26. Oktober 2018

Iris Wolff erhält zwei österreichische Literaturpreise

Nicht allzu häufig werden Autoren binnen weniger Tage gleich zweimal ausgezeichnet. Die siebenbürgische Schriftstellerin Iris Wolff erhält sowohl den mit einem Preisgeld in Höhe von 4000 Euro versehenen Otto-Stoessl-Preis als auch den mit 10 000 Euro dotierten Literaturpreis Alpha 2018. Erstere Auszeichnung wird in Graz, die zweite in Wien vergeben.
Der 41-jährigen Autorin wurde zunächst der Otto-Stoessl-Preis 2018 zuerkannt. Das meldete das Wochenmagazin Börsenblatt am 19. Oktober. Das Verbandsorgan des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zitiert den Vorsitzenden der preisverleihenden Stiftung, Christoph Binder: „Spricht man heute von der versunkenen Welt der deutschen Kultur in Siebenbürgen und sucht nach literarischen Darstellungen, denkt man wohl zunächst an Eginald Schlattner und Herta Müller, aber in zunehmendem Maße auch an Iris Wolff, die um zwei respektive eine Generation jüngere Autorin, die schon als Kind ihre Heimat verlassen hat. Mit scheinbar schwebender Leichtigkeit, klarer, auf das Wesentliche reduzierter Sprache und feinsinniger Beobachtungsgabe entwirft sie spannungsreiche Bögen zwischen versunkenen Welten und der Gegenwart und entwirft in ihren Erzählungen fein nuancierte Charaktere“. Der von der Otto Stoessl-Stiftung Graz verliehene Preis erinnert an den Schriftsteller Otto Stoessl (1875–1936) und wurde von dessen Sohn Franz Stoessl (1910-1988), einem Grazer Altphilologen, gestiftet.
Zweifach prämiert in Österreich: die ...
Zweifach prämiert in Österreich: die siebenbürgische Romanautorin Iris Wolff, flankiert von dem Fachjuror Christian Jahl, Leiter der Hauptbücherei in Wien, und Casinos Austria Vorstandsdirektor Prof. KR Dietmar Hoscher (rechts). Foto: Mike Ranz
Am 23. Oktober nahm die siebenbürgische Autorin dann im Wiener Studio 44 den Alpha-Literaturpreis für ihren Roman „So tun, als ob es regnet“ entgegen. Wie der ORF online meldete, setzte sie sich gegen Theodora Bauer („Chikago“) und Petra Piuk („Toni und Moni“) durch. Der Juryvorsitzende Paulus Hochgatterer attestierte in seiner Laudatio dem im Otto Müller Verlag in Salzburg erschienenen Roman, er hinterlasse „Spuren im Sand wie ein Kind, das über den Strand läuft“. „So tun, als ob es regnet“ sei „eine ganz wunderbare Geschichte über das seltsam spannungsvolle Verhältnis zwischen Heimat und Freiheit, das vor allem Menschen gut kennen, die auf ihren persönlichen Landkarten weite Strecken zurücklegen“.

Auf ihrer Facebook-Seite vermittelt Wolff ihre schiere Freude über das „mit einem Gefühl von Schwerelosigkeit im Inneren“ entgegengenommene „Schwergewicht von Pokal“; die Siebenbürgerin befindet hochgestimmt: „Wien war schon immer gut zu mir! (Vielleicht weil mein Ur-Ur-Ur-Großvater Wiener war). An diesem Abend aber ganz besonders.“ Der Literaturpreis Alpha wird von Casinos Austria und den Büchereien Wiens vergeben. Unter den bisherigen Preisträgern befinden sich unter anderem Thomas Stangl (2010), Eva Menasse (2014) und Karin Peschka (2015).

Iris Wolff wurde 1977 in Hermannstadt geboren, siedelte 1985 mit ihrer Familie nach Deutschland aus. In Marburg an der Lahn studierte sie Germanistik, Religionswissenschaft, Grafik und Malerei. Von 2003 bis 2013 war Wolff Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach sowie Dozentin für Kunstvermittlung. 2013 erhielt die in Freiburg lebende Autorin ein Stipendium für Literatur der Kunststiftung Baden-Württemberg. Für ihren 2012 erschienenen Roman „Halber Stein“ erhielt sie den Ernst-Habermann-Preis 2014. Weitere Romane folgten mit „Leuchtende Schatten“ (2015) und „So tun, als ob es regnet“ (2017). Iris Wolff ist Mitglied im Internationalen PEN.

Christian Schoger

Schlagwörter: Iris Wolff, Literaturpreis, Österreich, Graz, Wien, Hermannstadt, Roman, Herta Müller, Eginald Schlattner

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