24. April 2021
Pandemie vor Jahrhunderten
In diesen bewegten Zeiten, die uns durch den Corona-Virus auf unterschiedliche Weise in Atem halten, ist es verständlich, dass man sich darüber Gedanken macht, ob es das für uns „Nie-da-Gewesene“ auch in der Vergangenheit, wenn auch in einer anderen Form der Pandemie, gegeben hat. Dabei muss man unwillkürlich an die Chroniken der siebenbürgischen Ortschaften denken, die ab der Mitte des 15. bis ins 18. Jahrhundert immer wieder vermerken, wie die Pest, der so genannte „Schwarze Tod“, wütete und viele Menschen dahingerafft, ja manche Ortschaften nach Massensterben fast ausgelöscht und diese pandemische Seuche viele Spuren hinterlassen hat.

Die Einführungen zum Quellenteil bestehen aus drei medizingeschichtlich bemerkenswerten und sehr aufschlussreichen Beiträgen von Klaus Bergdolt (Köln): „Schwarzer Tod und ärztliche Pesttheorien im Laufe der Jahrhunderte“, von László András Magyar (Budapest): „Pestepidemien in Siebenbürgen“ (Übersetzung aus dem Ungarischen von der Philologin Éva Mária Papp/Klausenburg) und Robert Offner (Regensburg): „Hermannstädter Stadtärzte des 16. Jahrhunderts und die Pestordnungen von Johann Salzmann, Sebastian Pauschner und Johann Stubing“.

So wie durch die Pestepidemien manche historische Entwicklungen abbrachen und dafür andere Prozesse beschleunigt wurden und sich gesellschaftlich vieles veränderte, wird – so die Herausgeber – „die gegenwärtige, von dem neuartigen Corona-Virus ausgelöste Pandemie ebenfalls vergleichbare Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen“ und zu gesellschaftlichen Veränderungen führen. Aus gelernten oder gelesenen Erkenntnissen der Vergangenheit, dargestellt in vorliegendem Buch, kann man im Umgang mit der Corona-Krise (SARS-CoV-2) heute erfahrener und sorgfältiger vorgehen.

Abbildungen und Faksimiles dienen, mit Zitaten versehen, auch als Quellenmaterial. Ebenfalls beigefügt sind Zusammenfassungen des Werkes in drei Sprachen. Für die Übersetzung ins Rumänische zeichnet Ioana Constantin (Hermannstadt), für die in ungarischer Sprache Dr. Magyar András László (Budapest) und für die englische Fassung Kelly Lüdeking (Hamburg).
Die Umschlaggestaltung lag bei Robert Offner und Petra Henning unter der Verwendung einer alten Ansicht von Hermannstadt aus dem 17. Jahrhundert (aus Johannes Tröster, Nürnberg 1666). Den Druck besorgte die Honterusdruckerei Hermannstadt.
Das Projekt wurde gefördert durch finanzielle Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien und das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen. Alle haben dazu beigetragen, dass dieses interessante und lehrreiche Buch entstehen konnte.
Erika Schneider
Robert Offner, Thomas Șindilariu (Hrsg.): „Schwarzer Tod und Pestabwehr im frühneuzeitlichen Hermannstadt“. Quellen zur Geschichte der Stadt Hermannstadt, Band 6. Schiller Verlag, Hermannstadt/Bonn, 2020, 231 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-946954903.
Schlagwörter: Buch, Buchvorstellung, Rezension, Wissenschaft, Hermannstadt, Pandemie, Geschichte, Medizin
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