14. April 2022

Wenn einer eine Reise tut … Online-Vortrag über Anton Maly in Südamerika

Der Vortrag von Frank und Heinrich Höchsmann hat am 29. März wieder einmal verdeutlicht, warum es nicht nur im Englischen heißt: „long ways, long lies“ (lange Wege, lange Lügen). Die Geschichten, die ihr Großvater Anton Maly nach vier Jahren in Übersee erzählen konnte, waren für ein europäisches Publikum einfach unglaublich.
Frank Höchsmann 1982 vor den Iguazú-Wasserfällen, ...
Frank Höchsmann 1982 vor den Iguazú-Wasserfällen, vor denen keine 80 Jahre zuvor auch sein Großvater Anton Maly staunend stand. Foto: privat
Kurzweilig und im wahrsten Wortsinn in bunten Bildern nahm Frank Höchsmann die gut 30 Zuhörer mit auf die Spuren Malys. Von Piranhas, Ureinwohnern, der „grünen Hölle“ (Regenwald) und einem Heiratsmarkt, auf dem tatsächlich Ehefrauen gehandelt wurden, war da die Rede. Heute mag vieles davon durch Film und Fernsehen wohlbekannt sein, doch stellen Sie sich vor, wie unglaubwürdig solche Erzählungen vor 100 Jahren gewirkt haben müssen. Allein schon die 42000 Kilometer, die Maly von 1905 bis 1909 zurückgelegt hat, sind angesichts der damaligen Beschwernisse kaum zu fassen.

Dabei steht völlig außer Zweifel, dass Anton Maly tatsächlich in Südamerika gewesen ist. Seine Erlebnisse hat er nicht nur in Abenteuerromanen verarbeitet (Leseempfehlung des Enkels: „Die grüne Hölle in Flammen“), sondern auch in Gedichten. Leider sind die Zuhörer aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht in den Genuss gekommen, Heinrich Höchsmann beim Rezitieren einiger Beispiele lauschen zu können. Immerhin konnten sie am Bildschirm lesen, was Maly beispielsweise über den Abend in der Pampa schrieb: Es sinkt der Abend nieder/ Auf die Gefilde schon,/ Die langsam ich durchreite;/ Ein irrender Erdensohn/ […] Mein Lager muss bereiten/ Auf öder Steppe ich,/ Als Kissen dient der Sattel,/ Der Mantel decket mich.

Die reizvollen Bilder und der begeisterte Vortrag haben mit Sicherheit vielen Zuhörern Lust auf eine Fernreise oder zumindest den Erwerb eines Romans von Maly gemacht. Antiquarisch wird man leicht fündig. Offenkundig wurde bei der Online-Veranstaltung auch, wie groß das Interesse am Zusammenkommen und am Austausch ist. Die Fragen des Publikums hätten für einen zweiten Vortrag der Gebrüder Höchsmann gereicht: Ist Maly in Südamerika auch anderen Siebenbürger Sachsen begegnet? Hatte er den Spitznamen „siebenbürgischer Karl May“ schon zu Lebzeiten und wie stand er dazu? Er verließ Siebenbürgen 1936 – wie hielt er es mit der Politik? Was gäbe es über Malys Theaterstücke, Gedichte und Essays noch zu sagen? In beinahe familiärer Atmosphäre wurden nicht zuletzt Erinnerungen darüber ausgetauscht, wie man als Kind in Siebenbürgen voller Begeisterung Malys Bücher ausgeliehen und verschlungen hat …

Frank und Heinrich Höchsmann sei für diese neuerliche Reise in ferne Länder herzlich gedankt!

Dagmar Seck

Schlagwörter: Vortrag, Online-Event, Bundeskulturreferat, Südamerika, Literatur, Anton Maly

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