Band „Die Wildgans, Geschichten aus Siebenbürgen“, 2011) aktivierte. Subtil ironisch, satirisch, voller Humanität. Schließlich ein dritter Leckerbissen, diesmal aus dem Roman „Wenn die Adler kommen“ (1996): „Jagt ihn, er denkt! Schlagt ihn tot, er denkt! Kreuzigt ihn, er denkt! Wehe dem, der denkt!“ Ein gewisser Rudolf Ferdinand Jung versucht, Hermann Oberth für die Sache der Sowjetunion zu gewinnen. Ohne Erfolg. Mit großem Erfolg jedoch entwickelt Hans Bergel seine Geschichte. Das Publikum bleibt gebannt. Bis zum allerletzten Satz.

Die einführenden Worte von Josef Balazs seitens des Veranstalters, dem „Kulturbeirat zugewanderter Deutscher“: ein weiterer Höhepunkt dieses genussvollen Tages, an dem nach einer Ehrung auch Aquarelle von Friedrich Eberle im Haus der Heimat bestaunt werden konnten. Danke Hans Bergel. Danke Josef Balasz! (Im Interview „Respekt vor der Authentizität der Dinge!“ in der Siebenbürgischen Zeitung kann umfassend über Bergel nachgelesen werden.)

Horst Göbbel

Schlagwörter: Bergel, Nürnberg, Lesung

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