17. Dezember 2021

Das Leid ins Schöpferische umgewandelt: Deportationsausstellung in Gundelsheim

Freitag, den 10. Dezember, 17 Uhr wurde in den Sonderausstellungsräumen des Siebenbürgischen Museums auf Schloss Horneck in Gundelsheim die Ausstellung „‚Das Laub gesammelt aus fünf Herbsten.‘ Kunst und Deportation“ eröffnet. Die neue Schau geht der Verbindung von Kunst und Deportation der Siebenbürger Sachsen in den Arbeitslagern der Sowjetunion (1945-1949) aus mehreren Blickwinkeln nach. Sie ist die Folgeausstellung zu der mit großem Erfolg gezeigten kulturhistorischen Ausstellung „Skoro damoi! Hoffnung und Verzweiflung. Siebenbürger Sachsen in sowjetischen Arbeitslagern 1945-1949“ und knüpft in ihrer thematischen Konsequenz an diese an.
Kunst als Überlebensstrategie: Dr. Irmgard ...
Kunst als Überlebensstrategie: Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Siebenbürgischen Museums e.V., bei der Eröffnung der Ausstellung am 10. Dezember. In der Mitte Peter Jacobi, rechts die Kunsthistorikerin Dr. Heinke Fabritius, seit 2017 Kulturreferentin für Siebenbürgen. Foto: Konrad Klein
Ziel der Präsentation ist es, den nachgeborenen Generationen das Thema der Zwangsverschleppung anhand und gefiltert durch die Kunst, die in den Lagern entstanden ist und solcher, die sich der kreativen Aufarbeitung der dortigen Geschehnisse in späteren Zeiten widmet, tiefgehend und emotional nahe zu bringen. Die Ausstellung legt ihren Fokus vor allem auf die Kraft des Künstlerischen als Überlebensstrategie, als Kraft „die Banalität des Unmenschlichen“ (Friedrich von Bömches) zu ertragen und das Leid ins Schöpferische umzuwandeln, eine Erkenntnis, wie sie in dem von Oskar Pastior entlehnten Ausstellungstitel poetisch verdichtet ist.
Museumsleiter Dr. Markus Lörz, Dr. Irmgard Sedler ...
Museumsleiter Dr. Markus Lörz, Dr. Irmgard Sedler und der von seiner Corona-Erkrankung genesene Bildhauer Peter Jacobi mit seiner Arbeit „Fufoaica“ (Bronze, 1973-76) bei der Vernissage in Gundelsheim. Foto: Konrad Klein
Die Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Zeichnungen, Linolschnitte, Textil- und Glasbilder gewähren Einblick in die künstlerisch unterschiedliche Verarbeitung der Lagererfahrung deportierter Künstler wie Karl Brandsch, Eva Maria Scheiner und Friedrich von Bömches. Sie verraten die Zwänge, denen unmittelbar nach der Deportation Künstler wie Harald Meschendörfer, Oskar Pastior, Trude Schullerus durch das kommunistische Regime der Stalinzeit bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema ausgesetzt waren, die ideologische Pervertierung durch die Berichterstattungen und Pressezeichnungen im Neuen Weg. Schließlich steht der Besucher vor den Werken zeitgenössischer Künstler (Peter Jacobi, Eva und Gert Fabritius), die aus der Distanz der Zeit die Dimensionen der Traumata einer Generation in ihren Werken in den Bereich des Beispielhaften an menschlichem Leid und Erdulden zu erheben vermochten.

Die Ausstellungseröffnung fand unter den derzeitigen Umständen der Corona-Pandemie gezielt für die Kinder, Familien und Freunde der Künstler statt, die zu den wichtigsten Leihgebern dieser einmaligen Schau zählen und die diese hiermit erst möglich gemacht haben. Die Ausstellung wird bis zum 24. April 2022 gezeigt, eine Midissage vor größerem Publikum ist, sobald die Umstände es erlauben, angedacht. Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag, Feiertage: 11-17 Uhr; geschlossen vom 24.-26. Dezember, am 31. Dezember, 1. Januar. Es gelten aktuell die 2G-Plus-Regeln, siehe auch https://www.siebenbuergisches-museum.de/de/besucherinformationen/oeffnungszeiten-und-preise/.
Zu den Exponaten zählten auch Arbeiten des Malers ...
Zu den Exponaten zählten auch Arbeiten des Malers und Kunsterziehers Karl Brandsch, von dem sich eine Reihe Porträtzeichnungen und sogar das Aquarell einer Hügellandschaft in Lagernähe erhalten haben. Neben Dr. Sedler Museumskustos Dr. Lörz (mit Maske), links Brandsch-Sohn Ingmar Brandsch, ganz rechts dessen Bruder Dr. Roderich Brandsch, der Leihgeber der Bilder. Foto: Konrad Klein
Die Ausstellung wird durchgeführt als Kooperation des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim mit dem Haus der Geschichte Dinkelsbühl, dem Museum und Forum Schloss Homburg in Nümbrecht, dem Kulturreferat des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Sie wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Förderverein des Siebenbürgischen Museums sowie das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen in Bayern. Es erscheint ein Katalog.

Schlagwörter: Ausstellung, Deportation, Siebenbürgisches Museum

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