15. April 2018

goEast 2018: Kino im Wandel Europas

Das 18. goEast-Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird am 18. April in Wiesbaden eröffnet. „Trotz stärker werdendem Nationalismus in vielen Ländern Mittel- und Osteuropas und zunehmender Rhetorik, die an den Kalten Krieg erinnert, sehe ich im dortigen Kino viele gegenläufige Tendenzen, so haben uns in diesem Jahr erstaunlich viele länderübergreifende Koproduktionen erreicht, darunter übrigens auch viele starke Filme von weiblichen Filmschaffenden“, so Festivalleiterin Heleen Gerritsen.
Die Wettbewerbsbeiträge erzählen von Menschen, die in Zeiten des Wandels versuchen, ihre Identitäten zu behaupten. Im Wettbewerb treten 16 Filme gegeneinander an, zehn Spiel- und sechs Dokumentarfilme. 14 Beiträge feiern bei goEast ihre Deutschlandpremiere. Die international besetzte, fünfköpfige Jury entscheidet über die Vergabe der Preise: die Goldene Lilie für den Besten Film (10.000 Euro), den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie (7.500 Euro) und den Preis des Auswärtigen Amtes für kulturelle Vielfalt (4.000 Euro). 2018 übernimmt die Jury-Präsidentschaft die Oscar®-nominierte ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi. Weitere Jury-Mitglieder sind Gennady Kofman, der künstlerische Leiter des Docudays UA International Human Rights Documentary Film Festival aus der Ukraine, der slowakische Regisseur und Produzent Peter Kerekes, der polnische Filmschauspieler Mateusz Kościukiewicz und die in Russland geborene Filmemacherin, Drehbuchautorin und VJane Elena Tikhonova. Die internationale Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung FIPRESCI ist mit einer eigenen Jury vertreten und ehrt jeweils den besten Spiel- und den besten Dokumentarfilm.
Aus dem rumänischen Wettbewerbsbeitrag „Die tote ...
Aus dem rumänischen Wettbewerbsbeitrag „Die tote Nation“ von Radu Jude. Foto: ©goEast
Das geschichtsträchtige Familiendrama „Aurora Borealis“ (Ungarn, 2017) von der Grande Dame des ungarischen Films, Márta Mészáros, beginnt in der Gegenwart Österreichs und Ungarns, um dann eine filmische Reise zu unternehmen – zurück in die Zeit der sowjetischen Besatzung. Die dokumentarische Erzählung „Eine gefangene Frau“ (A Woman Captured, Ungarn/Deutschland, 2017, Regie: Bernadett Tuza-Ritter), ebenfalls aus Ungarn, bietet verstörende Einblicke in den Alltag einer Haussklavin – mitten in Europa. Ein Porträt, stellvertretend für die etwa 1,2 Millionen Sklavinnen und Sklaven, die in europäischen Privathaushalten arbeiten. Der rumänische Beitrag „Die tote Nation“ (Țara Moartă, Rumänien, 2017, Regie: Radu Jude) zeigt fotografische Porträts, Tagebucheinträge und Radioausschnitte eines jüdischen Arztes über das Leben und den zunehmenden Antisemitismus in Rumänien in den Jahren 1937 bis 1946. Die filmischen Erzählweisen bei goEast sind vielseitig wie die Gesellschaften Europas, denen sie entstammen. Ein weiterer Schwerpunkt des diesjährigen Festivals ist das Jahr 1968 mit Blick auf die Prager Revolution.

KK

Schlagwörter: Festival, Film, Südosteuropa, Wiesbaden, Ankündigung

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