14. Februar 2021

20 Jahre Urzelparaden in Franken

Schon ab 1999 präsentierten sich die Urzeln beim Faschingstreiben auf dem Herzogenauracher Marktplatz, dann ab 2001 auch als Gruppe bei Umzügen in Franken. Zünftig beim ersten Mal in Nürnberg mit der Blaskapelle Nürnberg und Einkehr im Haus der Heimat zum Urzelkraut, jedoch mit importierten Reifenschwingern von der Sachsenheimer Urzelzunft: Maja Fielk und Kurt Filp, 2002 auch Frieder Zimmer.
Bevor die kleinen Urzelchen lernen, mit der ...
Bevor die kleinen Urzelchen lernen, mit der Peitsche zu knallen, lernen sie, Krapfen zu verteilen. Foto: Georg Hutter
2003 stellten sich die Urzeln beim Kinderfasching des Bürgervereins Nürnberg vor, wobei Thomas Hoss (11) wie ein Großer knallte und Sabine Herberth (12) den Reifen schwang. Sie und die damals 18-jährige Gitte Henning waren danach bis 2009 unsere verlässlichen Reifenschwingerinnen, begleitet am Akkordeon von Christian Fuss und Reinhold Burkart.

2004 liefen die Urzeln erstmalig in Weisendorf, wo sie seither regelmäßig im Haus von Brigitte und Gerhard Berner zum Urzelkraut einkehren – hirräi! – und eroberten erstmalig 2009 auch die Zuneigung der begeisterten Zuschauer im mittelalterlich geprägten Wolframs-Eschenbach. 2010 lehrten die Urzeln deren Männer-Gesangsverein das Fürchten: Sie konnten dem Chorleiter das Lied, das der Gesangsverein von Wolframs-Eschenbach gerade für sein 150-jähriges Jubiläum einstudierte, auswendig vorsingen, weil sie es aus der Schule kannten: Gaudeamus igitur.

Für das zehnjährige Jubiläum 2011 entwarf der damals 22-jährige Robert Roth das Logo fürs Jubiläums-T-Shirt und verpasste dem Urzel als Partenzeichen an der Maske das siebenbürgische Wappen. Seine Schwester, die 20-jährige Yvonne Roth, machte im gleichen Jahr beim Nürnberger Fastnachtszug zum ersten Mal als Reifenschwingerin mit. Es sollte in den folgenden Jahren noch besser kommen. 2012 hatten die Urzeln in Franken zum ersten Mal die Ehre, den Nürnberger Fastnachtszug anzuführen! 2013 lief das erste Mal der Senegalese Pape mit. Er bereicherte den Umzug nicht nur durch sichtliche Begeisterung am Urzellauf, sondern auch durch gekonntes Peitschenknallen.

Als März 2014 der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly dem Haus der Heimat, wo die Urzeln ihren Brauch feiern, den roten Teppich der SPD als Zeichen der Anerkennung ausrollte, wurde er zum ersten Mal in seinem Leben von Urzeln empfangen und in der Peitsche gedreht.

2015 fand zum ersten Mal in Nürnberg ein gemeinsamer Umzug der Urzeln in Franken mit jenen aus der Agnethler Breasla Lolelor statt, was erstmals zur stattlichen Zahl von 110 Urzeln führte. Erstmals wurde dabei auch die Kürschnerkrone präsentiert, die die Lole aus Agnetheln mitgebracht hatten. 2016 knallten die Urzeln gleich zweimal pünktlich den Regen weg: in Wolframs-Eschenbach und in Weisendorf, so dass der vorher und nachher starke Regen für die Dauer des Umzugs pausierte.

2017 präsentierten sich die Urzeln zum ersten Mal in Hilpoltstein, wo sie eine neue Tradition begründeten: das traditionelle Einkehren mit Urzelkraut im Haus von Karin und Dietmar Roth. Hirräi! Viel Zuspruch ernteten sie auch bei ihrem ersten Umzug in Thalmässing. 2018 beteiligten sie sich zum ersten Mal in Pleinfeld, Greding und am Heimattag in Dinkelsbühl, wo die Peitschen auf der Bühne im Großen Schrannensaal knallten. Die Urzeln aus Franken schauspielerten nämlich bei der Brauchtumsveranstaltung Hier, eh, det Mariechen dånzt!
Urzelchen – hier in Leder und zum Tauschen ...
Urzelchen – hier in Leder und zum Tauschen gedacht. Foto: Doris Hutter
Künstler haben wir mehrere unter den Urzeln: gute und sehr gute Knaller, aber nicht nur! Die Reifenschwingerinnen Ute Schuster und Yvonne Roth waren die letzten zehn Jahre atemberaubende Hingucker zwischen den knallenden Urzeln in der Parade. Souverän schwangen sie ihre gefüllten Weingläser zu den traditionellen Akkordeonklängen von Alfred Untch und Reinhold Burkart, gelegentlich auch Steffen Schulze und Hans Depner. 2014 spielte Burkart sogar Klarinette. 2019 gingen die Urzeln aus Franken zum ersten Mal fremd! Zwölf Tapfere stiegen ins Flugzeug, um in Thessaloniki zusammen mit den Lole aus Agnetheln die Uferpromenade unsicher zu machen. Gemeinsam sangen sie für das griechische Fernsehen das Siebenbürgenlied.

Als 2020 Corona schon in einigen Ländern wütete, war Franken bis Ende Februar absolut frei von Covid-19. Schließlich hatten die Urzeln in Hilpoltstein, Wolframs-Eschenbach, Nürnberg und Weisendorf genug Lärm gemacht und knallend die Luft virenfrei gehalten. Martin Faff aus Roßtal hatte sich aber schon vorher mit einem unbesiegbaren Virus infiziert, dem Tüftler-Virus! Wir suchten schon lange nach einem Abzeichen, das man bei Umzügen verschenken oder tauschen kann. Damit es zum Urzel und zu Agnetheln passt, wo einst die Zünfte der Schuster, Kürschner, Riemer hohes Ansehen hatten, sollte es aus Leder sein. Martin tüftelte in seiner Werkstatt und fertigte rechtzeitig zum 20. Jubiläum rund 400 Leder-Urzelchen, die in die Welt hinauswollen.

Ständig Neues die letzten zwanzig Jahre! Liebe Urzeln in Franken, ich danke euch und allen unseren Helfern (Urzelkraut, Anzüge, Krapfen, Gebäck, Küchendienst…) ganz herzlich für all die schönen Momente während der Brauchtumspflege, für die neuen Wege, die wir bestritten haben, für das gemeinsame Hirräi!

Ist das noch zu toppen?! Ja, es gab drei Urzelhochzeiten: 2016 traten die Urzelpaare Karin (geb. Kosa) und Robert Roth vor den Traualtar, 2018 Corinna (geb. Faff) und Frank Pelger sowie 2019 Yvonne (geb. Roth) und Alex Langer.

Was kann schöner sein?! Es gibt noch Schöneres: Diese drei Ehepaare produzierten bisher vier waschechte Urzelchen, Karin und Robert haben nämlich schon zwei. Wunderbare Zukunftsperspektive! Wenn das alles kein Grund zum Jubilieren ist! Und wenn wir nun heuer nach 20 Jahren eine Urzellauf-Pause einlegen, dann haben wir sie uns redlich verdient, oder? Hirräi!

Doris Hutter

Schlagwörter: Urzeln, Franken, Brauchtum, Jubiläum

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