8. Mai 2021

Ausstellungsräume des Hauses des Deutschen Ostens München ab sofort virtuell zu erleben

Große Museen öffnen online und virtuell jedermann/jederfrau ihre Pforten, ihre Sammlungen, ihre Ausstellungen. Weltweite Begeisterung, da man am Vormittag das moderne Kuppeldach des British Museum (2013), als auch den dreisprachigen Rosetta-Stein aus dem Jahr 196 v. Chr. bewundern kann. Am gleichen Tag ist ein Schlendern im Louvre auf der Suche nach der Mona Lisa durchaus möglich. Und wenn man schon in Paris ist, besucht man auch das Atelier des Bildhauers Constantin Brâncuși im Centre Georges Pompidou. Moderne Welt generiert moderne Menschen und umgekehrt. Wer sich der Moderne entzieht, wird von der Zeit bestraft. So dachte auch das Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München und ging online. Mehr noch, man kann die Ausstellungsräume virtuell erleben. Der Link zur Ausstellung: https://www.hdo-vr.de/Okt20/.
Die Ausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir? Zu Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa“, die anlässlich des 50-jährigen Bestehens des HDO vom 16. Oktober 2020 bis 15. Dezember 2021 stattfindet, hat die regional vielfältigen Identitäten von Deutschen aus dem östlichen Europa zum Thema. Zu den Regionen, die thematisiert werden, gehören auch das Banat und Siebenbürgen. Der Münchner Stadtrat Dr. Florian Roth (Siebenbürgen) und die Verwaltungsangestellte Andrea Kielburg (Banat) setzen sich in den Video-Interviews mit der Bedeutung von Heimat, Sprache, Traditionen und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe auseinander. Die Interviews, die vielen Exponate, die in dieser Jubiläumsausstellung zu hören, zu sehen sind, wären nach der Schließung der Ausstellung unwiederbringlich als Einheit verlorengegangen.
Virtuell nachgebaute Ausstellungsräume des HDO. ...
Virtuell nachgebaute Ausstellungsräume des HDO. Bildquelle: oliver balazs, berlin
Das HDO-Team, geleitet von Prof. Dr. Andreas Weber, hat sich für eine zukunftsorientierte Lösung entschieden. Die akribische Arbeit von Patricia Erkenberg und Dr. Lilia Antipow, die in monatelanger Recherche die Ausstellung ermöglicht haben, wird durch die Virtualisierung gerettet. Es ist ein aufwendiges Projekt. Nachdem das Feinkonzept einer Berliner Firma genehmigt wurde, begann diese mit dem Nachbau der Räume nach Grundrissplänen in 3D-Software. Die Oberflächen wurden originalgetreu nachempfunden. Sogar die Maserung des Eichenparketts ist im Nachbau so detailgenau, dass ein Unterschied zum Realen nicht zu merken ist. Die Exponate der Ausstellung werden akribisch in 3D übertragen. Dazu gehört die aufwendige Simulation der Beleuchtung des Raumes, aber auch das Außenlicht gemäß globaler Positionsdaten. Hat man all diese Einzeldaten beisammen, erfolgt eine zeitintensive Bildsynthese, die in diesem konkreten Fall über 70 Stunden Rechenzeit gedauert hat. Fachleute nennen es Rendering. Nach der Synthese der Räume und der dazugehörigen Exponate im richtigen Licht wird diese Einheit in spezieller Panorama-Präsentations-Software fürs Internet aufbereitet. Als allerletzten Schritt konnte der Wunsch, zugleich auch Bedingung des HDO erfüllt werden, nämlich die Daten auf Servern in Bayern abzulegen, somit alles nach der Datenschutz-Grundverordnung umzusetzen.

Ende März verkündete das HDO auf seiner Homepage: Die virtuelle Entdeckungsreise in den virtuellen Ausstellungsräumen ist möglich! Die Besucher*innen können interaktiv Rundgänge durch die Räume unternehmen, selbst auswählen, was sie in virtueller Form betrachten wollen, und anhand von ausführlichen Objektbeschreibungen sich so informieren. Vom Handy unterwegs oder zu Hause am Bildschirm, kann man nun interaktiv verschlossene Türen des HDO virtuell öffnen und via Link jederzeit die Ausstellung besichtigen. Was wichtig ist: Nach Ablauf der Ausstellung wird diese weiterhin virtuell erlebbar sein.

Die Leiterin des Sachgebiets Öffentlichkeit-, Medien- und Pressearbeit des HDO, Dr. Lilia Antipow, verkündet mit Stolz und Zuversicht: Unser Haus hat mit der Virtualisierung den einzig richtigen Schritt in Richtung interaktiver Wahrnehmung unserer Ausstellung in diesen schwierigen Pandemiezeiten getan, aber auch für die Zukunft den virtuellen Zugang aller Ausstellungen, die wir haben werden, ermöglicht.

Josef Balazs

Schlagwörter: HDO, München, Ausstellung, virtuell

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