29. August 2020

Ausstellung „Siebenbürgen im Zabergäu“ gibt Einblick in das Leben von Siebenbürger Sachsen

„Der Aufruf nach Leihgaben hat eingeschlagen wie eine Bombe.“ Christa Brückner, Leiterin des Heimatmuseums im Brackenheimer Stadtteil Botenheim, ist begeistert und dankbar für all die Ausstellungsobjekte, die sie in den letzten Wochen für die Ausstellung „Siebenbürgen im Zabergäu“ gesichtet und arrangiert hat. „Die Auswahl fiel mir schwer.“
Die Leihgaben stammen von Familien aus Brackenheim, Güglingen und Lauffen a.N. und erlauben zumindest einen kleinen Einblick in das frühere Leben der Siebenbürger, hauptsächlich aus den Orten Reußmarkt und Mardisch bei Hermannstadt.
Museumsleiterin Christa Brückner inmitten von ...
Museumsleiterin Christa Brückner inmitten von Konfirmationstrachten aus Mardisch. Foto: Helga El-Kothany
„Arm waren die Leute nicht“, sagt Christa Brückner mit Blick auf die kunstvoll bestickten, aufwendig verarbeiteten Trachten sowohl für Frauen wie für Männer. „Das war ein reiches Bauernvolk. Es wurde hart gearbeitet, aber man konnte auch seinen Reichtum zeigen.“ Am Stil vieler Kleidungsstücke erkennt man den ungarischen Einfluss in dem Gebiet, zum Beispiel am Umhang eines Mannes mit Pelzbesatz am Kragen.

Auch heute werden diese Trachten noch bei besonderen Anlässen getragen. Wie die von Helga Fakesch aus Brackenheim. Sie trug ihre schon vor über 40 Jahren bei ihrer Konfirmation, im Gottesdienst oder an bestimmten Festtagen. Das zeitlos schöne Festgewand holt sie bei diversen Anlässen der Siebenbürger immer noch aus dem Schrank.

In Vitrinen ausgestellt sind Kostbarkeiten wie ein Gesangbuch von 1902. Der wie neu wirkende, blaue Samteinband, verziert mit filigranem Silberschmuck, zeigt, dass es nur an hohen Feiertagen mit in die Kirche genommen wurde. Auch die 120 Jahre alte Puppe saß sicher eher als Dekoration auf einem Sofa oder einem mit Spitzen verzierten Paradekissen auf einem Bett und war nicht wirklich zum Spielen gedacht. Eine Auswahl an Bildern aus einer Sammlung von „Sächsischen Kirchenburgen aus Siebenbürgen“ vermittelt einen Eindruck einer architektonischen Besonderheit. Errichtet als Wehrkirchen ab der Mitte des 12. Jahrhunderts zum Schutz der ungarischen Krone gehören heute einige der Anlagen samt umliegenden Dörfern zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nicht nur im unteren großen Saal, auch in den oberen Räumen kann man wunderbare Handarbeiten bewundern: Keramik, bestickte Bettüberwürfe, Tischdecken, Sofabezüge…

Die Ausstellung ist seit dem 1. Juni jeden ersten Sonntag im Monat von 11.00 bis 17.00 Uhr und auf Anfrage geöffnet und läuft bis zum Jahresende 2020. Der Eintritt ist frei. Es werden noch Helfer für die Aufsicht gesucht. Interessenten melden sich bitte bei Christa Brückner, Telefon: (0 71 35) 76 06.

Durch die Hygienevorschriften ergeben sich einige Änderungen gegenüber bisherigen Veranstaltungen: Eine Bewirtschaftung ist noch nicht möglich. Alle Besucher ab sechs Jahren müssen einen Mundschutz tragen. Kinder haben nur in Begleitung Erwachsener Zutritt, und Gruppen dürfen aus maximal acht Personen bestehen. Statt „Museum zum Anfassen“ heißt es jetzt „Kommen – staunen – nichts anfassen“. Kennzeichnungen geben den Rundgang vor.

Helga El-Kothany

Schlagwörter: Brackenheim, Ausstellung, Zabergäu, Heimatmuseum, Trachten

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