2. Oktober 2019

Wächter in Weißenburg

„Ein besonderes Wochenende mit vielen schönen Begegnungen“ – das waren die 6. Weißenburger Kunsttage für Gerhild Wächter. Am 28. und 29. September war die gebürtige Kronstädterin eine von knapp 50 Künstlerinnen und Künstlern aus Weißenburg/Bayern und Umgebung, die die Stadt in eine große Galerie verwandelten.
Wächters Ausstellung im Gemeindehaus St. Andreas trug den Titel „Jeder hat sein Päckchen zu tragen“. Vorangegangen war ihr ein Aufruf der Künstlerin, „ein persönliches Päckchen zu packen“ und ihr zukommen zu lassen. „Das ,eigene Päckchen‘ kann in Form und Inhalt frei gestaltet werden. Päckchenobjekte können konkret außen und/oder innen gestaltet werden, durch Texte/Kombinationen verschiedener Ausdrucksmittel oder einen Gegenstand eigener Wahl, für den das ,Päckchen‘ als Symbol steht.“, hieß es im Aufruf. Ausgestellt wurden 132 Objekte, so unterschiedlich wie die Einsender selbst, mit Titeln wie „Fast rund um die Uhr“, „Alles unter einen Hut bekommen“, „Mutter Erde“ oder „Meine Zeit“.
„Alles unter einen Hut bekommen“: eines der 132 ...
„Alles unter einen Hut bekommen“: eines der 132 Objekte in der Ausstellung „Jeder hat sein Päckchen zu tragen“. Foto: G. Roth
Viele Päckchen waren von Frauen eingeschickt worden und behandelten die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die Doppel- oder Dreifachbelastung als Berufstätige, Partnerin, Mutter, die von anderen und sich selbst gestellten Ansprüche ans Frau-Sein, Mensch-Sein, „Verfügbar-Sein“ auf allen Ebenen – oft verbunden mit der Wahrnehmung des eigenen Körpers. Zu sehen gab es symbolische und konkrete Päckchen, Ketten, Steine, einen Hammer, auch Bücher und Erzählungen, Medikamentenschachteln, Herzen, Glaskugeln und vieles mehr, jedes Objekt mit seiner eigenen Geschichte, die mal offen zutage lag, aber viel öfter noch erkundet, erfühlt werden musste. Verbunden waren die Päckchen durch papierene „Wortketten“; Fotografien und Scherenschnitte von Gerhild Wächter fungierten gleichsam als Rahmen der Ausstellung.
„Mutter Erde“. Foto: G. Roth ...
„Mutter Erde“. Foto: G. Roth
Knapp 580 Besucher zählte die Künstlerin an diesem Wochenende in ihrer Schau, unter ihnen Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, knapp 90 kamen zum Gottesdienst am Sonntagabend, der zum Abschluss der Kunstaktion „Jeder hat sein Päckchen zu tragen“ von Dekanin Ingrid Gottwald-Weber im Ausstellungsraum gehalten wurde.
Blick in den Ausstellungsraum. Foto: Gerhild ...
Blick in den Ausstellungsraum. Foto: Gerhild Wächter
Wie würde mein Päckchen aussehen? Die Frage beschäftigte wohl jeden, der an einem der beiden Kunsttage bei Gerhild Wächter zu Besuch war; es sei denn, das eigene Werk war bereits als Teil der Ausstellung zu Kunst geworden – eine eigentümliche, die Grenzen zwischen privater Sphäre und öffentlichem Raum verwischende Erfahrung.

dr

Schlagwörter: Gerhild Wächter, Ausstellung, Weißenburg, Fotografie, Scherenschnitte, Kunst

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